PR 2651 – Rettet die BASIS!
Kabine zu einem Nickerchen aufs Sofa legte?
Das war das Letzte, woran er sich erinnerte. Also musste er eingeschlafen sein. Träumte er?
Eine verlockende Erklärung – an die er leider nicht recht glauben konnte. Zwar besaß die Szenerie, in die er auf rätselhafte Weise geraten war, durchaus etwas Albtraumhaftes; jedoch wirkte sie zugleich erschreckend realistisch.
Rynol traute sich allerhand morbide Phantasien zu, allerdings nicht mit solchem Detailreichtum. Vor allem aber hätte sein Unterbewusstsein, selbst wenn es sich extra anstrengte, nie im Leben eine derart grässliche Musik komponieren können.
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Er war nicht der Einzige, der die Knöchernen überragte. Zwar waren sie in der Mehrzahl, aber mit ihnen marschierten zahlreiche Wesen unterschiedlichster Körperform und Größe, viele davon nicht humanoid.
Manche wirkten wie Nachtgelichter, einer barocken Darstellung des Dante'schen Infernos entsprungen. Schemenhafte Spukgestalten, deren Schädel fast nur aus nadelspitzen Zähnen bestanden, ritten auf Kakerlaken, so groß wie Pferde. Obszön fette Igelartige ließen sich huckepack tragen von ausgemergelten Gnomen, die unter der Last beinahe zusammenbrachen.
Andere wiederum ähnelten verstümmelten Zombies aus billigen Trivid-Serien. Auch Cyborgs waren darunter, die auf schadhaften Kunstgliedern dahintorkelten.
Der seltsame Korso erhielt steten Zuwachs. Alle, die aus den Türen entlang des Ganges kamen und sich den Tanzenden anschlossen, waren auf die eine oder andere Weise lädiert.
Viele wurden von kleinen, schwebenden Medoeinheiten begleitet. War dies etwa eine Klinik?
Aber ja! Es musste sich um eine Art Bordkrankenhaus handeln, vermutlich um eins der Mannschaftsspitäler, über die APERAS KOKKAIA zweifellos verfügte.
Im Zusammenhang mit den Zerstörungen, welche von der Explosion der Sonnenbombe angerichtet worden waren, hatte es gewiss unzählige Verletzte gegeben, die nun in diesen Räumlichkeiten behandelt wurden. Aber warum schlossen die versehrten Werfttechniker sich so begeistert dem Umzug der Skelettartigen an? Sogar solche, die sich kaum auf den Beinen oder Tentakeln halten konnten?
An sich selbst bemerkte Rynol Cog-Láar freudige Erregung darüber, dass er an diesem Geschehen teilhaben durfte. Er fühlte sich eingeladen, gerufen, berufen zu einem Aufstieg in höhere geistige Sphären.
Die Verheißungen schienen primär vom rhythmischen Sprechgesang der Oracca auszugehen, so derb und misstönend Rynol das Gekrächze auch empfand. Die Sprache bestand hauptsächlich aus Raschel- und Zischlauten, vom hundertstimmigen und doch monotonen Chor zu einer Eindringlichkeit verdichtet, dass es ihm durch und durch ging.
Inzwischen hatte der Translator des SERUNS ausreichend Informationen gesammelt, um den Liedtext übersetzen zu können.
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Kommet, kommet, ihr Mühseligen und Beladenen! Leget ab alle Sorgen, lasset die Ängste zurück!
Ewiges, unzerstörbares Glück soll euch geschenkt werden. Ihr werdet euch erheben über die Schranken und Fährnisse der Leiblichkeit. Der Oikolamppas geleitet jene, die ihm folgen, in eine wundervolle Zukunft jenseits aller Schmerzen und Widrigkeiten.
Kommet, kommet und reihet euch ein!
Tanzet, jubelt und gebet euch hin!
Gebrechliche werden zu ungeahnter Vitalität erstarken. Blinde werden Herrlichkeiten schauen, die kein Auge zuvor erblickt hat. Todgeweihte werden in unendlicher Lebensfülle baden auf immerdar.
Kommet, kommet und reihet euch ein!
Tanzet, jubelt und gebet euch hin!
Schüttelt ab die Last, die Pein, die Misere dieser Existenz! Nicht länger sollt ihr in den Gefängnissen eurer elenden Körper eingesperrt sein, verhaftet dem Weltlichen, gelähmt von stofflicher Beschränktheit. Die Erlösung ist nah, das Heil gewiss.
Kommet, kommet und reihet euch ein!
Tanzet, jubelt und gebet euch hin!
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Der kurze Refrain wurde gebetsmühlenartig wiederholt. Die Strophen variierten im Wesentlichen immer gleiche, niemals konkretisierte Versprechungen.
Es war kein schönes Lied, vom musikalischen Gehalt her minderwertig bis grauenvoll. Merkwürdigerweise berührte es Rynol Cog-Láar dennoch im Innersten.
Hatte er nicht schon oft über körperliche Wehwehchen geflucht, die künstlerischen Höhenflügen im Weg standen? Fühlte er sich nicht permanent behindert beispielsweise dadurch, dass er nur zwei Hände mit nur je fünf Fingern hatte?
Oder dass er nicht mehrere Tage oder Wochen ununterbrochen an einem Musikstück arbeiten
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