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PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

Titel: PR 2664 – Hinter dem Planetenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ausgelagerte Enklaven geben musste, doch ein Zugang war bislang nicht aufgespürt worden.
    Selbst die besonderen Mittel des vor einigen Jahren eingesetzten Hantelraumschiffs JULES VERNE hatten keine umwerfenden Erkenntnisse gebracht.
    Für Arun Joschannan waren viele dieser Informationen neu. Insbesondere der Einsatz der JULES VERNE zeigte ihm, dass die Kontakte zwischen den Quicheramos und der Liga Freier Terraner schon intensiver gewesen sein mussten, als sie sich ihm bislang darstellten. In dem Zusammenhang erschien ihm die Verwaltung des Khamashnam-Planetenwalls durch das Galaktikum in einem völlig anderen Licht.
    Die Liga als Mitglied des Galaktikums konnte natürlich kein eigenes Süppchen kochen. Die Nächsten, die solche Wünsche äußerten, wären zweifellos die arkonidischen Abgeordneten gewesen.
    Wenn erst alle glauben, dass Vereinbarungen und Absprachen nur dazu da sind, um später bei der ersten Gelegenheit wieder gebrochen zu werden, wäre das gleichbedeutend mit dem Anfang vom Ende, sinnierte Joschannan. Eine Milchstraße ohne gemeinsame Anstrengungen kann auf Dauer nicht mehr existieren, es gibt keine Alternative dazu.
     
    *
     
    Der Saal war nicht so groß wie der im Siebengestirn-Kongresszentrum auf Maharani. Die Voraussetzungen waren jedoch andere als im Oktober des vergangenen Jahres, als gewissermaßen das Schicksal der angeschlagenen Liga Freier Terraner auf dem Spiel gestanden hatte. Residenz-Minister Galo Kajat, der zu Joschannans Delegation gehörte, war bei der Sonderkonferenz der LFT-Verantwortlichen maßgeblich beteiligt gewesen.
    Nun saß Kajat als weiterhin Verantwortlicher für die Liga-Außenpolitik in der ersten Reihe und wandte den Blick nicht von Joschannan ab. Zwanzig Minuten zuvor, einer gefühlten Ewigkeit, hatte Arun als zweiter Redner nach dem Regierungssprecher von K-I das Wort erhalten. Kurz darauf hatte er seine vorbereitete Rede mit einem spöttischen Kommentar zum Thema Bürokratie verworfen. Seitdem redete er frei, wie er das schon auf Maharani getan hatte, und er stand auch keineswegs nur hinter dem Rednerpult.
    Er zeigte sich: Hier bin ich, und ich habe nichts zu verbergen. Seine Gesten signalisierten Offenheit. Er war überzeugt davon, dass jeder das verstand.
    Und immer wieder hielt er kurz inne, um seinen Zuhörern Gelegenheit zu geben, über seine Worte nachzudenken. Direkt und nicht erst, wenn das Gesagte längst verklungen und im besten Fall in einer individuellen Interpretation im Gedächtnis verankert war.
    Sein Blick schweifte über die Delegationen, verharrte bei dem einen oder anderen ein klein wenig länger. Aber nie so lange, dass sich der Betreffende herausgefordert fühlen musste.
    Fast alle Jülziish-Völker waren mit umfangreichen Delegationen vertreten. Es war sinnvoll gewesen, schon am Vortag während der Führung über den Kontinent mit verschiedenen Gruppen reden zu können. Immerhin war Joschannan allen gleichermaßen fremd gewesen. Die Erwartungen an den neuen Ersten Terraner, das hatte er in einigen Gesprächen herausgehört, waren überwiegend nur mittelmäßig.
    Damit, hatte er ironisch zu sich selbst gesagt, konnte er dienen. Mittelmäßigkeit war stets sein höchstes Ziel gewesen. Und beinahe hätte er das auch noch geglaubt. Kurzum: Er hatte gute Chancen, zwar nicht die Herzen der Versammelten zu gewinnen, aber wenigstens ihre Zustimmung.
    Deshalb hatte er sein Konzept verworfen.
    Er wollte authentisch sein. Er, Arun Joschannan, der eigentlich nie mit dem Gedanken gespielt hatte, eines Tages Erster Terraner zu werden.
    Er sprach davon, dass die Liga Freier Terraner sich gute Beziehungen zu allen Völkern wünschte. Dass gerade die Jülziish im Besonderen stets für die Liga wichtig gewesen waren und derzeit sogar mehr als in der Vergangenheit.
    Arun Joschannan sprach von einer Vision – von der Vision einer gemeinsam forschenden, eng verknüpften Milchstraße. Davon, dass alle Völker miteinander und zum Wohl aller die Zukunft formen mussten.
    »So, wie wir sie uns vorstellen, nicht, wie sie uns von anderen Mächten aufgezwungen wird.«
    Er sprach von gegenseitiger Achtung.
    Von Vertrauen.
    Von der gemeinsamen Heimat aller, die es zu bewahren und zu verteidigen galt.
    Mehrmals unterbrach ihn zustimmender Beifall, Grund genug für eine schnelle Reflexion. Ich höre mich beinahe an wie Perry Rhodan in seinen besten Tagen, erkannte er. Und Reginald Bull hätte das womöglich ähnlich formuliert, wenn auch ein wenig kantiger, polternder.
    Weg

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