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PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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zwischen der jungen Eirene Rhodan und Anicee Ybarri. Beide Mädchen im Alter von zwölf, beide haben die Fähigkeiten ihrer Mutter geerbt.«
    »Das heißt?« Burnett verstand wieder nicht, worauf der stellvertretende Abteilungsleiter hinauswollte.
    »Ich glaube, Anicee ist ein aufregendes Leben beschieden. Ich habe ein Gespür für gute Leute, wem ich vertrauen kann, wer gute Arbeit leistet ...«
    Im Grunde genommen waren sie einander ähnlich. Fydor Riordan war ein unauffälliger Funktionär. Burnett war in dem Moment, als blicke er in einen Spiegel, er fühlte sich ähnlich, und er ahnte plötzlich, worauf Riordan hinauswollte. Angespannt wartete er.
    »Manchmal verstehe ich nicht, was unseren Befehlshabern durch den Kopf geht.« Riordan hatte sich ein wenig nach vorn gebeugt, er flüsterte verschwörerisch. »Alle kennen deine Fähigkeiten, Flemming, du solltest längst eine Stufe weiter nach oben gestiegen sein – in der Honorierung, im Ansehen ...«
    So falsch war das gar nicht. Burnett fragte sich mit einem Mal, ob Riordan ihm genau das schon vor vier Jahren hatte sagen wollen. Eine Stufe weiter oben ... Aber Riordan war auch nur Stellvertreter.
    »Deine Zeit wird kommen, Flemming, ganz bestimmt.«
    Burnett lächelte. Das hatte ihm bisher niemand gesagt. AGENT GREY dachte in höheren Kategorien, und Burnett selbst lebte allein, ohne Partnerin oder Angehörige. Eigentlich war ein Tag in seinem Leben wie der andere, und wenn er selbst nicht an Beförderung dachte, tat es niemand für ihn.
    Möglicherweise hatte er nun jemanden, der es für ihn tat. Es war abzusehen, dass Fydor Riordan über kurz oder lang zum Abteilungsleiter aufsteigen würde.
     
    *
     
    Herzliche Einladung an dich, Flemming.
    Der Text entstand urplötzlich in seinem Überwachungsholo. Burnett schluckte erst einmal. Ihn hatte nie jemand eingeladen. Bestenfalls wenn er zufällig in eine Geburtstagsfeier in eines der Büros hineingeplatzt war, war ihm ein Glas venusischer Sekt angeboten worden.
    Haben wollten immer alle etwas von ihm, Auskünfte, Recherchen, Hilfestellung ... Sobald es allerdings darum ging, sich erkenntlich zu zeigen, war alles selbstverständlich. War es ja auch. Irgendwie jedenfalls.
    Burnett zögerte, den restlichen Text abzurufen. »Weg damit!«, wollte er sagen, brachte das aber auch nicht fertig.
    Unvermittelt erklang Riordans Stimme.
    »Ich ahne, dass du unentschlossen bist, Flemming. Deshalb spreche ich meine Einladung persönlich aus. Für mich gibt es Grund zum Feiern, und ich möchte meine Freude mit dir teilen. Ich wurde die Treppe hinaufgestoßen, Flemming – endlich. Gysem Frühauf ist seit gestern pensioniert, ich habe sie als Abteilungsleiter abgelöst; du kannst noch nichts davon wissen, denn die Veränderung wird erst TLD-intern kommuniziert. Aber das Abendessen unter Freunden steht heute schon an, Flemming. Ich erwarte dich im Galactic Starlight, heute Abend, 20 Uhr. Es wird mir eine Ehre sein.«
    Alles wirbelte in Burnetts Gedanken durcheinander. Der frischgebackene Abteilungsleiter Fydor Riordan dachte in dem Moment seines beruflichen Erfolges an ihn, an den unbedeutenden Koko-Interpreter Flemming Burnett. Dabei war er kein Mann für Gesellschaften mit einer gewissen Garderobenpflicht, wie sie selbst Jahrtausende nicht aus dem primitiven Gehirn des Menschen waschen konnten. Was sollte er dort, wo man beieinanderstand oder -saß, in unbequemer Kleidung und mit zu wenig und zu absonderlich gewürztem Essen, und dabei Worte wechselte, die in den meisten Fällen wertlos waren und in wenigen gefährlich. Im Gegensatz zu AGENT GREY redeten die Leute viel und sagten so wenig dabei.
    Andererseits: Sollte er wirklich ablehnen?
    Deine Zeit wird kommen, Flemming, ganz bestimmt. Ausgerechnet in diesem Moment klang der Satz in ihm nach. Burnett wartete seit nunmehr zwei Jahren darauf, dass genau das geschah.
    Der 2. Dezember 1464 NGZ.
    Das Galactic Starlight, eines der besten Restaurants von Terrania-Süd. Die Adresse an der Thora Road war angeblich stets über Wochen ausgebucht. Fydor Riordan war in der Tat weit nach oben gefallen, wenn er dorthin einladen konnte. Burnett gönnte es ihm.
    Peinlichst genau auf Pünktlichkeit bedacht, erschien er im Restaurant. Alles dort atmete den Charme historischer Epochen. Schwere Brokatvorhänge; die Wände holzgetäfelt; das Mobiliar im Empfangsbereich mit Intarsien belegt, gegen die sein schwerer Schreibtisch wie ein müder Abklatsch wirkte. Geknüpfte Teppiche dämpften jeden

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