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PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse

Titel: PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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vor seinen Augen.
    Das Ziel ist klar, sagte er. Wir finden Anicee und bringen sie nach Hause.
    Ebenso klar wie undurchführbar, erkannte Routh. Für einen Moment erfasste ihn Übelkeit, als ihm deutlich wurde, wie sehr er auf verlorenem Posten stand: ein einzelner Mann gegen eine ganze Zivilisation. Ausgerüstet womit? Mit einem Implantmemo, einem Werkzeug, das ihm allmählich den Geist zerrüttete. Mit dem Schemenkleid der Spiegelin, von dem er nicht wusste, wie es funktionierte. Einem Tornister, der knapp zwanzig Liter Trinkwasser enthielt, nebst einer Wiederaufbereitungsanlage.
    In der Brusttasche des sandfarbenen Overalls trug er den Reizfluter. Sein Ziehvater Chourtaird hatte ihm die schmale, aber schwere Handfeuerwaffe überlassen. Die Nadeln, die der Fluter verschoss, lösten in den Getroffenen Schmerzreize und Wahnvorstellungen aus.
    Eine typisch sayporanische Waffe, überlegte Routh. Mit ihrem niederschwelligen, geradezu unscheinbaren Offensivarsenal war ihnen gelungen, woran kosmische Supermächte wie die Terminale Kolonne gescheitert waren: Sie hatten die Verteidigungswälle der Terraner nicht gesprengt, sondern unterlaufen, infiltriert, von innen außer Kraft gesetzt. Eine eigenartige, asymmetrische Kriegführung.
    Ein Implantmemo aus pataralonischer Fertigung. Ein Reizfluter der Sayporaner. Das Schemenkleid der Vae-Vaj – ich bin eine multikulturelle Einmannarmee, dachte Routh und lachte bitter auf. Großartig. Welche Streitmacht dieses Universums wollte es da mit ihm aufnehmen?
    »Wir werden Anicee suchen. Wir werden sie finden«, sagte er. »Natürlich. Und dann? Wie schaffen wir sie zurück nach Terra?«
    Wir manipulieren eines der Transitparkette. Nötigenfalls requirieren wir ein sayporanisches Raumschiff.
    »Das wären Aufgaben für Raumlandetruppen«, sagte Routh. Ihm war klar, dass mit einer solchen Hilfe vorerst nicht zu rechnen sein würde. Ein Raumschiff kapern? »Besitzen die Sayporaner überhaupt Raumschiffe?«
    Nicht notwendig, gab Puc zu. Sie könnten an Bord anderer Schiffe nach Terra gekommen sein. Sie könnten Bauteile eines Transitparketts nach Terra geschmuggelt haben, getarnt als Ersatzteile, als Handelsgut. Bauteile, die sie später autonom zusammengesetzt und betriebsfertig gemacht haben.
    Routh winkte ab. »Fruchtlose Diskussion.«
    Er wanderte langsam durch den Park. Etwas ließ ihn zögern, tiefer in das eigentliche Stadtgelände einzudringen, vorzustoßen zum Zentrum. Wenn Anboleis überhaupt etwas wie eine Mitte hatte. Möglicherweise standen die gläsernen Titanen ja jeder für sich.
    Noch war ihm niemand begegnet, kein Sayporaner, kein Terraner, weder Zofe noch Junker. Hin und wieder glitt eine der Pasinen lautlos über ihn hin, die Routh an ins Riesenhafte vergrößerte Origami-Figuren erinnerten. Sayporaner und die Menschenkinder falteten sie aus ultraleichten Metallfolien. Sie drehten ihre Kreise, gerieten in einen Aufwind und flogen außer Sicht.
    Gadomenäa war eine gepflegte, sanfte Welt. Auch voller Wunder, wenn er an die fliegenden Landschaften dachte. Aber der Planet wirkte zugleich wie eine Welt, von der sich das Leben lange schon abgewendet hatte. Alt, greise.
    Das Gefühl absoluter Verlassenheit wurde so übermächtig, dass Routh stehen blieb, die Augen mit der Hand beschirmte und auf die Geschlechtertürme blickte, Ausschau hielt nach Menschen. Oder Sayporanern.
    Vielleicht war es zu früh am Morgen. Er brauchte beinahe eine Minute, bis er hoch oben in einem der näheren Daakmoy eine Bewegung entdeckte: eine winzige humanoide Silhouette, die langsam durch einen gläsernen Saal glitt. Vielleicht nur ein Schatten. Oder Wunschdenken.
    Routh überlegte, ob er Puc damit beauftragen sollte abzuschätzen, wie viele Quadratkilometer Wohnfläche die Stadt Anboleis bot. Er unterließ es. Das Ergebnis fiele in jedem Fall einschüchternd aus: Einige der Daakmoy-Giganten wiesen mit ihren zweitausend und mehr Geschossen bei einer lichten Höhe von etwa fünf Metern eine Fläche von eineinhalb Milliarden Quadratmetern auf. Die hoch gebaute Stadt war ein ganzer Kontinent. Er würde Jahre suchen können, ohne eine Spur von Anicee zu finden. Verborgen im Licht.
    Dabei – er lächelte – war es immer Anicee gewesen, die Versteckspielen gehasst hatte. Wenn sie sich von ihm zu diesem Spiel hatte überreden lassen, suchte sie mit Bedacht schlechte Verstecke und ließ sich rasch finden. Sie war in ihren ersten Jahren ein ängstliches Kind gewesen, allem Schrecken offen. Wenn er ihr

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