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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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würde.
    Nach oben reichte der Schacht weitere 300 Meter. In regelmäßigen Abständen erhellten Leuchtbänder das Innere. Eine Nische durchzog die Schachtwand vom Grund bis in die Höhe und lief direkt neben dem Eingang vorbei, den Bull benutzt hatte. Eine zum Schacht mit einem Gitter abgesicherte Steigleiter verlief darin.
    Auch der Absatz war mit einem Gitter gegen den Schacht abgesperrt. Nur der Einstieg in den Steigschacht war möglich. Wollte man durch das Gitter in den eigentlichen Containerschacht gelangen, mussten weitere Schlösser betätigt werden, die zu einer automatischen Abschaltung des Containertransports führten.
    Was eine ziemlich schlechte Idee ist, will man unbemerkt bleiben.
    Magnetische und optische Sensoren verfolgten den Fall jedes Containers, doch keiner davon war auf die Leiter gerichtet. Bull schwang sich in die Sprossen und regelte das Antigravaggregat des Anzugs gerade so weit hoch, dass sein Körpergewicht und die 50 Kilogramm des Anzuges plus Sonderausrüstung aufgehoben wurden. Die Streustrahlung dieses Feldes würde gegenüber dem aktiven Zentralschacht nicht auffallen. Das Gravo-Pak zu benutzen wagte er dagegen nicht.
    300 Meter schwerelos hangelnd zurücklegen. Das wird ein Spaß!
    Bull sah nach oben. Der Schacht endete in der Sammelstation unter dem Holografischen Museum für Terranische Geschichte. Ab da würden die Dinge kritisch werden.
    Er begann den Aufstieg.
     
    *
     
    Bull betrachtete das über seinem Multifunktionsarmband schwebende Holo der ihn umgebenden Bereiche. Die Ergebnisse einer kurzen Lebenszeichen-Peilung waren zugeschaltet. Jeder solche Ortungsvorgang barg das Risiko der Entdeckung, andererseits wollte er auch niemandem in die Arme laufen.
    In dem in der Südhälfte gelegenen Holografie-Museum waren keinerlei Lebenszeichen zu erkennen. Die Nordhälfte wurde von den Wohn- und Gemeinschaftsräumen der Angestellten eingenommen, die in den Hydroponiken, Lagerhallen und Aufbereitungsanlagen unter ihnen arbeiteten. Dort gab es einige Anzeichen für Bewohner, allerdings nicht mit den für Terraner üblichen Signaturen. Es schien sich um Fagesy zu handeln.
    Anscheinend verlassen sie sich darauf, dass die Automatisierung auch ohne Überwachung greift.
    Sein Weg war damit für die nächsten Stockwerke klar: Er würde sich durch das Museum aufwärts bewegen. Hatte er das hinter sich, befand er sich bereits direkt unterhalb des Bereiches, in dem die Zentralpositronik LAOTSE untergebracht war.
    Erst dort begann die eigentliche Gefahr. Die Solare Residenz war nicht als Festung angelegt. LAOTSES Bereich war aber einer der wenigen Hochsicherheitstrakte, geschützt nach allen Regeln der Kunst. War er da erst einmal drin, wusste mindestens Fydor Riordan innerhalb kürzester Zeit, dass ein Geist in der Residenz umging.
    Bis dahin waren aber noch 30 Stockwerke zurückzulegen. Genug Zeit, um an der Planung zu feilen, wie er schnellstmöglich sein Ziel erreichen konnte, nachdem er die Sicherheitsschleuse durchschritten hatte.
    Bull rang mit der Frage, ob er seinen Deflektorschirm nutzen sollte. Schließlich aktivierte er ihn. Das Risiko, bei einer Zufallsbegegnung oder von den Überwachungskameras eines Geschäftes gesehen zu werden, war auf dieser Ebene höher als das der Anmessung der Streustrahlung. Im Museum konnte er den Deflektor wieder abschalten, dort gab es keine Überwachung. Was konnte man schon stehlen in einem Museum voller holografischer Exponate?
    Er öffnete die Tür, die von der Notfalltreppe zu einem Seitengang des Stockwerkes führte, und schlüpfte hinaus. Den automatischen Alarm der Tür hatte er zuvor ebenso ausgehebelt wie den im Stockwerk darunter. Hätte die Treppe nicht überall Kameras und andere Sensoren gehabt, hätte er sie über alle Stockwerke benutzt. So aber beschränkte er das Risiko auf dieses eine.
    Am Zugang zur Empfangshalle des Museums blieb er stehen, um zu spähen und zu lauschen. Nichts. Erleichtert durchquerte er die Halle.
    Die Informationsterminals und Schalter waren ebenso verlassen wie die Tresen der Verkaufsbereiche, in denen 3-D-Projektionen der Souvenirs schwebten, die man erwerben konnte. Meist handelte es sich um kleine Modelle der ausgestellten Gegenstände.
    Zu Bulls ewigem Ungemach befanden sich allerdings auch Dinge darunter wie Sammelchips mit den Konterfeis der Unsterblichen und ihrer wichtigsten Mit- und Gegenspieler oder gar Holoposter von ihnen in nachgestellten historischen Momenten. Er fragte sich immer wieder, wer zum

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