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PR 2648 – Die Seele der Flotte

Titel: PR 2648 – Die Seele der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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wollte die Passivität nicht länger akzeptieren, würde notfalls damit drohen, den Anzug abzulegen.
    »Was ist in den letzten Minuten geschehen?« Er sprach die Frage laut aus, obwohl eine rein telepathische Botschaft genügt hätte. Er konnte seine Gedanken auf diese Art exakter bündeln. Es gab niemanden, der sich an den Worten stören konnte. »Ich verlange eine Antwort von dir!«
    Er hatte sich längst daran gewöhnt, den Anzug wie ein Lebewesen zu behandeln und ihn auch so anzusprechen. Und der Anzug antwortete; es war nicht das erste Mal, dass es zu einer direkten Kommunikation kam.
    »Du hast gar nichts zu verlangen!«, herrschte ihn der Anzug an. Kaum hörte er die Worte, glaubte Rhodan schemenhaft den Anzug vor sich in der Luft schweben zu sehen.
    »Ich bin dein ...«
    »Du hast einen Fehler begangen!« Die Stimme klang wie die eines störrischen Kindes. »Du hast mein Potenzial nicht erkannt und nicht genutzt! Und jetzt kommst du und verlangst Hilfe?«
    »Du hast zu lange geschwiegen!«, behauptete Rhodan.
    Der Anzug spiegelte die Worte zurück: »Exakt das ist ein Teil deines Fehlers! Du hast etwas an dir, was dich interessant macht, aber du bist nicht imstande, dein Potenzial auszuschöpfen – ebenso wenig wie meines.«
    Der Terraner war wie vor den Kopf gestoßen und rang nach Worten. Wovon sprach der Anzug, wenn er auf Rhodans vergeudetes Potenzial anspielte? Hing es mit dem Zellaktivator zusammen? Mit dem anthurianischen Urcontroller? Oder gar mit der verlorenen Aura eines Ritters der Tiefe?
    Das Abbild des Anzugs der Universen verblasste, und Rhodan wusste mit absoluter Sicherheit, dass er von ihm auf absehbare Zeit nichts mehr hören würde.
    Er musterte das einzige Holo, das wie festgefroren in der Zentrale von MIKRU-JON verblieben war. Es zeigte die Öffnung in das andere, fremde Schiff.
    Dort lag sein Ziel. Es war der einzige Ort, an dem er mehr erfahren würde.
    Er ging zur Öffnung des Antigravschachts, der aus der Zentrale des Obeliskenraumers führte. Als er hineinstieg und routinemäßig nach unten sah, glaubte er, eine Art Schemen zu sehen, der in diesem Augenblick den Schacht einige Meter tiefer verließ – eine dunkle, klobige Gestalt.
    Sofort erinnerte er sich an das, was er direkt vor seiner Ohnmacht zu sehen geglaubt hatte: jemand, der durch die Zentrale ging und auf ihn zukam.
    Doch das konnte nicht sein.
    »Mikru, befindet sich ein Fremder im Schiff?«, rief er routinemäßig, ehe ihm wieder klar wurde, dass diese ihm nicht antworten konnte.
    Gab es tatsächlich einen Eindringling an Bord? Bildete er die Gefahr, vor der Rhodan Mikru retten sollte? Oder stand er mit dem Oracca in Verbindung? War er aus dem Schiff, an dem sie andockten, an Bord gelangt?
    Diese Vermutung wies einige Wahrscheinlichkeit auf. Ein Grund mehr, in das fremde Schiff einzudringen, um mehr in Erfahrung zu bringen.
    Er senkte sich immer tiefer vom Boden der Zentrale weg. Beiläufig dachte er an diejenigen, die er dort zurückließ – seine Freunde.
    Welche Freunde?
    Perry Rhodan verließ den Antigravschacht dort, wo auch die fremde Gestalt verschwunden war.
     
    *
     
    Die Wände des Korridors waren starr und ein wenig dunkler als sonst.
    Überall wirkte die organisch anmutende Eigenbewegung des Schiffs eingefroren. Der Obeliskenraumer war erstarrt in der mörderischen Kälte, genau wie die vielleicht schon seit Unzeiten in der Kristallwolke des Verstecks verharrende Flotte. MIKRU-JON fiel nach und nach in eine umfassende Stasis.
    Doch das kümmerte Rhodan wenig. Es hatte seine Richtigkeit.
    Etwas beeinflusst mich!, dachte er, und die Vorstellung schmerzte. Wie kann das sein, wenn ich doch ...
    Der Einwand verwehte, der Terraner begehrte nicht weiter auf. Stattdessen kreisten seine Gedanken um Nemo Partijan. Es ging um die Kristalle. In ihnen lag die Lösung. Die Kristalle ...
    Nemo hatte darum gebeten, ihm zu vertrauen. Etwas anderes blieb Rhodan gar nicht übrig. Er musste die Stärken seiner Mitarbeiter ausnutzen. Wenn er das nicht schon vor langer Zeit gelernt hätte, wäre er dutzendfach verloren gewesen, vielleicht längst gestorben, ehe er zum ersten Mal ein fremdes Sonnensystem oder gar eine fremde Galaxis erreicht hatte.
    Er ging weiter. Wie ein Traum, dachte er.
    Sein Ziel stand fest. Er musste die Bodenschleuse MIKRU-JONS erreichen und über sie in das fremde Schiff eindringen. Dort warteten Antworten, und hoffentlich würde er auch auf die beiden Verschwundenen Nemo Partijan und Ramoz treffen.

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