PR 2692 – Winters Ende
Wahnvorstellungen.«
»Keineswegs. Ich bleibe bloß mir selbst treu. Und dir. Und unseren Kindern. Und ... Terra. – Stopp, Pastok! Keinen Schritt weiter, oder ich schieße.«
*
Der schlaksige Jungspund hatte zu Rabienne aufgeschlossen und blieb neben ihr stehen.
Begütigend hob er die Hände. »Kein Grund zu übereilten Handlungen, die du gewiss später bereuen würdest. Du hast diese Situation unter Kontrolle. Hör dir in Ruhe meine Argumente an.«
»Sprich!«
»Keiner von uns will, dass jemandem Schaden zugefügt wird, richtig?«
»Richtig. Aber der viel größere Schaden wäre, tatenlos zuzusehen, wie Irmayi und Rabienne sich ins Verderben stürzen.«
»Lassen wir unsere verschiedenen Ansichten über die Zukunft der Sayterraner im Neuroversum einmal beiseite. Ganz pragmatisch, Yugen: Dein Plan ist zum Scheitern verurteilt. Du schaffst es mit deiner Geisel nie und nimmer von hier bis nach Terra.«
»Sie ist meine Tochter.«
»Verwandtschaftsverhältnisse spielen keine Rolle, und das weißt du. Die Sicherheitsvorkehrungen auf Saypor mögen relativ lax sein; aber eine Entführung mit Waffengewalt bliebe zweifellos nicht ungeahndet.«
»Ach so? Ich für mein Teil glaube, die Chancen stehen gar nicht schlecht. Du selbst hast gesagt, dass ihr Neuformatierten nicht überwacht werdet und euch individuell nach Gutdünken bewegt.«
»Auf Saypor, ja. Aber kein Einziger von uns würde aus freien Stücken zurück nach Terra fliegen. Nur die Mitglieder des Umbrischen Rats halten sich noch dort auf, falls sie nicht ohnehin bereits im Weltenkranz-System eingetroffen sind.«
»Trotzdem wird sich eine Begründung finden lassen. Das Wichtigste ist, dass man hierorts auf das Wort einer Neuformatierten vertraut. Irmayi selbst ist unser Rückflugticket und die beste Garantie dafür, dass uns niemand aufhalten wird.« Pastoks Mimik entnahm Yugen, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte.
»Unsinn«, stieß Rabienne hervor. »Schlimmer: völliger Irrsinn! «
»Ich habe mich selten klarer im Kopf gefühlt. Du bist die Verblendete! Hast du auch nur ein einziges Mal in Betracht gezogen, Aria zu fragen, was sie sich wünscht?«
»Lass die Kleine außen vor!«
»Eben nicht! Das könnte dir so passen. – Aria, Schätzchen: Sag Mama, was dir am liebsten wäre.«
Die Achtjährige druckste ein wenig herum, dann sagte sie mit erstickter Stimme: »Ich möchte, dass ihr nicht mehr streitet.«
»Und?«
»Dass wir alle beisammenbleiben.«
»Da habt ihr's!«
»Au! Du tust mir weh, Papa.«
Er lockerte seinen Griff. »Entschuldige, das wollte ich nicht.«
Rabienne ging in die Hocke und breitete die Arme aus. »Komm zu mir, Süße.«
»Ich werde dich zum Raumhafen begleiten«, sagte Irmayi. »Freiwillig. Steck den Strahler weg, du brauchst ihn nicht mehr.«
»Das musst du schon mir über...«
Aria riss sich los und lief zu ihrer Mutter.
*
Plötzlich geschah zu viel gleichzeitig. Yugen drohte den Überblick zu verlieren.
»Ich erfülle den ersten Teil deiner Forderungen. Also komm auch du mir einen Schritt entgegen«, redete Irmayi unbeirrt weiter. »Falls du auf die Waffe verzichtest, lasse ich mit mir reden und fliege eventuell sogar für einen kurzen Abstecher mit dir nach Terra. Sieh deinen Fehler ein und beende diese Farce.«
Der Sinneswandel kam überraschend und verdächtig unmotiviert. Was bezweckte sie damit?
Sie wollte ihn ablenken!
Yugens Blick sprang von Irmayi zu Rabienne, der sich Aria gerade in die Arme warf, zu ...
Beinahe hätte er Pastok übersehen, der sich abgestoßen hatte, mit einem mächtigen Satz die Distanz zwischen ihnen überwand und auf ihn zugeflogen kam. Yugen drehte sich weg, aber es geschah zu spät.
Er konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen oder den Strahler in Anschlag bringen. Zudem behinderte ihn die Jacke. Pastok prallte gegen ihn und riss ihn um.
Sie rollten über den Boden, ein Mosaik aus weißen und grauen Steinen, und rangen um die Waffe. Ein Schuss löste sich.
Der Thermostrahl traf eine der Suspensions-Bänke, zwischen denen Rabienne und Aria kauerten. Eine ohrenbetäubende Explosion schleuderte Mutter und Tochter meterweit durch die Luft.
Splitter schwirrten in alle Richtungen. Yugen spürte, dass er getroffen wurde, am Arm und auch am Kopf. Eine schwarze Welle spülte über ihn hinweg.
Er verlor das Bewusstsein.
*
Als Yugen Estmon-Winter wieder zu sich kam, stand Pastok über ihn gebeugt.
»Was ist ... Wie geht es ...?« Seine Stimme
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