PR 2702 – Das positronische Phantom
Hauptsystem. Die Datenlage ist daher sehr übersichtlich. Meine Spezialisten schätzen, dass es sich bei diesem System um ein Back-up handelt, das eilig ausgelagert worden war. Das Eindringen eures Schiffes scheint die Onryonen zumindest nervös gemacht zu haben.«
Rhodan blickte in Sipieras Gesicht. Er wünschte sich, Shanda Sarmotte wäre bei ihm, um die Angaben der Anführerin zu überprüfen.
Aus dem Bauch heraus vertraute er Pri Sipiera, und zum Zeichen dafür entfernte er die Maske, mit der ihn Pazuzu für flüchtige Beobachter unkenntlich gemacht hatte.
Rhodan war sich bewusst, dass er zu vieles noch nicht wusste. Es gab Widersprüche, die er klären musste, bevor er Sipiera und ihren Leuten volles Vertrauen schenken konnte. NATHANS Rolle beispielsweise.
Aus diesem Grund hielt er es auch für besser, die Anwesenheit von Sarmotte zuerst für sich zu behalten. Die Informationsextraktorin könnte zu einem späteren Zeitpunkt für sie äußerst wichtig werden. Bis dahin hoffte er, dass Sarmotte zusammen mit der komatösen Widerständlerin Quinta Weienater in ihrem Versteck im Coelestinischen Bahnhof in Sicherheit war – und blieb.
Rhodan deutete auf die Tische und Arbeitsstationen. »Verzeih mir die Anmerkung, Pri. Aber der Raum wirkt auf mich nicht gerade wie das Nervenzentrum einer schlagkräftigen Organisation. Eher ... improvisiert.«
Sipiera hob die rechte Augenbraue. »Ich schätze deine Ehrlichkeit, Perry. Tatsächlich unterhalten wir mehrere Widerstandszentren, von denen aus wir operieren. Ich will, dass der Widerstand dynamisch bleibt. So sollte gewährleistet sein, dass eine Nebenzentrale zeitverlustfrei übernehmen kann, falls das – wie du sagst – ›Nervenzentrum‹ ausgehoben werden sollte.« Sie runzelte die Stirn und fügte hinzu: »Einen Umstand, den wir natürlich unter allen Umständen verhindern wollen.«
»Das spricht für euch«, sagte Rhodan anerkennend. »Seit wann gibt es den Widerstand?«
»Ein genaues Gründungsdatum gibt es nicht. Die Anfänge waren fließend. Es begann irgendwann im Jahr 1514 damit, dass besorgte Wissenschaftler und Verwalter Agenten und private Ermittler damit beauftragten, die seltsamen Aktivitäten der onryonischen Siedler zu überprüfen. Je größer das Geheimnis um die Fremden wurde, desto klarer haben sich die Untergrundstrukturen gebildet, bis daraus schließlich der Widerstand hervorging.«
»1514«, sagte Toufec gedehnt, der neben sie getreten war. »Auf Terra schreibt man dieses Jahr gerade jetzt.«
Sipiera blickte ihn mit einer Mischung aus Faszination und Betroffenheit an. »Ich weiß«, sagte sie dann. »Wir haben dies erst durch die onryonischen Informationen erfahren. Es widerstrebt mir zu akzeptieren, dass wir beim Transfer achtundfünfzig Jahre zu viel absolviert haben sollen. Verlorene Zeit.«
»Es ist wie immer eine Frage der Perspektive«, sagte Toufec. »Tatsächlich hat Luna fast sechs Jahrzehnte gewonnen.«
»Wie es scheint, haben in erster Linie die Onryonen diese Zeit gewonnen«, sagte Rhodan nachdenklich. »Immerhin scheinen sie dadurch erst in der Lage gewesen zu sein, Lunas Angesicht grundlegend zu verändern.«
Die Widerständlerin nickte heftig. »So sehe ich das auch.«
Die Tür öffnete sich, und eine füllige Frau in grüner Kleidung trat ein. In ihrem Schlepptau folgte ein kugelförmiger Roboter mit einem halben Dutzend Tentakeln.
»Ist das der Verletzte?«, fragte sie, während sie schnurstracks auf den am Boden liegenden Kemeny zuging.
»Ja, Thora«, antwortete Pri Sipiera.
Rhodan spürte, wie sich sein Magen kurz zusammenzog. Thora war schon lange kein rein arkonidischer Name mehr. Besonders bei lunageborenen Mädchen erfreute er sich ungebrochener Beliebtheit.
Das lag in erster Linie daran, dass die Kommandantin der AETRON, mit der die phantastische Entwicklung seit Rhodans erstem Mondflug begonnen hatte, am lunaren Südpol ihre letzte Ruhestätte gefunden hatte.
Rhodan spürte, wie sich in seinem Nacken eine Gänsehaut ausbreitete. Das Thora-Memorial befand sich am ehemaligen Landeplatz der AETRON. Darin lag der konservierte Leichnam dieser wunderbaren Arkonidin, die zu seiner ersten Ehefrau und der Mutter seines Sohnes Thomas geworden war.
Er erinnerte sich an das Mausoleum: umgeben von kleineren Museen, Hotels, hydroponischen Gärten und Erlebnisparks in arkonidischen und terranischen Baustilen.
Wie mochte es dort mittlerweile aussehen? Gewaltsam manifestierte sich ein Bild vor Rhodans innerem Auge, in
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