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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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aber wir werden nicht schlau daraus. Wir bleiben aber dran.«
    »Entwickelt eigene Ideen weiter! Es wird sicher mehr Wege geben, dieses Problem zu lösen. Und wenn ihr etwas braucht, wendet euch einfach an die Logistik.«
    Der Logistikleiter Rom da Wina nickte. »Ich werde euch sofort alles ranschleifen, was das Schiff hergibt, wenn ihr uns dafür nur von der Diktatur der Positroniken befreit. Dafür gebe ich notfalls sogar meine geschätztesten Vorräte an Alkoholika auf.«
    Der eine oder andere grinste müde, doch es wollte keine rechte Heiterkeit aufkommen.
    »Kommandant?«, meldete sich in diesem Moment Major Ingrolf. »Etwas tut sich da draußen ... Moment, ich stelle es durch.«
    Der Holoprojektor sprang an. Ingrolf zeigte auf einige violettstichige Lichtpunkte.
    »Da. Die bewegen sich auf uns zu. Das sind zwei oder drei Sternengaleonen.«
    Arpad Herriman starrte die Projektion an. »Warum nur habe ich das Gefühl, dass das kein Freundschaftsbesuch ist?«, murmelte er.
     
    *
     
    Das blaue Schimmern erfüllte den Gang. Bull atmete tief durch, während er dort, wo es an die Decke stieß, nach etwas Bestimmtem suchte. Schließlich fand er es. Es wirkte wie eine dicht hinter dem Schirm in das Deckenmaterial gedrückte winzige Murmel, war aber in Wirklichkeit das Ende einer Lichtleitung. Er zog seinen Sender aus der Tasche und hob ihn an. Das stielförmige Gerät war mit seinem Überrangkode programmiert worden, den es nun in kurzen IR-Blitzen an den Empfänger übermittelte.
    »Funk könnte abgehört werden«, erläuterte er dem Offizier der Kampfgruppe, der ihn begleitet hatte. »Selbst wenn der Inhalt nicht entschlüsselt wird, könnte eine Funksendung vorzeitig verraten, was hier versucht wird. Darum die optische Übertragung. Die Überwachungssonden dieses Ganges werden nach meiner Legitimation die Daten ab unserem Betreten des Erfassungsbereiches mit einer Schleife überschreiben. Wenn also nicht jemand gerade in diesem Moment exakt diese Daten abgefragt hat, bleibt mein Eindringen vorerst unentdeckt.«
    »Aber könnte nicht ein Feind irgendwie an diesen Kode gekommen sein?«
    »Sicher. Darum ist das nur die erste Stufe der Legitimation.«
    Schlagartig sprang der Schirmabschnitt vor ihnen einen Meter zurück.
    »Jetzt beginnt die zweite«, stellte Bull fest. »Beobachte sie, und egal, wie sie ausgeht – kehrt anschließend schnellstens zu Abro zurück und erstattet ihr Meldung.«
    »Jawohl.« Der Offizier salutierte.
    Bull steckte den IR-Sender weg und ging vorwärts, bis er direkt vor dem neu entstandenen Schirmsegment stand. Er musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass hinter ihm der eigentliche Schirm wieder aufflammte. Er stand in einer engen Schleuse, in der es kein Vor und kein Zurück gab.
    Wenn die Überprüfung meiner Individualimpulse nicht die geforderten Daten ergibt, wird das Nächste, was ich sehe, eine Gruppe TARAS sein, die mich direkt ins Gefängnis bringt.
    Eine warme Frauenstimme klang auf. »Einzelindividuum bestätigt. Individualimpulse bestätigt. Zusätzlicher Zellaktivatorschwingungstest positiv. Zugangsnotfallprogramm aktiviert. Willkommen in der Solaren Residenz, Resident Bull.«
    Dass er den Atem angehalten hatte, bemerkte Bull erst, als der Schirm vor ihm erlosch und er die Luft zischend aus der Lunge entweichen ließ. Hastig trat er über die Linie, die der Schirm zuvor gebildet hatte.
    Auf der anderen Seite blieb er stehen und nickte dem wartenden Offizier zu. Dieser wendete auf der Stelle und gab das Zeichen zum zügigen Abmarsch. Innerhalb weniger Augenblicke waren die Soldaten im Dunkel des Versorgungsgangs verschwunden.
    Ab hier war Bull ganz auf sich allein gestellt. Vier Stunden Zeit blieben ihm, um zu LAOTSES Steuerung vorzudringen und die Positronik dazu zu bringen, den Schirm abzuschalten. Vier Stunden, um den so nahen Sieg zu sichern oder alles zu verlieren.

4.
    Turmhoch
     
    Sie hatte keinen Namen für sich. Sie wusste, wer in der Herde älter war als sie und wer jünger, wen der Bock am häufigsten bestieg, wer trächtig gewesen war. So wie sie.
    Sie stand ganz still. Zwischen ihren Beinen zupfte das Junge immer wieder an der Zitze, an der es trank. Einzelne Muskeln zuckten in ihren Beinen, ihre Ohren ruckten vor und zurück, versuchten, aus dem Wirrwarr an Geräuschen herauszupicken, was eine Bedrohung bedeuten könnte. Sie stand still und war doch angespannt. Ihr Herz raste.
    Sie war unter Spannung, seit die Kälte gekommen war. Seit die unsichtbare Wand sie

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