PR 2701 – Unter der Technokruste
dieses Wissen blieb im Verstand. Es fand den Weg zum Gefühl nicht.
Noch weiter, dachte Rhodan, als der Weg zu einer fremden Galaxis sind die dreißig Zentimeter vom Gehirn zum Herzen.
Das Mare Imbrium war einst der Standort der riesigen Thora-Werft gewesen. An diesem Ort waren Raumschiffe entstanden, um Menschen in die Unendlichkeit des Alls zu tragen.
Gab es die Werft noch? War sie verschwunden oder nur ... überwuchert?
Rhodan wusste es nicht.
Woher auch?
Der Aktivatorträger riss sich los, verscheuchte die Gedanken. Nacheinander schaute er seine Begleiter an, zuletzt blickte er Shanda in die Augen. Sie sahen müde aus. Und schön. »Gehen wir!«
»Wohin?«, fragte Toufec.
»Den Dingen auf den Grund. Suchen wir ... Menschen.«
2.
Unter fremder Sonne
19. Juni 1514 NGZ
Vier Menschen.
Drei Begleiter.
Genau wie damals, dachte Perry Rhodan. Seltsam, dass ihm dieses Detail so spät auffiel. Und ebenso seltsam, wie oft er Vergleiche zu seiner ersten Mission zum Mond zog. Es kam ihm vor, als sei es in einem anderen Leben gewesen, so lange lag es zurück, und doch lebte die Erinnerung daran mit einem Mal neu auf.
Damals war er mit Reginald Bull, Clark G. Flipper und Eric Manoli in die STARDUST gestiegen. Zwei von ihnen waren bereits jahrtausendelang tot, Bully war nach wie vor und wie schon immer sein ältester Freund.
Aber auch Reginald Bull hatte ihn diesmal nicht begleitet. Stattdessen standen ihm Shanda Sarmotte, Fionn Kemeny und Toufec zur Seite. Ob einer davon die kommenden Jahrhunderte überleben und ihn begleiten würde? Über Generationen hinweg, viel länger als ein normales Menschenleben, so, wie Bully es tat?
Wenn, dann wohl Toufec, dachte Perry Rhodan spontan. Dieser geheimnisvolle Mann stammte aus einer noch ferneren Vergangenheit als er selbst. Allerdings hatte Toufec den Großteil dieser Zeit schlafend in der mysteriösen Stadt Aures verbracht.
Außerdem stellte sich noch eine völlig andersartige Frage: Würde Rhodan selbst die nächsten Jahrhunderte überleben? Er war keinesfalls so vermessen, sich für tatsächlich unsterblich zu halten. Trotz des Zellaktivators konnte es jederzeit vorbei sein. Eine Kugel, eine Explosion ... ein Angriff aus dem Hinterhalt ... vielleicht in den nächsten Minuten während ihres Wegs zur Stadt Luna Town IV.
Er hatte viele Gefahren überlebt, aber eines Tages würde eine davon die letzte sein.
»Du siehst nachdenklich aus«, sagte Toufec leise, dicht an Rhodans Ohr.
Der Terraner nickte, fühlte sich geradezu ertappt, als habe er etwas Ungebührliches getan. Er ging jedoch nicht weiter darauf ein. Möglicherweise trug die befremdliche Umgebung die Schuld daran, dass er so oft in Grübeleien versank.
Das allgegenwärtige, kalte Technogeflecht und das fahle grüne Leuchten bis zum Horizont bedrückten ihn. Es spielte sich auf der Gefühlsebene ab, und obwohl er wusste, dass es eigentlich unnötig war, konnte er mit dem Verstand nicht ständig dagegen ankämpfen.
Er schüttelte die müßigen Gedanken ab, wieder einmal. »Wir brechen auf«, sagte er, ohne Toufec eine direkte Antwort zu geben.
»Wohin?« Das war Fionn Kemeny. »Zur Thora-Werft? Ich muss mir den Technoefeu genauer anschauen.«
Rhodan wandte den Blick zu ihm. Kemeny stand so, dass hinter ihm der Montes Caucasus aufragte oder das, was von dem Berg geblieben war: ein monströses metallisches Etwas. In der Höhe, rund um den Gipfel, sah es aus, als würde die Struktur hin und her wandern und versuchen, sich gegenseitig immer wieder mit einer neuen Schicht zu bedecken. Vielleicht handelte es sich um eine optische Täuschung.
»Den Technoefeu?«, fragte Rhodan.
»So nenne ich diese Aufbauten auf dem Geflecht«, sagte der Wissenschaftler. »Ich nehme an, ihr habt sie auch bemerkt. Über dem Gebiet der Thora-Werft kommen sie häufiger vor als sonst. Stellt eure Helmvisiere auf Teleoptik und schaut es euch an. Vor allem im Zentrum des Kraters lagern sich eine Menge Gerätschaften auf den Außenhüllen an. Na ja ... Technoefeu eben.« Die letzten Worte sprach er in einem Tonfall, wie ein Lehrer mit frisch eingeschulten Kindern sprechen mochte.
Rhodan hatte es ebenfalls gesehen wie tausend sonstige Details auch. Er beobachtete automatisch und präzise. Dennoch wandte er den Kopf.
Das fahle Grün wirkte, als wäre ganz Luna auf mysteriöse Weise erkrankt und als müsse jeder, der lange genug hinsah, genauso erkranken. Die Folgen ließen sich nicht leugnen: Die Zahl der Patienten auf Terra mit
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