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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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»Du wirst alles über Schauspiel lernen. Über Lyrik, Prosa, Drama, Bühne, avantgardistische Bewegungen, Ausdruckstanz, klassischen und theoromantischen Bifantismus, transzendentale Schlachtgesänge, Architektur, über die Iota-Spiegelungen des künstlerischen Geschlechtsaktes eines Laminars ... kurzum: Du wirst Kunst inhalieren. Es wird kein kulturelles Gebiet geben, in dem du nicht firm sein wirst.«
    »Aber Halter, ich ...«
    »Du widersprichst mir? Soll ich dich dort absetzen, wo ich dich aufgelesen habe? In diesem elendigen Loch auf einem elendigen Planeten, umgeben von Unrat, Gestank und Wesen, die dich hassen, weil du anders bist als sie? Du würdest niemals von dort entkommen! Man würde dich zur Zwangsarbeit verpflichten, dich prostituieren, dich wegen einiger Kredite aufschlitzen und aus deiner Fellhaut einen Mantel fertigen. Willst du das?«
    »Nein, Halter. Ich möchte bloß wissen, wozu ich das alles lernen soll. Und warum ausgerechnet ich?«
    »Weil du es kannst. Weil dein Geist frisch und unverbraucht ist. Weil du mir gehörst. Und weil du Teil meines Plans bist.«
    Maran Dana Fogga frohlockte still. Ein erstes Teilziel war erreicht.
     
     
    1.
    Exposition
     
    Wörgut Gooswarts Sternenraumer trug den banalen Namen ZACKENGUT. Die einzige Funktion des riesigen Schiffs war es, seinen Besitzer möglichst rasch durch Chalkada zu transportieren. Es gab einige Brennpunkte in dieser Galaxis, und nicht alle hatten unmittelbar mit dem Krieg gegen die Kuippri zu tun.
    Mitarbeiter versorgten den Minister mit den letzten Informationen über Änderungen an den Kriegsfronten. Andere analysierten oder schlugen neue taktische Winkelzüge vor. Einige verloren sich in uralten Schlachtentagebüchern, um in der Vergangenheit Lösungen für die Zukunft zu finden, und ein erklecklicher Haufen Fachleute aller Richtungen beschäftigte sich damit, die Rechner mit Daten zu füttern, die in einigen Jahren den Sieg über die feindlichen Kuippri bewirken würden. Denn dass es einen Sieg geben würde, stand nach Meinung des Oraccameo-Kriegsherrn unabänderlich fest.
    Maran Dana Fogga verabscheute die Enge des Schiffs. Es gab keine Weite und keine Perspektive. Wohin er blickte, existierten Begrenzungen seines Sichtfelds und seines Geistes. Außerhalb der metallenen Hüllen existierte zwar die Unendlichkeit in purster Form. Doch in seinem Kabinentrakt fühlte er sich wie in einem Gefängnis.
    »Die Landung erfolgt in Kürze«, ließ der Kommandant der ZACKENGUT verlautbaren.
    Die Nachricht galt einzig und allein seinem Herrn. Wörgut Gooswart nutzte die Zeit an Bord des Schiffs meist zur Kontemplation. Er versank dann in meditativer Grundhaltung, die Glieder überkreuzt, den Kopf weit in den Nacken geschoben, lautstark atmend.
    Doch nicht diesmal. Gooswart saß im Luft-Zirkulat seines Arbeitsplatzes und arbeitete mögliche Pläne durch, die sein weiteres Vorgehen im Kampf um eine bessere Position im Herrschaftsgefüge der Oraccameo betrafen. Fogga war von dieser Arbeit ausgeschlossen. Er war ein willfähriger Mitarbeiter, und seine Belohnung bestand darin, dass er leben durfte. Nun – zumindest glaubte das sein Halter.
    »Mach dich bereit, Fogga«, sagte Gooswart, ohne von seinen Unterlagen hochzublicken. »Bevor wir mit dem Obersten Herrn zusammentreffen, sollen wir uns auf seinen Wunsch hin ein ganz besonderes Schauspiel ansehen.«
    »Ein Schauspiel?«, hakte Fogga nach, dessen Interesse mit einem Mal geweckt war.
    »Du brauchst dich keinerlei Hoffnungen hingeben. Es handelt sich um Hinrichtungen. Ich verstehe zwar nicht, warum Tion Youlder möchte, dass ich mir selbst einen Eindruck von einer langweiligen Routineangelegenheit mache – aber ich werde ihm diesen Wunsch nicht abschlagen.«
    »Eine Exekution kann große künstlerische Bedeutung erlangen, wenn sie in einem würdigen Rahmen getätigt wird«, wagte Fogga den Widerspruch. »Mord, Selbstmord, Massenmord – für all diese Dinge gibt es ausgezeichnete Literatur.«
    »Manchmal überlege ich mir, was für ein Monster ich da herangezogen habe«, meinte Gooswart, und diesmal hob er den Kopf. Er wirkte verstört. »Kennst du keinerlei Grenzen?«
    »Kennst du sie denn, Herr?«
    Der Kriegsminister wandte sich ab. Er wechselte abrupt das Thema und sprach nun über Belanglosigkeiten, die sie auf einer belanglosen Welt namens Edenar Parie erwarteten. Hatte Fogga ihn diesmal wirklich aus dem Konzept gebracht?
     
    *
     
    Die Gerichtsverhandlung fand im Inneren eines weitläufigen

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