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PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

Titel: PR 2664 – Hinter dem Planetenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sein.«
    Sie standen am Rand des Foyers. Es war die große Pause, bevor die Statements der Regierungschefs fortgeführt wurden. Ein helles Singen und Summen hing in der Luft, das nicht einmal die Akustiksperren ausreichend dämpfen konnten.
    Eine Gruppe von zehn Jülziish war neben dem Tentra stehen geblieben. Arun erkannte zwei von ihnen, den Latoser Kyjiyp-Kiih-Zydü und den Gataser Kee-Cliyü-Zircy. Die Namen waren Zungenbrecher; man merkte sie sich entweder irgendwie oder vergaß sie am besten sofort wieder. Joschannan setzte alles daran, sie sich einzuprägen und richtig auszusprechen; er glaubte sogar, dass er das leidlich gut fertigbrachte.
    Die neu Hinzugekommenen taxierten Joschannan nachdenklich, dann wandten sie sich an Yppünk.
    »Für einen Menschen ist er überraschend ehrlich«, verstand Arun, obwohl die Jülziish immer wieder in den Ultraschallbereich abglitten.
    »Man könnte beinahe annehmen, der Erste Terraner sei einer von uns«, behauptete einer aus der Gataser-Delegation.
    »Das ist ein Witz, oder?«, wollte Arun Joschannan fragen, doch er biss sich lediglich auf die Zunge.
     
    *
     
    Ein harmonischer Tag, fand Arun Joschannan, als er spät in der Nacht mit seiner Delegation zusammensaß und sie markante Punkte der verschiedenen Reden diskutierten. Da zwischen der Liga und den verschiedenen Reichen der Jülziish aktuell keine größeren Probleme bestanden, war die Zuversicht von Anfang an präsent.
    Eine gute Ausgangssituation. Joschannan war sich dessen bewusst, ohne dass er, wie Galo Kajat, mehrmals die Sprache darauf brachte.
    »Fast habe ich den Eindruck, dir wäre etwas mehr Konfliktstoff lieber«, wandte Joschannan sich an den Außenminister. »Wir müssen nicht alles zerreden. Nehmen wir die Dinge, wie sie sind. Sind sie positiv, umso besser.«
     
    *
     
    In den nächsten Tagen gab es heftig geführte Diskussionen. Arun Joschannan erkannte, dass manche Ressentiments der Jülziish-Völker untereinander zwar längst begraben waren, die Humusschicht darüber aber zum Teil recht dünn geblieben war. Mehrmals schaltete sich der Ma'tam des Regierenden Rates der Akonen vermittelnd ein, denn letztlich ging es vor allem den Akonen um die unmittelbare gute Nachbarschaft.
    Joschannan begab sich ebenfalls auf die Schiene des Vermittlers.
    Irgendwann fiel seinem Sekretär auf, dass einige Jülziish nach Schemata handelten. Er machte den Ersten Terraner auf einige Diskussionsmuster aufmerksam, die sich nicht völlig mit den Interessen der Jülziish vereinbaren ließen.
    Nach zwei Tagen, während der Mittagspause, legte Henar Maltczyk eine Ausarbeitung vor, die einzelne Zusammenhänge deutlich machte.
    Joschannan überflog die Folienausdrucke und schaute seinen Sekretär durchdringend an. Dann widmete er sich den Details ausführlich. Als er nach einigen Minuten überrascht aufsah, war jede scheinbare Gleichgültigkeit in Maltczyks Gesicht verflogen. Der auf Olymp geborene Mann mit dem kurzen blonden Wuschelhaar und den wasserblauen Augen lächelte sogar. Es war das erste Mal, dass Joschannan Maltczyk so sah.
    »Eigentlich unnötig, was einige Jülziish da herausfordern«, sagte der Erste Terraner so leise, dass nur Maltczyk ihn hören konnte. Ohnehin hatten sie sich an einen Stehtisch zurückgezogen, der nur zwei Personen Platz bot.
    »Ich sehe schon die Bemühung als sehr positiv«, entgegnete der Sekretär.
    »Natürlich, da gibt es keine Frage. Für Hinweise bin ich immer dankbar.«
    Maltczyk nickte stumm. Der Hauch von Langeweile, der ihm beständig anhaftete, war zumindest vorübergehend wie weggewischt.
    Joschannan faltete die Folienausdrucke zusammen und steckte sie in eine Innentasche seines Sherwani.
    »Gut«, sagte er. »Danke, Henar!« Genau die Fähigkeit, verborgene Zusammenhänge zwischen Dingen zu erkennen, die scheinbar nicht zusammengehörten, hatte Henar Maltczyk für ihn interessant gemacht.
    »Die Folien werden in spätestens zwei Stunden nicht mehr lesbar sein«, stellte der Sekretär zögernd fest. »Nicht mit dem bloßen Auge und nicht mit technischer Hilfe. Wir wollen doch niemanden kompromittieren.«
    Von Kompromittieren konnte keine Rede sein. Arun Joschannan lachte leise. Aber es war ein besonderes Gefühl, zu wissen, dass einige Jülziish sogar Nachteile für sich selbst in Kauf nehmen würden, um Akon und die Liga Freier Terraner enger zusammenzubringen.
    Was steckte dahinter?
    Arun Joschannan war es gewohnt, nahezu alles zu hinterfragen, was nicht der Norm entsprach. Die

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