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PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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waren dem Funkverkehr der QIN-SHI-Flotte nicht zu entnehmen.
    Sechs Zapfenraumer der verbündeten Dosanthi vergingen beinahe gleichzeitig. Die Unruhe vergrößerte sich. Die Panik war greifbar nahe, wie Bull fühlte. Der Kampf der letzten Hoffnung ging verloren. Sie allein standen zwischen dem Solsystem und dem Feind.
    Knapp zwanzigtausend Feindschiffe machten mittlerweile Jagd auf sie. Wo waren die achttausend Walzenraumer so rasch hergekommen? Sie mengten sich unter die Dosanthi-Einheiten QIN SHIS, und entgegen ersten Hoffnungen benötigten sie kaum eine Anlaufzeit, bevor sie sich in die Schlacht stürzten.
    »Rascher!«, befahl Bull. »Noch mehr Verdichtung!«
    Verdichtung. Das Wort stand für einen hoch riskanten Einsatz. Immer mehr Einheiten der terranischen Flotte und der Verbündeten rasten in Synchrongeschwindigkeit dahin, mit mehr als 30 Prozent Licht. Sie kamen einander nahe, visierten den Durchgang an, um ihn in Bruchteilen einer Sekunde zu durchqueren, in einem Manöver, das selbst die großen Bordpositroniken forderte. Wer wusste schon, was geschah, wenn Schiffe an dieser künstlichen Verengung kollidierten und in energetische Wechselwirkung mit den Wänden traten? Würde der Durchgang zusammenbrechen, würden Teile der Flotte vernichtet werden?
    Bull kam ein wahnwitziger Gedanke: Er konnte Treibminen rings um den Durchgang ausstreuen lassen, sobald die letzte terranische Einheit zurück in der Anomalie war.
    Doch was würde es nützen? Vielleicht vernichteten sie das Tor, und vielleicht gelang es ihnen, einige feindliche Schiffe mit in den Untergang zu reißen. Doch nach derzeitigem Wissensstand würden die Kugeln für die Erzeugung eines weiteren Durchgangs sorgen, die Wand zwischen Anomalie und Normalraum erneut perforieren.
    »Sie sind uns dicht auf den Fersen«, sagte Wabuthu, als könnte sie seine Gedanken lesen.
    »Aber sie werden hier nicht auf uns feuern«, behauptete Bull im Brustton der Überzeugung. »Diese Zone ist energetisch zu labil, und das wissen sie besser als wir.«
    Violette Lichterscheinungen waren rings um sie, und kaum hatten sich ihre Augen an die ungewöhnlichen Effekte gewöhnt, hatten sie den Durchgang auch schon passiert, hatten sie einige Hunderttausend Kilometer hinter sich gebracht. Sie waren auf der anderen Seite, zurück in der Anomalie. Ringsum lauerten terranische Schiffe auf den Feind. Hinter der LEIF ERIKSSON quollen die Verbündeten aus dem Tor: Zapfenraumer im Dutzend, in Hundertschaften. Tausende von ihnen. Sie sicherten den Rückraum, schafften ausreichend Puffer zwischen den nachdrängenden Schiffen QIN SHIS und den LFT-Einheiten.
    Dann die Feinde. Wohlgeordnet und darauf aus, zu erschrecken und zu vernichten. Kämpfer, die den Offensivkampf gewohnt waren und mit enormer Selbstsicherheit auftraten. Sie fühlten, dass der Sieg greifbar nahe war, während die verbündeten Dosanthi jeder Mut zu verlassen schien.
    Auf eine nicht nachvollziehbare Art und Weise beharkten einander Dosanthi mit gedanklichen Impulsen, die von Wahnsinn und von Angst kündeten.
    Bull fror. In seinem Kopf regierte das Chaos. Er vermochte kaum einen klaren Gedanken zu fassen. Er fühlte die Auswirkungen dieser Auseinandersetzung. Die Gefühle blieben diffus und undifferenziert; Gedankenpfeile, die nicht ihnen galten, sondern gegen die Geschöpfe in den verbündeten Zapfenraumern gerichtet waren.
    Die Walzenschiffe drängten vorwärts. Sie richteten ein schreckliches Blutbad an, vernichteten eine Einheit der Dosanthi nach der anderen.
    »Das geht nicht länger gut«, meldete sich Glaudak über Funk zu Wort. Mehr sagte er nicht. Doch es war selbst dem Xylthen-Protektor anzumerken, dass er den Zusammenbruch seiner Flotte befürchtete.
    »Wir können den Durchgang nicht halten«, sagte Oberst Baeting leise. Er rieb sich die Schläfen, die Augen waren übernatürlich weit aufgerissen.
    Die Lawine schwappt über alles hinweg, was sich ihr in den Weg stellt. Sie wird das gesamte Tal unter sich begraben. Weil es keine Lawinenbrecher gibt. Wir haben riskiert, und wir haben verloren.
    »Rückzug!«, befahl Bull ohne weiteres Zögern. Er verbarg Enttäuschung und Furcht hinter einem möglichst teilnahmslosen Gesicht.
    Dieses Ende der Schlacht war eine der Optionen gewesen, auf die er sich mental vorbereitet hatte. Doch nun, da es wirklich so weit war, meinte er zu fallen, immer tiefer, mitgerissen vom weißen Nass, rettungslos verloren.

13.
    Der Oberst
     
    Chourtaird hielt sich nun ebenfalls im

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