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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ein Interesse daran, dein Leben zu riskieren, Ramoz. Wir sind froh, dass wir dich gefunden haben. Also lass mich deine Frage von vorhin noch beantworten – es gibt kein Risiko für dich. Es wird gelingen, oder wir werden dich unverändert aus dem Operationssaal entlassen.«
    Ein Glitzern auf der Wasseroberfläche zog ihrer beider Aufmerksamkeit auf sich.
    Im nächsten Augenblick schoss schäumend ein Blutgeysir in die Höhe; das rote, stark metallhaltige Tiefenwasser zerstäubte im Wind. Feuchter Nebel wehte Ramoz ins Gesicht. Es roch salzig und nach leicht fauligem Obst.
    Ramoz dachte nach. Offenbar hielt Gooswart große Stücke auf ihn. Das machte ihm Mut. »Ich möchte um etwas bitten.«
    Der Oberste Herr leckte über die dürren Lippen, schmeckte das Aroma des Blutgeysirs. »Köstlich«, sagte er. »Sie brechen nur ein- oder zweimal im Jahr aus, und trotz all unserer Technologie ist es uns noch nicht gelungen, diese Zeitpunkte im Voraus zu berechnen. Wir haben Glück, Ramoz. Der Nebel stärkt Leib und Geist gleichermaßen. Doch zurück zu deiner Bitte. Ich bin bereit, sie mir anzuhören.«
    »Du kennst Sajon?«
    »Er ist der Einzige, der an deiner Seite steht. Das ist alles, was ich über ihn weiß.«
    »Er ist mein Freund. Ich bitte darum, dass er bei mir bleiben kann. Verleiht auch ihm die Pilotenwürde. Er ist nach mir der beste Schüler! Er hat es verdient, genau wie ich.«
    »Selbst wenn ich deiner Bitte Folge leistete, wäre er dir nicht gleichgestellt, Ramoz. Du wirst nach der Operation von sämtlichen anderen Anwärtern und auch den Piloten getrennt. Du stehst schon bald über ihnen, weil dir große Dinge möglich sein werden.«
    »Erzähl mir davon.«
    Die Antwort überraschte ihn nicht: »Warte ab.«
    »Noch einmal zu Sajon. Ich möchte ihn nicht verlieren.«
    Die kleine Schwebeplattform trug den Oraccameo weiter am Ufer entlang. »Es gibt eine Möglichkeit. Wenn ich es veranlasse, werden die Mediker die Operation auch an ihm durchführen. In seinem Fall ist das Risiko allerdings hoch.«
    »Was unterscheidet ihn von mir?«
    »Ich spreche von der Zeit nach dem Eingriff. Die Aufgaben, die euch bevorstehen, werden nicht einfach sein. Wenn er versagt, zerstören die Gewalten des Alls das Schiff, das er als Pilot steuert. Das bedeutet seinen Tod. Dir traue ich es zu, dass du bestehen kannst. In seinem Fall bin ich nicht sicher.«
    »Er wird dieses Risiko eingehen«, gab sich Ramoz überzeugt.
    »Dann sei es so. Was ihr gewinnt, ist viel größer als der Preis, den ihr bezahlt.«
    Der junge Pilot stockte. »Der ... Preis?«
    Der Oraccameo antwortete im Plauderton, als sei das, was er verkündete, die selbstverständlichste Nebensächlichkeit der Welt. Doch Ramoz glaubte nach diesen Worten, nicht mehr atmen zu können. Eine eisige Kälte lähmte ihn.
    »Ihr werdet ein Auge verlieren.«

3.
    Gegenwart:
    Mondra Diamond
     
    Zum ersten Mal stockte Ramoz in seiner Erzählung. In seiner sitzenden Haltung kauerte er sich weiter zusammen. Seine Hand tastete über das Gesicht, dorthin, wo der Metalldorn aus seinem Auge ragte.
    Mondra sah genauer hin. Es wirkte fast, als versuchte er, die Fingerspitzen in die Augenhöhle zu bohren. Als wolle er den Dorn herausreißen. Er litt, aber die Ursache seiner Qual schien zumindest nicht ausschließlich körperlich zu sein.
    Sie konnte seine Verzweiflung nicht länger mit ansehen, griff nach seiner Hand und zog sie von seinem Gesicht weg.
    Es verwirrte Mondra, ihn zu berühren. Empfand sie etwas für ihn? Manchmal hatte sie geglaubt, es wäre so. Dann wieder stieß er sie ab. Sie wunderte sich über sich selbst, dass sie ein solches Gefühlschaos durchlebte. Doch momentan konnte sie nicht darüber nachdenken.
    Nicht, solange er sich in diesem Zustand befand und ihre Hilfe benötigte. Er war auf sie angewiesen.
    Nur dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie ihm zu helfen vermochte. Was ging in ihm vor? Riss seine Erinnerung ihn völlig hinweg?
    Sekundenweise sah er aus, als würde er jeden Augenblick den Verstand verlieren. Sein Atem ging schwer, die Mundwinkel zuckten, und einmal hatten sich die überlangen Eckzähne ins Fleisch der Unterlippe gebohrt, bis Blutstropfen austraten.
    »Sieh nach draußen, Sajon«, sagte er, um sich nach kurzem Zögern selbst zu verbessern: »Mondra.«
    »Du hast recht«, erwiderte sie. »Ich bin es.«
    »Sieh ... nach draußen«, wiederholte er. »Die Kristalle. Was geschieht mit ihnen?«
    Mondra ließ seine Hand los, wandte sich um und

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