PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
wehren.
Ächzend stand er auf und wischte den Schweiß von seiner Stirn. Einen Moment wurde seine Sicht dunkler, als habe etwas das Licht blockiert. Er blinzelte und schaute sich um. Alles war normal.
Muss die Müdigkeit sein. Ich sehe schon Schatten, die sich bewegen ...
Eudo verließ das zum Trainingsraum umfunktionierte Arbeitszimmer von Barischs Mutter. Die Möbel waren alle in eines der anderen Zimmer geschafft worden. Stattdessen standen ein paar Fitnessgeräte herum, die Sharoun aufgetrieben und zu Mordinstrumenten umgebaut hatte, und Zielscheiben zierten die Wände.
Ob TLD-Ausbildungscamps auch so aussehen? Ich bezweifle es ...
Er ging in den Wohnraum und bestellte sich an der Küchenzeile ein großes Glas Wasser. Am Tisch saßen Barisch und Bhacc und arbeiteten wie jeden Tag daran, mithilfe des Modellbauwerkzeuges verschiedene Mikroprojektile herzustellen, die aus ihren sonst relativ harmlosen Jagdwerkzeugen gefährliche Waffen machen würden. Der Topsider hatte ihnen die Anleitung gegeben, die Materialien hatten Bhacc und Sharoun beschafft.
»Ich gehe duschen«, kündigte Eudo an, als das Glas leer war.
Die Wohnungstür glitt auf. Sharoun kam mit einem vollgepackten Rucksack herein. Eudo lächelte. »Ich nehme auch gerne Begleitung mit.«
Sie hob die Augenbrauen. »Wohin?«
»Unter die Dusche.«
Sharoun schnaubte. »Ich glaube, die habe ich noch nicht nötig.«
»Ich kann dir dabei helfen, die Notwendigkeit herzustellen.«
»Ich hätte dich so schnell auf der Matte, dass nicht einmal Zeit für eine winzige Schweißperle bliebe.«
»Ein guter Grund, weiterzutrainieren. Wenn auch nicht unbedingt jetzt.« Eudo grinste, stellte sein Glas ab und verließ den Raum. Er war sich des missbilligenden Blicks von Bhacc in seinem Rücken bewusst, doch es kümmerte ihn nicht. Er hatte langsam gelernt, den jüngeren Leuten ein wenig Spaß zu lassen.
Was Barisch Ghada über seine Flirterei mit Sharoun dachte, wusste er nicht. Obwohl er schon zwei Jahre mit dem Architekten regelmäßig auf dem Court gestanden und sie gemeinsam hinterher manches Glas geleert hatten, konnte er ihn nicht lesen. Er war verschlossen wie die Häuser, die er plante und programmierte.
Und irgendwie bedeutete seine Meinung Eudo durchaus etwas. Warum auch immer.
Kopfschüttelnd holte er frische Kleidung aus seiner Tasche und machte sich auf den Weg zur Hygienezelle.
Als er wieder herauskam, übte Sharoun im Trainingsraum mit Xanno. Der Junge arbeitete mit stiller Konzentration. Er war erstaunlich gut, wenn man bedachte, dass er geplant hatte, sein Leben dem Staub alter Zeiten zu widmen.
Stille Wasser sind tief.
Eudo konnte sich nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn er nicht nur Mavdi, sondern auch seine anderen Geschwister verloren hätte. Vielleicht wäre er dann ähnlich introvertiert wie Xanno.
Erschwerend kam dazu, dass der Archäologiestudent seit einer Weile nichts mehr von seinen Eltern gehört hatte. Er sprach nicht darüber, doch Eudo war klar, dass Xanno von ihrem Tod ausging – einem der vielen Effekte des neuen Universums zum Opfer gefallen.
Wer allein ist, hat nicht mehr viel zu verlieren.
Eudo hatte Angst vor dem Alleinsein. Darum litt er darunter, seine Schwester irgendwo dort draußen zu wissen. Ob sie ihn vermisste? Ob sie Heimweh hatte?
»Lust auf etwas mehr Ertüchtigung?« Sharouns Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sie stand mit verschränkten Armen im Raum, während Xanno sich gerade wieder sein Hemd überwarf.
»Bin was essen«, murmelte der Junge und drückte sich an Eudo vorbei aus dem Raum.
»Ich weiß nicht ...« Er ging ein paar Schritte in den Raum hinein, auf Sharoun zu. »Ich habe bis vor Kurzem gegen eine Stahltonne gekämpft, die dringend einmal wieder ihren eigentlichen Aufgaben nachkommen sollte.«
»Und wer soll dann ein Auge darauf haben, dass ihr Stadtgockel mal lernt, eure Glieder richtig einzusetzen?«
Eudos Mundwinkel zuckten. »Du bist ja da. Ich schätze, du könntest auch allein all unsere Glieder auf Vordermann bringen.«
»Du hast ja eine hohe Meinung von mir. Ich bin gerührt. Allerdings solltest du nicht hoffen, mein Griff wäre weicher als der des Roboters.«
Ehe Eudo reagieren konnte, schoss Sharouns Hand vor und umklammerte sein Handgelenk. Blitzschnell verdrehte sie seinen Arm so, dass er mit einer Wendung folgen musste, und so weit in seinen Rücken hinein, bis sein Unterarm am Rückgrat lag. Mit der anderen Hand packte sie seinen Gürtel und fegte mit einem
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