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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Seelenruhe. »Es ist lediglich überschüssige Materie, deren Atome sich neu verbinden. Einige Mitochondrien sowie Teile der DNS-Stränge sind nun überflüssig, da sie durch höherwertige Technologie ersetzt werden. Also kein Grund zur Beunruhigung.« Danach summte sie fröhlich weiter ihre Melodie.
    Ramoz hörte etwas krachen – Oh, dein Knochen ist gesprungen, ich fixiere ihn, kommentierte die Qualle – und erlebte einen Moment absoluter Klarheit.
    Die Zeit schien stehen zu bleiben.
    Ramoz wusste, dass in genau diesem Augenblick der Dorn mit seinem Körper verschmolz und sich mit ihm verband.
    Es war erhaben. Hyperimpulse fanden den Weg in sein Gehirn und zündeten neue Neuronalverbindungen. Plötzlich fühlte Ramoz Bereiche, die er nie zuvor wahrgenommen hatte. Er verstand Dinge, an die er zuvor nicht einmal gedacht hatte.
    Er erinnerte sich an tausend Details gleichzeitig, unter anderem an den Namen Mrruvnurrtoggrturruvvowwvr. Wieso hatte er ihn bloß vergessen?
    Und er sah die Bilder seines Traumes erneut vor sich: tollende, kopulierende Tiere mit dichtem Fell, die auf vier Beinen umhersprangen. Es war viel mehr als ein Traum. Es war ...
    Ein Knacken.
    »Ich habe deinen Knochen wiederhergestellt und den Dorn feinjustiert. Damit geht eine Korrektur des Informationsflusses einher.« Die Stimme von Mrruv... die ... die Stimme der Qualle klang zufrieden. »Operation abgeschlossen. Du kannst aufstehen.«
     
    *
     
    Sajon überstand die Operation ebenso gut wie Ramoz. Zumindest sah es zunächst so aus.
    Als die beiden jedoch die private Klinik der Qualle verließen und erstmals ins Freie traten, fiel Sajon in Ohnmacht, ohne ein Wort von sich zu geben. Er schlug auf den Steinboden und blieb auf dem Rücken liegen. Der Dorn über dem Auge flackerte – erschien und verschwand in raschem Rhythmus.
    Ramoz fluchte und hob seinen Freund an. Er eilte zurück in die Klinik. Keine zwei Minuten später stand er der Qualle gegenüber.
    »Ein bedauerlicher Zwischenfall«, kommentierte diese nach einer kurzen Untersuchung. Sie lag inzwischen wieder in der Bodenmulde ihres Büroraumes, steuerte von dort einige Beobachtungssonden, die Sajons Körper abtasteten und die Vitalwerte maßen. »Eine Schwäche im biologischen System des Patienten. Oder um es anders auszudrücken, weil du diese Formulierung nicht magst: Sajons Nervengeflecht hat sich noch nicht ausreichend an die neuen Möglichkeiten gewöhnt. Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Es wird sich legen. Dein Körper, Ramoz, hat sich hingegen schneller an das Implantat angepasst. Du warst von vornherein der geeignetere Kandidat.«
    »Warum ist es ausgerechnet in dem Moment geschehen, als wir deine Klinik verlassen haben?«
    »Um meine Experimente ungeschützt durchführen zu können, liegt das Gebäude unter einem speziellen Schutzschirm, der über 95 Prozent der hyperenergetischen Strahlung ausfiltert, der diese Welt ausgesetzt ist. Kein Hyperfunk dringt herein, ebenso wenig die zyklischen Schauer der Sonne oder die ...«
    »Ich verstehe«, unterbrach Ramoz. »Ein Schutzraum, der verhindert, dass der Dorn über seine Antennenfunktion viele Informationen sammelt.«
    »So ist es. Draußen änderte sich das, was Sajons Gehirn sozusagen überlastet hat. Ich hätte es vorausberechnen müssen. Richte dem Patienten mein Bedauern aus, wenn er das Bewusstsein wiedererlangt.«
    »Das werde ich«, versprach Ramoz.
    Ehe Sajon wieder zu sich kam, tauchte unangekündigt Wörgut Gooswart in der Klinik auf.
    Der Oraccameo gratulierte Ramoz zur überstandenen Operation und bat ihn – oder befahl ihm –, ihn zu begleiten. Er führte ihn zu einem kleinen Raumer, der auf den ersten Blick einem Mondsicheljäger glich, jedoch mindestens die doppelte Flügelspannweite aufwies.
    Ein zweiter Jäger stand daneben.
    »Flieg die Schiffe!«, sagte Gooswart.
    »Welches zuerst?«
    Ein raschelndes Lachen antwortete ihm. »Du wirst sie beide gleichzeitig steuern.«
    Ramoz zögerte, wusste nicht, wie er auf diese absurde Forderung reagieren sollte.
    »Steig ein und flieg, Pilot!« Der Oraccameo hob den rechten Arm, sodass die dürren Finger aus dem Stoff der Kutte herausragten. Damit wies er auf Ramoz' Gesicht.
    Nein.
    Nicht auf das Gesicht.
    Auf den Dorn.
    »Tu es!«
    Ramoz stieg in einen der beiden übergroßen Mondsicheljäger, ließ sich auf dem Pilotensitz nieder und aktivierte die Steuerung.
    Das Schiff erwachte zum Leben.
    Und nicht nur dieses eine Schiff ...
     
    *
     
    Mündliche

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