PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

Zwischen Bug und Heck befand sich an der Unterseite eine Aussparung, bei der Sholoubwa vermutete, dass darin je nach Bedarf verschiedene Module angedockt werden konnten.
    Kurz bevor er das Schiff erreichte, blieb Sholoubwa stehen und richtete seine Sensoren auf das Schiff des Boten, das er nun zum ersten Mal in seiner ganzen Größe sah.
    Oder auch nicht.
    Das grob zylinderförmige Schiff war in ein optisches Verzerrfeld gehüllt, sodass Sholoubwa weder Messresultate noch ein klares, normaloptisches Bild davon erhielt.
    Der Bote hütete seine Geheimnisse, schloss Sholoubwa. In diesem Punkt war er ihm nicht unähnlich.
    Vor dem Konstrukteur öffnete sich eine Schleuse, und er trat ein.
    Zwei schlangenartige Wesen erwarteten ihn. Beide waren hoch und schmal, kaum dicker als einer von Port'aldonars Oberschenkeln. Zwei Armpaare ragten aus dem Körper, die in je zwei vierfingrige Hände ausliefen. Ungleich den meisten Lebewesen, denen Sholoubwa begegnet war, bewegten sie sich nicht auf Beinen fort, sondern mussten sich durch Muskelkontraktionen ihres Körpers vorwärts bewegen. Ihre Köpfe waren dreieckig, liefen von den beiden seitlich stehenden Augen spitz zu und endeten in einem kräftigen Maul mit hornigen Lippen, aus denen in unregelmäßigen Abständen geschlitzte Zungen hervorschnellten und hektisch auf und ab fuhren.
    Bis auf mehrere mit Technologie vollgestopfte Gürtel, die direkt am Körper verankert waren, trugen die beiden Wesen keine Kleidung.
    »Ich bin Hoapono«, sagte das eine Schlangenwesen.
    »Ich bin Hoapono«, sagte das andere.
    »Ich bin Sholoubwa«, stellte er sich vor.
    Die beiden Schlangenartigen führten ihn zu einem Transmitterbogen, der sie zu dritt in die Zentrale des Raumschiffes abstrahlte.
    Diese war mit kleineren Humanoiden mit smaragdgrüner Haut besetzt. Auffällig an ihnen war die unterschiedlich ausgeprägte Gesichtsbehaarung.
    Zwei von ihnen eilten auf Sholoubwa zu und richteten Waffen auf ihn, während er gleichzeitig aus versteckten Projektoren in starke Schirmfelder eingehüllt wurde.
    Sholoubwa blieb stehen. Er begriff, dass er plötzlich einer gefährlichen Situation ausgesetzt war. Gegen die gestaffelten Schirmfelder kamen seine Plasmastrahler nicht an, und sein körpereigener Schutzschirmgenerator würde den Strahlenwaffen der Humanoiden nicht lange widerstehen.
    »Ich verlange, mit Unterprüfer Voosla zu sprechen!«, sagte Sholoubwa.
    »Ich bin Unterprüfer Voosla.«
    Ein drittes Schlangenwesen kam auf ihn zu. Es war größer als die anderen beiden. Im Gegensatz zu ihnen trug es nur einen Technogürtel. Dafür zog sich ein dünnes, wabenförmiges Netz über den gesamten Körper.
    »Ich bin Unterprüfer Voosla«, wiederholte es. »Ich bin Hoapono.«
    »Hoapono ist die Bezeichnung eures Volkes?«, fragte Sholoubwa.
    »Das ist richtig. Wir sind Hoapono, aber nur ich bin Unterprüfer Voosla.«
    Die beiden smaragdhäutigen Humanoiden traten zur Seite. Ihre Waffenmündungen zeigten weiterhin auf Sholoubwa.
    »Ich verlange, dass die Schirmfelder abgeschaltet und die Waffen desaktiviert werden«, sagte der Konstrukteur.
    »Die Natur unseres ersten Aufeinandertreffens betrübt mich«, sagte der Unterprüfer Voosla entschuldigend. »Aber mein gewähltes Vorgehen ist leider vonnöten. Du stellst ein Problem dar, das der Rekruteur nicht richtig eingeschätzt hat.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Du bist in vielerlei Hinsicht ein technisches Wunderwerk. Verglichen mit dem technologischen Standard meiner Heimat bist du aber nur ein Automat.«
    »Ein Automat?«
    »Ein sehr gefährlicher Automat. Mir ist nicht entgangen, dass du trotz unserer Sicherheitsvorkehrungen ständig Kontakt zu einem Großrechner hältst. Das kann ich nicht zulassen. Allein schon die Existenz unseres Zieles muss für die weniger entwickelten Völker des Kosmos ein Geheimnis bleiben.«
    »Nach den Informationen, die ich erhielt, ist deine Heimat an meinen Konstrukteursdiensten interessiert«, gab Sholoubwa zurück. »Ich wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Auftraggeber des Rekruteurs mich über eine längere Zeitperiode beobachtet haben. Sie wissen, dass ich einen Teil meiner Rechenkapazität und damit meiner Schöpfungskraft aus der Großpositronik beziehe. Ohne die konstante Verbindung zu ihr wäre ich nicht mehr derjenige, den sie rekrutieren wollen.«
    Vooslas Kopf pendelte hin und her. »Entweder du unterbrichst diese Verbindung und stellst dich einer gründlichen Prüfung deiner Verwendbarkeit, oder der