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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Geheiß des Obersten Herrn, wie du dir wohl denken kannst. Er legt sehr viel Wert auf meine Meinung, was dieses Entleibungs-Instrument betrifft.«
    »Wie möchtest du dir eine Meinung bilden, wenn du der Hinrichtung und dem Einsatz des Geräts nicht einmal unmittelbar beigewohnt hast?«
    »Ich muss nicht alles sehen, um alles zu wissen«, gab sich der Ethik-Minister vage. »Es reicht zu sehen, dass dir gefallen hat, was sich im Reich des Henkers abspielt, um sagen zu können, dass es mir nicht gefällt. – Und jetzt komm! Der Oberste Herr wartet bereits ungeduldig auf uns.«
    »Tion Youlder ist hier?« Sosehr sich Gooswart auch bemühte – er konnte seine Überraschung nicht verbergen.
    »Wusstest du das etwa nicht?« Marturia lächelte, im Schatten der Kapuze kaum erkennbar. »Seltsam. Mir hat er sehr wohl erzählt, dass er im Ordnungspalast von Edenar Parie auf uns warten würde.«
    Er wies auf Fogga. »Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast – aber Youlder ist sogar bereit, diesen da zu empfangen.«
     
    *
     
    Die beiden Oraccameo saßen sich im Luftbus gegenüber und musterten einander. Fogga fühlte die gegenseitige Abneigung. Doch sie blieben ruhig und achteten darauf, sich keine Blöße zu geben.
    In mancherlei Hinsicht war sein Halter dem Ethik-Minister unterlegen. Cofirazi Marturia verfügte über ein außergewöhnliches Sprachtalent und war von ausgesuchter Höflichkeit. Nichts deutete darauf hin, dass er sich im Beisein seines Konkurrenten unwohl fühlte, während Wörgut Gooswart die Windautomatik immer wieder neu justierte und auf die spitzen Bemerkungen seines Gegenübers öfter keine geeignete Antwort parat hatte.
    Je näher sie dem Regierungs- und Verwaltungsviertel von Edenar Parie kamen, desto ruhiger wurden die beiden Oraccameo.
    Der Ordnungspalast geriet in Sichtweite; eine klobige Monstrosität, die von langen, wie Stachel wirkenden Nebengebäuden umkränzt wurde. Ringsum waren weitere Zweckbauten angelegt; Hochburgen der hiesigen Bürokratie und jenes starken militärischen Komplexes, der Wörgut Gooswart unterstand.
    Es gab mehrere Raumflughäfen, auf denen ein ständiges Kommen und Gehen herrschte. Reparaturhangars für kleinere Boden- und Luftfahrzeuge. Waffenleitstellen, Ausbildungszentren, Leistungszentren, Rechenzentren, eine Kommandantur, industrielle Fertigungsanlagen, kreisförmig angelegte und stark besetzte Abwehranlagen ...
    Dies alles war in Holografien dargestellt, die sich zwischen den beiden Oraccameo aufbauten. Das Hauptgebäude jedoch, der Ordnungspalast, blieb ein Klotz, über den die Bilder so gut wie nichts verrieten.
    Sie landeten.
    Fogga hielt sich hinter den beiden Kontrahenten. Er beobachtete, wie er es gelernt hatte. Die Dramaturgie war klassisch, aber nicht sonderlich reizvoll. Interessant würde es erst werden, sobald sie auf Tion Youlder trafen.
    Welche Rolle nahm er in diesem Spiel des Lebens ein? Stellte er eine Art Hofnarr dar oder gar den Königmacher für seinen Halter? Oder überschätzte er seine Rolle? War er bloß ein namenloser Lakai, dessen Name in der geschichtlichen Aufarbeitung keinerlei Rolle spielen würde?
    Nein, das ganz gewiss nicht ...
    Foggas Gedankenschaum blubberte träge über seinem Kopf. Er hatte vorerst keine schlüssigen Antworten auf seine Fragen parat, und das ärgerte ihn.
    Soldaten, prunkvoll bekleidet, erwarteten sie. Ein Adjutant, der dem Kriegsministerium unterstand, überreichte seinem obersten Chef ein Bulletin, während sich der Ethik-Minister angeregt mit einem seiner Verbindungsoffiziere unterhielt. Es bildeten sich zwei kleine Grüppchen für die Dauer eines Fußmarsches von einem Ende des Landefeldes durch eine Sperrzone bis zu einem unscheinbaren Zugang zur Ordnungsburg. Dort wurden sie weiteren Wachorganen übergeben.
    Im Inneren des Gebäudes herrschte Stille. Entlang des Weges durch kaum erleuchtete Gänge standen Angehörige einer Standarte, die unmittelbar dem Obersten Herrn unterstellt war.
    Fogga schauderte, er fühlte sich höchst unwohl. Er war Beobachter und keinesfalls darauf vorbereitet, wesentlicher Teil einer Aufführung zu sein, die womöglich in einer Katastrophe mündete.
    Es dauerte lange, bis sie das Heiligste der hiesigen Verwaltungsherrin erreicht hatten. Die Frau, ungewöhnlich untersetzt und mit einem deutlich hervorspringenden Buckel, gab sich hoffärtig. Sie mochte die höchstgestellte Oraccameo dieser Welt sein – doch angesichts des Besuchs des Obersten Herrn und zwei seiner Minister

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