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PR 2699 – Das Neuroversum

PR 2699 – Das Neuroversum

Titel: PR 2699 – Das Neuroversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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außer Zweifel. Die Mutantin war wesentlich anfälliger für QIN SHIS Ausstrahlung als alle normalen Menschen. Wenn er nun den Befehl gab, sie wieder zu wecken, würde er sie damit vielleicht umbringen.
    Andererseits ... ein Leben gegen Millionen andere! Nach diesem Grundsatz hatte er oft vorgehen müssen.
    Es hatte ihm nie geschmeckt. Jedes einzelne Leben war es wert, erhalten zu werden. Aber als Terranischer Resident musste er, genau wie in all seinen anderen Positionen vor dieser Zeit, das große Ganze im Blick behalten.
    Er brauchte Shanda. Mit ihren Parafähigkeiten war sie seine Augen und Ohren gleichzeitig, vielleicht sogar noch sein Tast- und Geschmackssinn. Ohne Shanda hatte er nicht die geringste Ahnung, was mit QIN SHI geschah, und er brauchte diese Kenntnisse. Er brauchte Informationen. Er brauchte sie dringend, so dringend wie die Luft zum Atmen.
    »Überrangbefehl!«, sagte er zu dem Medoroboter, der reglos neben Shanda stand. »Berechtigung Terranischer Resident. Stimmidentifikation.«
    »Stimmidentifikation positiv«, sagte der Roboter.
    »Ich weiß, dass meine Anordnung ihr Leben gefährdet. Trotzdem ... verabreiche ihr ein Aufputschmittel. Ich muss mit ihr sprechen. Sofort! Ich nehme das Risiko auf mich.«
    Die Programmierung ließ dem Medoroboter keine Wahl. Er injizierte das Mittel.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, und Shanda kam wieder zu sich.
    Sie sah aus wie eine lebende Leiche. Sie war kreidebleich, gewann im Gesicht nur langsam Farbe zurück. Ihr Blick blieb glasig.
    »Kannst du mich hören?«, fragte Bull. »Shanda, es tut mir furchtbar leid, aber ich muss wissen, was mit QIN SHI passiert.«
    »QIN SHI ...«, flüsterte sie.
    »Ja«, sagte Bull. »Was ist mit ihm? Wieso greift er das Solsystem nicht an? Es lag offen vor ihm. Er hätte nur weiterfliegen müssen und hätte es entvölkern können.«
    »QIN SHI«, wiederholte Shanda. Sie schien langsam in die Wirklichkeit zurückzufinden. Aber sie zitterte heftig, und ihr Körper wurde plötzlich von einem Krampf geschüttelt.
    Bull glaubte, ihre Schmerzen mit ihr zu erleben. Es war nur Einbildung, natürlich; niemand konnte sich in das hineinversetzen, was Shanda gerade durchmachte.
    Aber QIN SHIS mentaler Druck hatte völlig nachgelassen, war einfach nicht mehr vorhanden. Bull wurde klar, dass Shanda unter den Nachwirkungen dessen litt, was sie vor wenigen Sekunden durchgemacht hatte. Mutanten reagierten anders als normale Menschen. Bei Shanda ließen diese Eindrücke nicht so schnell nach wie bei ihm.
    »Was ist mit QIN SHI?«, fragte Bull eindringlich.
    »In ihm ... in ihm tobt gerade ein chaotischer Kampf ... Ich habe seine Gedanken empfangen ... Es war ... schrecklich ...«
    »Wieso greift er das Solsystem nicht an?«
    »Er benötigt die Leichen von achtundvierzig Superintelligenzen, um sein Universum zu schaffen ... doch es sind erst sechsundvierzig vorhanden ... In einem System gab es offensichtlich ein Doppelgrab ...«
    Bull hatte den Eindruck, dass Shanda völlig zusammenhanglos sprach, dass sie gar nicht verstand, was er von ihr wissen wollte. »QIN SHI!«, sagte er. »Konzentriere dich auf QIN SHI!«
    »ARCHETIM wird gerade über die Ephemere Pforte in die Matrix des Proto-Neuroversums eingespeist ... Das ist die siebenundvierzigste Superintelligenz.«
    »QIN SHI!«, sagte Bull erneut. »Wieso zieht er sich zurück?«
    »Ein psimaterieller Korpus fehlt!« Shanda zitterte plötzlich heftig. Ihr Gesicht verlor jede Farbe.
    »Noch eine Injektion!«, sagte Bull zu dem Medoroboter. »Sie darf nicht das Bewusstsein verlieren! Halte sie aufrecht!«
    Der Roboter gehorchte. Normalerweise war es seine vordringliche Aufgabe, Leben zu schützen, doch der Überrangbefehl ließ ihm keine Wahl.
    »Shanda!« Bull riss sich zusammen. Fast hätte er sie angeschrien. »Konzentrier dich auf QIN SHI!«
    »ALLDAR ist nicht da!«, flüsterte sie. »Und das wird QIN SHI gerade bewusst!«
    »Was wird ihm bewusst?«
    »Gar nichts ... Er versteht gar nichts mehr! Er greift sich selbst an!«
    »Wie?«
    »Die Teilentitäten TANEDRARS und die Escaran-Splitter, die er sich einverleibt hat, versuchen, ihn zu übernehmen ...«
    »Was?«, fragte Bull.
    »Genau in diesem Augenblick ... QIN SHI wird von TANEDRAR angegriffen!«
    »Von TANEDRAR? TANEDRAR ist tot!«
    »Sein Plan droht zu scheitern ... TANEDRAR hat genau den richtigen Augenblick gewählt.«
    Bull schüttelte den Kopf. Hatte er sie falsch verstanden? QIN SHI hatte seine Geschwister-Intelligenz absorbiert,

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