PR 2692 – Winters Ende

Kantor-Sextanten angemessen werden kann.«
    »Wo? Ach, vergiss es. Schick die Koordinaten an die LEIF ERIKSSON IV. Startklar machen, desgleichen hundert LFT-BOXEN der Ersten Mobilen Kampfflotte! Und informiere Raumadmiral Stariou Jalhay der Ordnung halber, dass er seine Flotte abrufbereit halten soll; obwohl ich sicher bin, dass dies sowieso der Fall ist.«
    Erst auf halbem Weg zum nächstgelegenen Transmitter bemerkte Bully, dass Shanda Sarmotte neben ihm rannte.
     
    *
     
    Die LEIF ERIKSSON IV, das Flaggschiff der LFT, wurde von Oberst Faustus Baeting kommandiert, einem relativ kleinwüchsigen, drahtigen Terraner mit kurz geschorenen blonden Haaren und wasserblauen Augen.
    »Alarmstart«, begrüßte er Bully mit gespieltem Tadel in der Zentrale des Omni-Trägerschiffes, das samt Ringwulst 3000 Meter durchmaß. »Ts, ts. Was das wieder kostet.«
    Der Oberst erwartete nicht, dass man seine stehende Redewendung kommentierte. Trotzdem brummte Bully: »Um unser Raumflotten-Budget mache ich mir momentan die geringsten Sorgen. Wie sieht es an den von LAOTSE überspielten Koordinaten aus?«
    »Gar nicht, zumindest von unserer Position aus. Die Orter liefern keine brauchbaren Ergebnisse, wir müssen uns blind auf die vagen Angaben der Kantor-Sextanten verlassen. In der angegebenen Region am Rand der Anomalie scheint die Raumzeit völlig aus den Fugen geraten zu sein.«
    »Etwas in der Art hatte ich befürchtet. Wir nähern uns der vermuteten Perforation mit aller gebotenen Vorsicht. Soll heißen, kurze Etappen und lieber ein paar Orientierungsstopps zu viel als einer zu wenig. Die Einzelheiten überlasse ich dir, Faustus.«
    Bully, Shanda und Toufec, der sich ihnen noch innerhalb der Residenz angeschlossen hatte, zogen sich in den Hintergrund der Zentrale zurück.
    Der Nanokrieger gab sich ungewohnt wortkarg. Er kaute auf einer Dattel. Möglicherweise musste er erst verarbeiten, dass er sich nach so langer Zeit der Gefolgschaft von seinem Mentor Delorian losgesagt hatte.
    Es wurde ein beschwerlicher, nervenaufreibender Flug. Immer wieder begegnete man Gefahren, die nur mit Mühe gemeistert werden konnten. Manchmal traten kurzfristig zeitliche Verwerfungen auf; manchmal schien der Raum selbst zu kollabieren.
    Trotzdem blieb die Flotte zusammen, mit Ausnahme der insgesamt zehn LFT-Boxen, die der Reihe nach in regelmäßigen Abständen entlang der Strecke stationiert wurden. Die multifunktionalen, würfelförmigen Omni-Ultraschlachtschiffe der QUASAR-Klasse mit drei Kilometern Kantenlänge sollten als Hyperfunkrelais dienen.
    Schließlich erreichten die LEIF ERIKSSON und ihre übrigen Begleitschiffe die Zielkoordinaten und gewissermaßen das Auge des Hypersturms. Die Umgebung klärte sich wieder.
     
    *
     
    An diesem Ort war etwas im Entstehen ...
    Eine Öffnung? Jedenfalls eine schlauchförmige Ausdehnung von mindestens zehn Millionen Kilometern Durchmesser und einer Länge von fast einer Lichtstunde; dies ergab die Ortung hinsichtlich der »konventionell« anmessbaren Sekundäreffekte.
    Der zylindrische Bereich wurde auf nicht nachweisbare Art zu einem schwachen bläulichen Leuchten angeregt. Eigentliche Ursache und an weiteren Phänomenen beteiligt waren hyperenergetische Emissionen ohne direkt erkennbare Quelle, die laut Kantor-Sextanten bis in den ultrahochfrequenten Bereich des hyperenergetischen Spektrums reichten.
    Rein optisch ergab sich der Eindruck, es handle sich um eine Art Tor oder vielmehr Durchbruch ... Stimmengewirr erfüllte die Zentrale des Flaggschiffs. Dutzendfach wurden dieselben Fragen gestellt.
    »Was ist das für eine Öffnung?«
    »Soll hier etwa eine Passage zum Standarduniversum entstehen?«
    »Wenn ja – wer oder was ist dafür verantwortlich?«
    »Wird das Phänomen von der Anomalie aus erzeugt?«
    »Oder von der anderen Seite her?«
    Die Spezialisten der Ortungsabteilung mussten passen. Da traf ein Funkspruch ein – von der TOLBA. Delorian meldete sich!
    »Ich übernehme!«, rief Reginald Bull, den es längst nicht mehr in seinem Sessel gehalten hatte.
    Ein Holo entstand. Es zeigte den weißbärtigen Mann, der so viel älter und erfahrener aussah als sein leiblicher Vater.
    »Hallo. Von nun an«, sagte Delorian leichthin und ungerührt, als kündige er ein mäßig bedeutsames Sportereignis an, »ist mit einem baldigen Angriff von QIN SHI zu rechnen.«
    Parallel dazu blendeten die Ortungstechniker ein, dass die TOLBA nun angemessen werden könne. Das kleine und doch so mächtige