PR 2673 – Das 106. Stockwerk
Saboteure der Raumlandeverbände, spezialisiert auf komplexe positronische Systeme.«
Attilar Leccore fuhr sich mit einer Hand durch das schüttere, angegraute Haar. »Maximal sechs«, stellte er fest. »Also gut.«
»Sieben«, setzte Bull noch eins drauf.
»Wer außerdem?«, fragte Leccore.
»Stainless Stan.«
»Was kann er?«
»Alles. Ein Allroundtalent. Vorhut, Aufklärung, Beschützer.«
Toufecs Blick sprang zwischen Bull und Leccore hin und her, aber eigentlich sah es so aus, als starrte er jeden mit einem Auge an. Sein Grinsen wurde breiter, als folge er dem Feilschen auf einem Basar. Und irgendwie war es das ja auch.
»Also gut, zu siebt werden wir noch klarkommen«, gestand Attilar Leccore zu.
»Acht?«, fragte Toufec lauernd. »Oder zählt mein Dschinn für euch nicht?«
2.
Rückblende: TLD-Tower,
1. Juli 1458 NGZ
Sie war eine zierliche Person, attraktiv, aber doch unscheinbar. So zusammengefasst lautete Flemming Burnetts Meinung, als er Henrike Ybarri zum ersten Mal bewusst wahrgenommen hatte, am Tag ihres ersten Wahlsieges zur Ersten Terranerin. Man sah sie kaum inmitten eines Pulks aus Kameras, Sonden und Berichterstattern.
Die Schwebekamera von Terrania Newsport wechselte ihr Höhenniveau und blickte nun aus der Vogelperspektive auf die Wahlsiegerin herab.
Ob Ybarri selbst glauben konnte, dass sie für die kommenden fünf Jahre Erste Terranerin sein sollte? Burnett empfand ihr staunendes Gesicht nicht so, als sei sie sich dessen bereits sicher. Ob dieser Ausdruck echt war oder bewusst gespielt, vermochte er nicht einzuschätzen, letztlich war es ihm auch egal. Das Einzige, was ihn an der Frau interessierte, war die Tatsache, dass sie sich mit Theorie und Praxis der Kommunikation für Positroniken und Hyperinpotroniken auskannte. Ob das die richtige Ausgangsbasis war, um Politik zu gestalten? Nun, es hatte schon ganz andere Kombinationen in wichtigen politischen Ämtern gegeben. Flemming Burnett würde abwarten, bis die Zukunft zeigte, was Ybarri aus ihrem Wahlerfolg machte.
Über richtig oder falsch entscheidet immer erst die Zukunft und nicht der Moment, in dem wir etwas tun oder unterlassen.
Burnett wollte sich gerade Wichtigerem zuwenden, da ergriff Henrike Ybarri das Wort. Ein wenig interessierte ihn, was sie zu sagen hatte. Er hätte nicht gewusst, was er der Öffentlichkeit preisgeben durfte.
»Ich danke allen, die ihr Vertrauen in mich setzen, und ich verspreche, meine ganze Kraft ...«
Ybarri war nervös und hatte sich den Atem schlecht eingeteilt: Sie rang nach Luft und wischte mit beiden Händen über Schläfen und Augenwinkel.
»... diesen deutlichen Sieg hätten nicht viele für möglich gehalten«, redete ein Reporter drauflos. »Nach den Anstrengungen der letzten Tage wird erst einmal Durchatmen und etwas Ruhe angesagt sein. Aber dennoch: Wie fühlst du dich, und was glaubst du für Terra bewegen zu können, Henrike? Deine Aussagen während des Wahlkampfs ...«
Plötzlich brandete der Lärm zahlloser Fragen und Gratulationen auf, offenbar waren die Akustikfelder ausgefallen. Überlastung, Fehlfunktion oder gezielter Effekt? Burnett lächelte schmal.
Warum lasst ihr die Frau nicht einfach in Ruhe? Lasst sie ihre Arbeit machen, wie sie es angekündigt hat, und verkneift euch dieses ewige Wühlen und Nachfassen.
Der Lärm endete schlagartig, wie abgeschnitten. Nun war bloß ihre Stimme zu hören. »Gut, ich fühle mich gut. Weil ich endlich sehr viel für meine Heimatwelt tun kann. Die Wähler honorieren meine Standpunkte, deshalb haben sie mich in die Pflicht genommen ...«
»Keine Angst, dass die Last für dich zu groß werden könnte?«
»Welche Last?« Ybarri versuchte, sich ein wenig Freiraum zu verschaffen.
Der Mann an ihrer Seite unterstützte sie. »Alle Fragen werden beantwortet – später! Nehmt wenigstens Rücksicht auf die Kinder!«
Routh, kam es Burnett in den Sinn. Das kann nur Shamsur Routh sein!
Der Mann, von dem er bislang nur den Namen kannte, war Journalist und Ybarris Partner, zudem der Vater einer ihrer beiden Töchter.
Das Mädchen, keine zehn Jahre alt, schmal, aber mit vor Aufregung glühenden Wangen, stand zwischen ihren Eltern eingekeilt. Die Kameraführung hatte plötzlich ein neues Opfer gefunden.
Burnett hasste es, wenn Menschen zur Schau gestellt wurden, trotzdem brachte er es nicht fertig, die News einfach abzubrechen. Anicee wirkte auf ihn wie eine kleinere und sehr junge Ausgabe der Politikerin.
Auf der anderen Seite der
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