PR 2691 – Der Howanetzmann

Kristallvorkommen, die stetig steigende Temperatur – das waren untrügliche Indizien für entscheidende Umwälzungen. Vorerst wollte Rhodan gar nicht wissen, wie es an der Oberfläche aussah, ändern konnte er ohnehin nichts.
    Noch zwanzig Meter bis zum Ufer.
    Begleitet von unheimlichem Knirschen platzte eine der Höhlenwände auf. Der entstandene Riss verbreiterte sich schnell. Flammen fauchten aus dem Spalt und leckten an der Wand empor.
    »Jetzt aber!«, brüllte Gucky gegen den losbrechenden Lärm an, griff mit beiden Händen nach Partijan und verschwand mit ihm.
    Rhodan sah den Ilt mit seiner Last vor dem weiterführenden Stollen materialisieren und wie vom Blitz getroffen zusammenbrechen.
    Saedelaere stürmte los. Eine heftige Erschütterung ließ ihn abrutschen und ins Wasser stürzen. Prustend tauchte er auf und kraulte zum Ufer.
    Vorübergehend kämpfte auch Rhodan um sein Gleichgewicht. Sein Versuch, wenigstens den Antigrav zu aktivieren, schlug fehl. Krachend sackte der Steg ab, aber Rhodan sprang bereits ins Wasser.
    Tosend stürzte die rückwärtige Höhlenwand in sich zusammen. Der aufgerissene Seitenbereich barst in einem Flammenmeer. Rhodan tauchte unter und strebte mit kräftigen Schwimmstößen dem Ufer zu, um ihn herum schlug ein Hagel von Felsbrocken ein.
    Als er auftauchte, schwang sich Saedelaere soeben mehrere Meter vor ihm über einen Felsen ans Ufer. Rhodan folgte dem Maskenträger, aber es war bereits zu spät. Der Stollen, durch den sie die Höhle hätten verlassen können, stürzte ein. Unmengen von Staub wirbelten auf ...
    ... und in diesem Brodeln öffnete sich in der Höhe über hundert Meter und mehr ein mächtiger Grabenbruch. Ein tosender Sturm fegte den Staub auseinander und ließ ein Stück des Himmels über Pean sichtbar werden.
    Blutig roter Himmel ...
    »Raus hier!«, brüllte Rhodan. Fast hätte er überhört, dass der SERUN Bereitschaftsmeldungen in sein Ohr flüsterte.
    Antigrav ...
    Gravo-Pak ...
    Die extremen Störeinflüsse der Howalgonium-Adern wurden schwächer. Aus dem Funkempfang drang endlich wenigstens ein stakkatoartiges Kreischen.
    »Rhodan ruft SCHRAUBE-B! Du musst uns abholen! Ich sende ein Peilsignal.«
    Keine Antwort.
    Saedelaere kümmerte sich bereits um den Quintadim-Topologen, als Rhodan zu ihm aufschloss.
    Der Boden bebte ununterbrochen. Wahrscheinlich sah es an der Oberfläche sehr viel schlimmer aus. Das dunkle Rot des Himmels konnte nur der Widerschein weithin brennender Wälder sein.
    Perry Rhodan ließ sich neben Gucky auf die Knie sinken. Der Ilt blinzelte verwirrt und mit schmerzverzerrtem Gesicht; immerhin war er wieder bei Besinnung.
    »Das war ... knapp ...«, brachte Gucky schwerfällig hervor. Er starrte Rhodan an, riss die Augen weit auf, stöhnte. »Die letzten Peaner sterben, Perry ... Ich spüre ihre Verzweiflung, ihre verlorene Hoffnung.«
    »Kannst du wieder teleportieren?«, fragte Rhodan nur.
    Guckys Miene verriet deutlich, dass ihm das nicht möglich war.
    »Dann halt dich an mir fest!« Viel Zeit blieb ihnen nicht. Die Höhlendecke brach ein, der aufwirbelnde Dreck wurde von den erhitzten Luftmassen mitgerissen. Über diesem Bereich des Kontinents tobte ein Orkan.
    Saedelaere startete soeben mit Nemo Partijan. Für bange Sekunden sah es so aus, als würde der Sturm beide Männer wie welke Blätter davonwirbeln, dann schaffte es der Maskenträger, den Flug zu stabilisieren. Rasch gewann er an Höhe.
    Rhodan folgte Alaska Saedelaere mit dem Ilt.
    »Das Duell der Geisteswesen hat den Planeten schon aufgeheizt.« Gucky musste schreien, um sich gegen das tosende Chaos zu behaupten. »Der Vorgang an sich wurde aber von QIN SHI noch beschleunigt, bevor er ARDEN folgte.«
    Am Horizont stieg eine Feuerwand in die Höhe. Geschmolzenes Gestein wurde aus der Tiefe des Planeten emporgeschleudert. Weiter zur Linken zeichneten sich einige Vulkankegel ab. Wie Atompilze hingen gigantische schwarze Wolken über den Kratern. Dort tobten extreme Gewitter.
    »QIN SHI macht keine Gefangenen, er hinterlässt verbrannte Erde.« Rhodan achtete nicht darauf, ob Gucky ihn verstand. Er versuchte sich zu orientieren, aber das war unmöglich geworden. Längst gab es keinen Wald mehr, keine Hütten der Peaner, nur verbranntes Land und aufbrechende Magmaströme.
    Wieder rief Rhodan nach der SCHRAUBE-B.
    Verzweiflung? Nicht der richtige Ort und nicht die Zeit dafür.

4.
     
    Endlich!
    Mondra Diamond hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange sie schon wartete, als