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PR 2643 – TANEDRARS Puppe

PR 2643 – TANEDRARS Puppe

Titel: PR 2643 – TANEDRARS Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Blick nicht von dem kosmischen Naturschauspiel lösen. »Es sieht tatsächlich aus wie rote Tränen, die in einen See tropfen.«
    Er kannte dieses Bild aus TANEDRARS Bericht über die Entstehung der Superintelligenz. Außerdem wusste er, dass er eine verfremdete, entstellte Version dieses Geschehens schon viel früher gesehen hatte – auf der kosmischen Bühne, die ihm den Weg zum Reich der Harmonie gewiesen hatte.
    Lydspor streckte einen Arm aus, sodass sich der Anzug aus dünnen Streifen spannte, der seinen Körper umgab. Er tauchte die Hand in das dreidimensionale Abbild, als wolle er eine der Blut- oder Feuer-Tränen herausfischen und in seine Hand nehmen.
    Rot tanzte es auf der narbigen Krötenhaut. Der Kandran schaute den Lichtball nachdenklich an. »Es ist das Mahnende Schauspiel vom See der Tränen.«
    Saedelaere umrundete das Holo, bis er direkt neben dem rotierenden Schwarzen Loch stand, dessen Original alle Materie in weitem Umfeld in sich hineinriss, um sie zu verschlingen. Was immer in seine Anziehungskraft geriet, war rettungslos gefangen wie die beiden Sonnen, die nach und nach gefressen wurden. Das Holo stellte es mit trügerischer Schönheit dar. Gewiss, es handelte sich um ein faszinierendes, aus der Ferne ästhetisches Geschehen, aber das Element der mörderischen Gefahr ging völlig verloren.
    Insofern passt es auch auf dieser Ebene gut zu TANEDRARS Harmonie.
    Saedelaere wusste nicht, was er von diesem Gedanken halten sollte. »Ich kenne das Schauspiel, Uyari.«
    Der Harmoniewächter schien diese Worte gar nicht gehört zu haben. Ungerührt fuhr er fort: »Du kannst dir nicht vorstellen, welche Bedeutung es für das Reich der Harmonie hat. In diesem Bild konzentriert sich so vieles. Generationen unserer Weisen haben darüber nachgedacht. Alle alten Lehren fußen letztlich darauf.«
    »Ich kenne es«, wiederholte Saedelaere, »und ich bin mir auch seiner Bedeutung bewusst. Es drückt die Furcht vor den Hohen Mächten des Kosmos aus.«
    »Wer in ihre Abhängigkeit gerät, kann zwischen den Fronten ihrer Kriege zermahlen werden.« Uyari zitierte es wie etwas, das er seit Jahren auswendig kannte und schon als Junge stolz seinen Eltern aufgesagt hatte. »Aber das ist nur eine Seite. Du kennst das Schauspiel tatsächlich? Blieb dir im Palast Zeit, es ...«
    »Ich habe es bereits vorher gesehen. Genauer gesagt führte es mich zu euch auf einer langen Suche im Kosmos.«
    »Du irrst dich. Zumindest interpretierst du das, was geschehen ist, falsch. TANEDRAR hat dich in sein Reich gezogen.«
    »Glaubst du tatsächlich daran, dass die Superintelligenz das Schicksal aller Escalianer lenkt?« Und mehr noch, auch meines?
    »Es war deine Bestimmung, nun in diesem Schiff zu sitzen und für TANEDRAR in die Anomalie einzufliegen. Vielleicht entscheidet sich hier und heute die Zukunft des Reiches! Du musst es vor QIN SHI retten. Wenn die ... Säuberung dieser Anomalie auch nur der erste Schritt sein kann.«
    Meine Bestimmung? Alaska Saedelaere wusste nicht, ob er das akzeptieren konnte oder auch nur wollte. Gewiss, er glaubte daran, dass das Dasein des Kosmos nicht nur auf Zufall und willkürlichen Entscheidungen aller Lebewesen beruhte. Er betrachtete aber auch nicht die Hohen Mächte als entscheidungsbefugt oder Superintelligenzen wie TANEDRAR. Was ihn leitete und bestimmte, jenseits aller naturgegebenen Triebe und intellektverhafteter Vorstellungen ...
    Wenn er die Augen schloss, sah er die Querionin Kytoma vor sich, wie sie zunächst blass und blasser wurde und sich dann zur Frau Samburi Yura wandelte, von der zauberischen Kindfrau zur erhabenen, perfekten Schönheit. Sie stand so nah, dass er scheinbar nur die Hände ausstrecken musste, um sie zu greifen. Doch er vermochte es nicht. Sie blieb stets gerade jenseits seiner Reichweite, und das würde sich womöglich niemals ändern.
    Warum nur kam sie ihm nicht entgegen, nur ein wenig, nur einen Schritt? Etwas hinderte sie, davon war er überzeugt. Sie wollte von ihm gefunden werden.
    Die unerreichbare Kommandantin der LEUCHTKRAFT drehte sich einmal um die eigene Achse, als wolle sie tanzen, und als sie Alaska Saedelaere wieder das Gesicht zuwandte, hatte es sich verändert. Es war mit einem Mal hölzern geworden, und die Konturen verschwammen. Einen Atemzug später schaute ihn die Prinzessin Arden Drabbuh an – oder TANEDRAR.
    Die Puppe lächelte, und plötzlich verzog sie das Gesicht vor Schmerzen. Eines der Augen quoll aus der Höhle und zerplatzte. Saedelaere

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