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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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wirkte als ihr Mann, und die zweite Kris Tinteus mit dem freundlichen runden Gesicht, die Marschel immer einen Kaffee brachte, wenn er im Hangar etwas zu werkeln hatte. Und zuletzt der schmale Firenk, dessen Fröhlichkeit Marschel sonst immer irgendwann auf den Zeiger ging. Im Moment hätte er einiges um Fröhlichkeit gegeben.
    Als sie die Hangarzentrale erreichten, bot sich ihnen auf den Holos ein Bild der Verwüstung. Nach dem Hangartor hatten die Fagesy anscheinend auch das Schleusenschott mit ihren Bordgeschützen aufgeschossen. Nun setzte eine Kette ovaler Raumer im Hangar auf und entließ Schar um Schar der fünfarmigen Riesenseesterne in die MANNHEIM.
    Ridar Herriman öffnete einen Schrank, der Marschel nie vorher aufgefallen war. Er verteilte an jeden von ihnen einen Nadler, einen Kombistrahler und mehrere Ersatzenergiemagazine. Ridar selbst nahm sich einen schweren Strahler, prüfte den Ladestand und nickte zufrieden. Er sah die anderen an.
     



 
    »Und jetzt«, sagte er, »gehen wir da raus, und wehe jedem, der hier ohne gültige Eintrittskarte mitfliegt.«
    Mit einem Knacken entsicherte er seinen Strahler.
     
    *
     
    Oft machen meine Lungen das nicht mehr mit.
    Pfeifend ließ Bull die eingesogene Luft wieder entweichen und erhob sich von dem Knie, auf das er sich hatte fallen lassen, die Hand am Griff seines Kombistrahlers. Kein Schirmfeld war automatisch ausgelöst worden, keine Waffenöffnung zielte auf ihn.
    Weder erkannte der SERUN den Kampfroboter als Gegner, noch sah dieser in ihm einen feindlichen Eindringling. Im Gegenteil: Die Maschine schwebte zur Seite.
    Klar – wer mit Hochrangkode reinkommt, ist für diese Maschinen berechtigt, Punkt. Und jeder, der mal drin ist, wohl auch, solange kein Eindringlingsalarm ausgelöst wurde. Wäre ja auch sehr hinderlich, wenn man sich ständig überall ausweisen müsste. Einmal am Eingang muss reichen. Sonst nur noch beim Betreten von Hochsicherheitstrakten – wie dem Zentralbereich von LAOTSE.
    Trotz dieser Erkenntnis hatte Bull ein mulmiges Gefühl im Magen, als er den Roboter passierte. Die zweieinhalb Meter hohen Kampfmaschinen wirkten auf jeden Respekt einflößend, der sie einmal in Aktion gesehen hatte.
    Der halbkugelige Ortungskopf auf dem Kegelstumpf erkannte jedoch keine Bedrohung, und so blieben die vier Waffenarme inaktiv.
    Ich habe eine Galgenfrist, bis jemand an den Anzeigen bemerkt, dass hier einer von der falschen Armee rumkreucht. Oder bis ich einer Fagesy-Patrouille begegne.
    Er hätte das Klicken beinahe überhört, und es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, was es bedeutete. Ein winziger dunkler Punkt kullerte ein Stück den Gang entlang und in eine Ritze, in der er zerschmolz und verschwand. Bull hob die Hand und betrachtete die leere Innenfläche des Handschuhs.
    Delorians Agent ist auf dem Weg – wie auch immer er bemerkt hat, dass wir drin sind. Viel Glück, kleine Zecke.
    Noch einmal sah er sich nach dem Roboter um. Der TARA stand wieder unbewegt vor dem Schott.
    Der Resident drückte einen Chip an die dafür vorgesehene Vertiefung in einer Wartungstür, auf der stand: »Eintritt nur für Befugte – Lebensgefahr!« Begleitet war die Warnung von mehreren Piktogrammen, die so eindeutig wie eindringlich waren. Eine rote Lampe zeigte den Verriegelungsstatus an.
    Selbst Bulls Berechtigungsstufe hätte nicht gereicht, diese Tür ohne Weiteres zu öffnen. Ohne entsprechende Sicherheitsunterweisung durfte gerade der Resident nicht in die kritischen Wartungsbereiche. Dank der Kontakte der Society of Absent Friends fanden sich aber vorsorglich deponierte Chips, die ihm den Zugang ermöglichen sollten.
    Mehrere Atemzüge lang trat Bull unruhig von einem Fuß auf den anderen, ehe die Lampe endlich auf Grün wechselte.
    Bull trat durch das Schott und sah in den rechteckigen Schacht dahinter, der etwa fünf auf fünf Meter groß war. Er war dafür gedacht, Container für recycelbare Abfälle aufzunehmen, die nicht in den Abfallanlagen der Residenz umgewandelt werden konnten. Sie stürzten im freien Fall herab, bis sie schließlich von Prallfeldern auf den letzten Metern vor dem gut 200 Meter tiefer liegenden Schachtboden gebremst wurden.
    Normalerweise wurden die Container von dort per automatischem Shuttledienst abgeflogen. Im abgesenkten Zustand wurden sie stattdessen durch eine Schleuse direkt auf ein Band in den Versorgungsschächten geschoben, um zu der Station weitergeleitet zu werden, an der das Recycling stattfinden

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