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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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sie.
    Persönlich waren sie einander in diesen dreißig Tagen nicht wesentlich näher gekommen. Es schien unmöglich, mit Marrghiz warm zu werden. Auch einer versierten Journalistin gelang es nicht, die Mauer seiner distanzierten Höflichkeit zu durchbrechen.
    Wahrscheinlich war er in der langen Reihe von Invasoren, die Terra heimgesucht hatten, der Diktator mit der besten Kinderstube. Er legte vollendete Umgangsformen an den Tag. Dabei wirkte seine geradezu offensive Verbindlichkeit ungekünstelt und frei von Zynismus.
    Ob bei offiziellen Anlässen oder im kleinen Kreis, Marrghiz benahm sich nie wie ein Despot, sondern eher wie ein mitleidiger Missionar, der Rücksicht auf die Begriffsstutzigkeit seiner Schäfchen nahm. Er gab sich als treusorgender Verwalter, nicht als gieriger Gouverneur oder gar sadistischer Kerkermeister.
    Was nichts daran änderte, dass er es war, der momentan am Drücker saß. Ein Wink von Marrghiz genügte, und die Nano-Maschinen, die den Großraum Terrania buchstäblich unterwandert hatten, lösten ein Mega-Beben aus, das die Hauptstadt der Menschheit in Schutt und Asche legte.
    Und die Sternengaleonen der Sayporaner, so schmächtig sie im Vergleich mit terranischen Superschlachtschiffen erscheinen mochten, konnten der Erde jederzeit weitere derartige »faule Eier« einpflanzen.
     
    *
     
    Phaemonoe hatte Marrghiz interviewt, gleich bei ihrer ersten Begegnung. Auf ihre jahrzehntelange Erfahrung als Reporterin vertrauend, war sie sich sicher gewesen, ihn aus der Reserve locken zu können.
    »Ist dir bekannt, das wievielte Volk von Invasoren die Sayporaner sind?«, hatte sie gefragt, mit fein spöttischem Unterton.
    Aber Marrghiz hatte gut gekontert: »Innerhalb dieses Raums, den die Terraner als Anomalie bezeichnen, sind eher die Terraner Invasoren, meinst du nicht?«
    So war das mit ihm. Man kam kaum gegen ihn an. Er wusste auf alles eine Antwort, glatt und beherrscht, stets freundlich lächelnd.
    Meist war er dem Gesprächspartner um mehr als einen Gedankensprung voraus. Oft nahm er Phaemonoe nicht bloß den Wind aus den Segeln, sondern drehte ihr das Argument im Mund um und wendete es gegen sie.
    Damals hatte sie ihm eine Reihe von Angreifern aufgezählt, welche in den vergangenen Jahrtausenden den Kürzeren gezogen hatten. Worauf Marrghiz gemeint hatte, umso mehr läge ihm daran, weitere Angriffe zu verhindern: »Wir Sayporaner werden das Unsere dafür tun, dass auf Terra endlich eine Epoche des Friedens Einzug hält.«
    Diese Floskel war wohl für die zahllosen Zuhörer bestimmt gewesen, die überall im Solsystem das Live-Interview verfolgten. Offenbar hatte sich Marrghiz bestens informiert über die Kritik, die immer wieder, mal leiser, mal lauter, an der LFT-Führung geäußert wurde.
    Sollte, so klagten viele, das Jahrtausend der Kriege denn nie ein Ende haben?
    Etliche machten keinen Hehl daraus, dass sie den unsterblichen Zellaktivatorträgern die Schuld gaben: Lenkten nicht deren intergalaktische Aktivitäten erst recht das Interesse diverser kosmischer Bösewichter auf die Heimat der Terraner?
    Wobei Marrghiz sich und die Seinen natürlich zu den Guten rechnete. »Wir Sayporaner kommen nicht, um zu erobern«, hatte er behauptet. »So etwas wäre ein Trugschluss, und ich kann nur vermuten, dass er aus den Wirrungen eurer Vergangenheit herrührt. Wir sind hier, um ein neues Zeitalter einzuläuten. Die einige Jahrtausende währende Odyssee der Menschheit durch Raum und Zeit ist zumindest für das Solsystem zu Ende. Die Terraner sind endlich daheim angekommen.«
    »Und damit jeder«, hatte Phaemonoe sarkastisch erwidert, »hört und begreift, was die Stunde geschlagen hat – die erste Stunde dieses unsagbar Goldenen Zeitalters –, wurde mit dem tödlichen Erdbeben in der Zona Mexico der ›friedliche‹ Gong geschlagen?«
    Zehntausende waren ums Leben gekommen als Folge der sayporanischen Machtdemonstration. Zehntausende! Unschuldige Opfer des Exempels, das die Invasoren an Mexico City statuiert hatten.
    »Haben denn die Terraner nicht auch das eine oder andere Mal wenige getötet, um dadurch den Tod einer weitaus größeren Menge zu verhindern?«
    Das hatte Phaemonoe schwerlich verneinen können. Ihr verbaler Gegenstoß, mit dieser Aussage rufe der Augure förmlich zum bewaffneten Widerstand gegen sein eigenes Regime auf, brachte nicht viel ein.
    Hoch hatte sie diese erste Kraftprobe nicht gewonnen. In Summe war das Wortgefecht bestenfalls unentschieden ausgegangen.
    Es sollte

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