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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Ramoz unvermittelt mit sich überschlagender Stimme. Wieder sprach er sie mit dem Namen seines einzigen Freundes aus der Vergangenheit an.
    »Bleib ruhig!«, versuchte sie ihn zu besänftigen. »Alles ist beim Alten.« Sie schaute sich die Verklumpungen genauer an – auch das hatte sie schon vorhergesehen. Es konnte nicht der Grund seiner Aufregung sein.
    Das Holobild veränderte sich.
    Mondra stockte der Atem.
    Die Kristalle des Gestöbers setzten sich in Bewegung, bildeten Strukturen aus. Zuerst glaubte sie an Muster, die womöglich zufällig entstanden, aufgrund hyperphysikalischer Kraftlinien.
    Aber was sie mit eigenen Augen beobachtete, war viel mehr als das.
    Dort draußen formte sich aus den Kristallen ein Gesicht.
    Das von Ramoz?
    Mondra Diamond konnte es nicht genau sagen, wusste nicht, ob sie einer Täuschung erlag.
    Plötzlich stand Ramoz neben ihr. Die Verwirrung schien von ihm ebenso abgefallen zu sein wie die Schwäche, die seinen Körper gebeutelt hatte. Die flachen, breiten Nasenlöcher weiteten sich, als er sich über das Hologramm beugte und daran schnupperte, als könne er riechen, was sich außerhalb des Schiffes abspielte.
    Er streckte die Hand aus, tauchte sie in das dreidimensionale Abbild ein. Es schien, als wolle er die Gesichtszüge ertasten oder sie streicheln, während sie sich dort draußen, offenbar in gigantischer Größe, ausbildeten. Das Hologramm zeigte alles extrem verkleinert – Tausende von Kilometern schmolzen zu wenigen Zentimetern.
    »Nichts ist beim Alten«, sagte Ramoz. Mondra benötigte einen Moment, bis sie begriff, dass er damit auf ihre letzten Worte reagierte.
    Unvermittelt schrie er auf. Ein Krampf lief durch seinen Körper, die Arme und Beine zuckten. Er fiel hin, lag schließlich lang ausgestreckt auf dem Boden vor ihr.
    Sie ging in die Knie, fragte sich, ob er erneut unter denselben Symptomen litt wie zuvor in MIKRU-JON.
    Nimmt das denn nie ein Ende? Beginnt schon wieder ein Test dieser Oraccameo?
    Der Augendorn emittierte schubweise grelles Licht. Es wirkte wie Stroboskopblitze. Mondra musste sich abwenden.
    Erneut begann Ramoz zu erzählen, mit rasend schnell gesprochenen Worten und wie von Sinnen.

4.
    Vergangenheit:
    Ramoz
     
    Ein unförmiges Quallenwesen stellte sich Ramoz und Sajon als Mrruvnurrtoggrturruvvowwvr vor. Ramoz versuchte erst gar nicht, sich die absonderliche Lautfolge zu merken, und vergaß sie deshalb sofort wieder. Darum nannte er den Mediker schlicht die Qualle, was für seine Zwecke völlig ausreichte.
    Die Qualle lag in einer mit Wasser gefüllten Bodenmulde und sah alles andere als vertrauenerweckend aus. Der bleiche, schwammige Körper erinnerte an eine zerfließende Riesenamöbe. »Ich werde den Augendorn perfekt an eure biologischen Systeme anpassen«, sagte sie.
    »Biologische Systeme?«, wiederholte Ramoz. »Du scheinst mir sehr mechanisch zu denken! Hast du auch den Dorn entwickelt? Bist du Ingenieur oder Mediker?«
    Ein Dutzend Blasen blubberten unter dem Wesen hervor und stiegen im Wasser empor, bis sie an der Oberfläche zerplatzten. Ein penetranter Geruch breitete sich im Raum aus, der der Qualle als eine Art Büro diente.
    Die Wände waren übersät mit geschlossenen Schubfächern, Möbelstücke wie Stühle oder einen Tisch gab es keine – was sollte ein Quallenwesen auch damit anfangen, das offenbar nur im Wasser existieren konnte? Und an Gäste dachte Mrruv-irgendwas augenscheinlich nicht.
    Gallertartige Augen glotzten aus dem unförmigen Leib. Ein Sprechorgan erkannte Ramoz nicht, die Stimme tönte aus einem Akustikfeld, das unsichtbar über der Qualle schwebte. »Ich bin ein Universalgenie und kenne mich mit euren Körpern besser aus, als ihr euch vorstellen könnt. Wenn ihr daran zweifelt, geht.«
    Die verletzte Eitelkeit, die das Wesen nur allzu deutlich zur Schau stellte, gefiel Ramoz. Die Qualle wurde ihm dadurch deutlich sympathischer.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Ich bin auf meinem Gebiet auch der Beste und mag es nicht, wenn jemand dies anzweifelt. Ich vertraue dir.«
    Sajon, der an seiner Seite stand, schwieg. Wie erwartet hatte der Freund dankbar eingewilligt, den Rest seiner Ausbildung zu überspringen und die Pilotenwürde sofort in Empfang zu nehmen. Hinsichtlich der Operation war er zudem weitaus gelassener gewesen als Ramoz. Er nahm die Vorstellung, ein Auge zu verlieren und dafür einen metallischen Spezialdorn implantiert zu bekommen, erstaunlich gleichmütig hin.
    »Ich zeige euch den Dorn«, kündigte

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