PR 2673 – Das 106. Stockwerk
jedenfalls nicht an Ybarris Stelle sein.«
»Sie wird es weit bringen, davon bin ich überzeugt. Und ihre kleine Tochter, Anicee, ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Das gibt es oft, dass Kinder in die Fußstapfen eines Elternteils treten und meist noch Größeres vollbringen. Bei Rhodans Kindern bin ich mir da allerdings nicht so sicher.«
Riordan lehnte sich zurück und tippte die Fingerspitzen aneinander. Seinem plötzlichen Schweigen haftete etwas Bedeutungsvolles an.
»Ich höre dir aufmerksam zu«, sagte Flemming Burnett nach einigen Sekunden.
Ein Lächeln huschte über Riordans Gesicht, als müsse er sich für seine Nachdenklichkeit entschuldigen.
»Manchmal, wenn ich an Rhodan denke, denke ich auch an Tipa Riordan; sie ist meine ferne Ahnin, ein Vorbild. Du kennst den Namen?«
»Ehrlich gesagt ...«
»Nein?« Fydor Riordan hob die Schultern. »Eineinhalb Jahrtausende sind natürlich eine lange Zeit. Tipa war die Befehlshaberin einer Gruppe Freier Piraten während der Cappin-Krise. Dreitausend schwer bewaffnete Raumschiffe sollen ihr unterstanden haben – und nein, sie war deshalb keine Kriminelle. Sie hat sich für die vereinte Menschheit eingesetzt und dafür gekämpft. Perry Rhodan sah eine treue Verbündete in ihr, von ihm wurde sie mehrmals mit allen Ehren wie ein Staatsoberhaupt empfangen.
Auch wenn Rhodans Nachfahren irgendwie aus der Art geschlagen zu sein scheinen, sogar Roi Danton hat nicht das Zeug, seinem Vater in allem nachzueifern, Rhodan selbst war immer ein Mann mit Weitblick. Das hat sich an Tipa gezeigt und an vielen anderen Geschehnissen. Ich mag Rhodan und seine innere Einstellung, seine Vision einer umfassenden Einheit aller raumfahrenden Völker.«
»Dann ist alles bestens«, stellte Burnett fest.
Riordan nickte zögernd. »Ja, das könnte man sagen, wenn nicht ...«
»Wenn nicht was?«, fragte Burnett.
Der stellvertretende Abteilungsleiter schüttelte etwas Unsichtbares von sich ab. Ein gequältes Lächeln zeigte sich in seinem Gesicht, doch es hatte nur Sekunden lang Bestand.
»Du hast mich neugierig gemacht«, sagte Burnett, aber sein Gegenüber winkte ein wenig linkisch ab.
»Nichts von Bedeutung, jedenfalls nichts, worüber wir uns vorerst den Kopf zerbrechen müssten. Wir reden ein andermal darüber.«
*
Dieses andere Mal kam nicht zustande. Fydor Riordans überraschender Besuch bei Burnett blieb der einzige. Der stellvertretende Abteilungsleiter suchte den nachgeordneten Kybernetiker und Koko-Interpreter jedenfalls nicht wieder in seinem Privatraum auf, und sooft sie anderweitig miteinander zu tun hatten, schwieg Riordan über jenen 1. Juli.
Einige Monate lang grübelte Burnett, was Riordan wirklich auf dem Herzen gehabt haben mochte, schließlich hörte er auf darüber nachzudenken. Womöglich hatte er nur nach einer Beziehung gesucht, denkbar war so vieles.
Warum er den Versuch wieder aufgegeben hatte? Burnett fragte nicht danach, und irgendwie hatte es den Anschein eines stummen Einverständnisses, dass sie nie die Sprache darauf brachten.
Hin und wieder diskutierten sie über den Liga-Dienst und darüber, wie AGENT GREY noch effektiver aufzubauen sei, und was einen kleinen Kontra-Bereich anbetraf, war Burnett in seinem Element.
»Die Erste Terranerin war eine gute Wahl«, eröffnete Riordan einmal, als sie einander in der Kantine trafen, gemeinsam am Tisch saßen und ihr Mittagessen zu sich nahmen. »Vor vier Jahren, als sie das Amt erhielt, hätte wohl niemand zu sagen vermocht, wie sie sich entwickelt.«
»Die Familie hat es geschafft, mit der Belastung fertigzuwerden«, sagte Burnett. »Selbstverständlich ist das nicht. Wenn auch nicht vergleichbar mit den Problemen, die ein Aktivatorträger in der Hinsicht haben kann.«
Burnett erinnerte mit dieser Bemerkung wieder an ihr erstes Gespräch zu diesem Thema, vermied es aber, seine Frage offen zu stellen.
»Perry Rhodans Schatten ist übermächtig«, pflichtete Riordan bei. »Von Henrike Ybarri lässt sich das aller guten Leistung zum Trotz bislang nicht behaupten.«
»Zwischen den beiden liegen Welten«, bohrte Burnett weiter. »Jahrtausende. Der größte Unterschied ist der Zellaktivator.«
Riordan nahm einen weiteren Bissen, betrachtete sein Gegenüber sinnend und schwieg dazu. Das Schweigen währte so lange, bis er die letzten Reste seiner Mahlzeit vertilgt hatte. Dann legte er mit einer gezierten Bewegung das Besteck zur Seite und lächelte.
»Manchmal ziehe ich Vergleiche. Wie etwa
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