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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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verlassen.«
    Zennor wuchtete sich aus dem Pilotensessel und schritt voran. Er ließ den Helm seines SERUNS offen; Italiaander und Gastonny folgten seinem Beispiel.
    Kurz nachdem sie den Boden des Bumerang-Schiffes betreten hatten, lösten sich die beiden TARAS von der Hülle und nahmen ihre Position zu beiden Seiten der kleinen Gruppe ein.
    Augenblicke später öffnete sich eine Tür zum Hangar, und Dhayqe trat ein.
    Der Tesqire war tatsächlich größer als Zennor und seine Begleiter. Das lag jedoch auch an dem überlangen Hals, der mindestens einen halben Meter aus dem Rollkragen des Hemdes ragte.
    Dhayqe ging mit langen, wiegenden, dabei sehr graziösen Schritten auf die Gruppe zu. Die Beine waren von einem bodenlangen weißen Rock bedeckt; das Tuch war mit kupferfarbenen Chiffren reich bestickt.
    Auf dem Gesicht malte sich schiere Freude. Zennor verstand selbst nicht mehr, wie er das Gesicht des Tesqiren vorhin nicht hatte lesen können.
    Dhayqe blieb etwa zwei Meter vor Zennor stehen und verneigte sich respektvoll. »Ich freue mich, euch an Bord der HELLHÖRIG IST DAS OHR DER GERECHTIGKEIT begrüßen zu dürfen. Kommandant Zennor, wie ich vermute?«
    Der Tesqire streckte seinen Arm aus. Zennor nahm die fremdartige Hand zögernd. Die vier Finger des Tesqiren schlossen sich um Zennors Handrücken und die Innenseite und schüttelten sie ein wenig unbeholfen, aber mit festem Griff. Dann schaute er Zennors Begleitung an. »Wäre es taktlos, nach eurem Namen zu fragen?«
    Italiaander und Gastonny stellten sich knapp vor, ohne nähere Auskunft über ihre Funktion zu geben.
    »Es ist mir eine echte Freude«, sagte Dhayqe. Sein Mienenspiel strahlte geradezu vor Vergnügen. »Ihr ahnt nicht, wie neugierig ich auf euch gewesen bin!«
    Zennor setzte ein schiefes Grinsen auf. Fehlen nur noch ein paar Käseschnittchen und ein Glas Khonvar-Saft mit Eisrosen.
    Tatsächlich sagte der Tesqire in diesem Moment: »Wenn ihr mögt, steht ein kleiner Imbiss für euch bereit.«
    Noora Italiaander sagte, ohne auf das Angebot einzugehen: »Wir möchten nun das Schiff untersuchen.«
    Ein Hauch von Bedauern glitt über Dhayqes Gesicht; beinahe tat der Tesqire Zennor leid.
    »Selbstverständlich«, entgegnete Dhayqe und verneigte sich noch einmal. »Wollt ihr mir folgen, oder zieht ihr es vor, die HELLHÖRIG IST DAS OHR DER GERECHTIGKEIT ohne meine Begleitung zu besichtigen?«
    Gastonny räusperte sich. »Wie wäre es mit beidem? Du könntest Zennor führen, und Noora und ich machen uns mit den Robotern auf den Weg?«
    »Einverstanden!«, sagte Dhayqe fröhlich. »Dann komme ich mir nicht allzu nutzlos vor.«
    Zennor fixierte Gastonny kurz. Das hatten sie nicht abgesprochen. Dann nickte er.
     
    *
     
    Zennor folgte der einladenden Geste des Tesqiren und verließ an dessen Seite den Hangar.



»Was darf ich dir zeigen?«, fragte Dhayqe.
    »Zunächst sämtliche geheimen Massenvernichtungswaffen und alle verkappten Spionagegeräte.«
    Dhayqe lachte. Und es war ein verblüffend menschliches, unbeschwertes Lachen. »Und danach den Imbiss?«
    Wider Willen musste auch Zennor lachen.
    Dhayqe sagte: »Was nun die Massenvernichtungswaffen angeht: Ich hatte nie damit gerechnet, dass mein Schiff auf Rhea oder einer anderen eurer Welten würde landen dürfen. Was also solcherlei Geheimnisse angeht, wird das Schiff, fürchte ich, dich und deine gewissenhaften Artgenossen enttäuschen.«
    »Was willst du hier? Was willst du im Taranis-System?«
    »Ich bin ein Fürsprecher des Atopischen Tribunals«, sagte er. »Ich will für seine Ziele und Zwecke werben.«
    »Welche Ziele und Zwecke wären das?«
    »Gerechtigkeit«, sagte Dhayqe. »Und Frieden.«
    »Wohingegen Menschen Unrecht und Krieg ohne deinen Rat vorziehen«, spottete Zennor.
    Dhayqe blieb stehen und beugte den langen Hals so vor und zugleich zur Seite, sodass er, obwohl er neben Zennor stand, diesem ins Gesicht sehen konnte – voller Bedauern, voller Mitleid. »Das würde ich euch nie unterstellen. Dann wäret ihr nicht wert, von den Atopen betreut zu werden.«
    »Betreut?« Zennor räusperte sich. »Deine Atopen haben Luna erobert und eine Raumschlacht ins Solsystem getragen. Viele Tote – das ist nicht das, was ich unter Betreuung, Frieden, Gerechtigkeit verstehe.«
    Der Kopf vor Zennors Augen nickte. »Aber natürlich nicht. Wäre es so der Fall. Hast du je erwogen, dass die Atopen den Mond nicht erobert , sondern gerettet haben?«
    »Gerettet wovor?«
    »Vor Schlimmerem selbstredend.«

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