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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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ausprobieren?«
    Der Tesqire machte eine Geste des Einverständnisses.
    Gastonny wies mit dem Zeigefinger auf einen der TARAS und befahl: »Maximale Beschleunigung aus dem Stand. Flieg in diese Wand.«
    Der Roboter schoss wie ein Projektil auf eine der blassblauen Seitenwände der Zentrale zu. Beim Aufprall war es, als ob ein Gong geschlagen worden wäre. Der TARA prallte zurück. In der Wand war eine tiefe Beule zu sehen, die in ihren Umrissen dem Roboter glich wie ein Abdruck in Lehm. Der TARA hatte keinen Schaden genommen und glitt langsam wieder zur Gruppe zurück.
    Zennor sah, wie sich die durch die Kollision gebildete Vertiefung in der Wand zu heben begann. Es sah aus, als würde jemand die Wand wie ein Tuch glatt ziehen.
    Kurz darauf war keine Spur von der Einbuchtung mehr zu sehen.
    »Wir nennen das Material Flexopärm«, erklärte Dhayqe. »Die Hülle, Boden, Decken und Wände bestehen daraus.« Er ergriff das scheibenförmige Anhängsel der Halskette. »Und mein Yqar.«
    »Was ist das?« Zennor sah erst jetzt, dass die Oberfläche der Scheibe nicht eben war, sondern graviert. Er sah sieben oder acht Gesichter, alle dem Gesicht Dhayqes ähnlich, deren Konturen ineinander übergingen.
    »Ein Bildnis meiner Ahnen. Derjenigen meiner Ahnen, die mir ein Inbild meiner selbst sein sollen.«
    Italiaander machte eine wegwerfende Geste. »Wir werden jedenfalls nicht zulassen, dass dieses Schiff auf Rhea landet.«
    Dhayqe machte eine abwehrende Geste. »Das ist mir klar. Habt aber auch ihr bitte Verständnis, dass ich euch das Schiff nicht zu weiteren Analysen überlassen kann.«
    Nach einem kurzen Funkkontakt mit Administrator Cantanzaro einigten sie sich mit dem Tesqiren darauf, dass dieser das Schiff an Ort und Stelle verlassen und energetisch in einen Schlafmodus versetzen sollte. Der kleine Teil der Wachflotte, der den Bumerang eingeigelt hatte, würde vor Ort bleiben und verhindern, dass Unbefugte an Bord gingen.
    So jedenfalls die diplomatische Lesart. Aber Zennor war sicher, dass der Tesqire verstanden hatte: Die terranischen Schiffe würden jede Aktivität des Bumerang-Schiffes unterbinden.
    Kurze Zeit später gingen sie an Bord der Space-Jet und wechselten zur medizinischen Untersuchung des Tesqiren hinüber auf die TRELAWNY.
     
    *
     
    Einige Stunden später, gegen Mittag des 26. Juni 1514 NGZ, lagen die ersten Ergebnisse vor.
    Die Medikerin hieß Eglantyne Doey. Zennor hatte sie selten gesehen; er hatte seit Jahren keinen Anlass gehabt, die Medostation der TRELAWNY aufzusuchen. Er war gesund; es ging ihm gut.
    Doey machte eine einladende Geste. Zennor, Italiaander und Gastonny setzten sich.
    »Bitte«, sagte Zennor. »Was habt ihr herausgefunden?«
    Doey sagte: »Er ist männlich. Seine Art scheint zweigeschlechtlich zu sein, mindestens. Möglicherweise existiert ein drittes Geschlecht, dessen Aufgabe uns aber nicht klar ist. Er selbst nennt dieses potenzielle dritte Geschlecht die Gelegentlichen – möglicherweise weniger eine biologische als eine kulturelle Organisation.
    Sein genaues Alter kann ich nicht bestimmen. Er gibt es mit etwa 50 terranischen Jahren an. Das mag sein. Er ist ausgewachsen, aber nicht so alt, dass seine Organe Abnutzungserscheinungen im mikro- oder makrofunktionalen Bereich aufwiesen. Seine Art stammt nicht von Säugetieren ab, sondern ...«
    Gastonny unterbrach sie mit einem Räuspern. »Wir nehmen das komplette Dossier mit nach Rhea. Ich bin kein Mediker. Mich interessiert vor allem: Ist er gefährlich?«
    Doey presste die Lippen aufeinander. »Was verstehst du unter gefährlich?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Er dunstet kein Gift aus«, sagte Doey. »Er ist, soweit wir das mit Bordmitteln feststellen können, nicht paranormal begabt. Seine Armmuskulatur und die Kräfte seines Kiefers entsprechen mehr oder weniger denen eines durchschnittlichen Menschen.«
    »Aber es gibt etwas Ungewöhnliches an ihm, oder?«, tippte Zennor.
    Doey nickte. »Allerdings. Seine Spiegelneuronen.«
    Gastonny legte fragend den Kopf schräg.
    Die Medikerin erklärte: »So nennt man die Struktur im menschlichen Gehirn – beziehungsweise in den Gehirnen anderer, bewusster Lebewesen –, die Empathie ermöglicht und die Imitation, also die Nachahmung, von vielschichtigen Handlungsmustern.«
    »Und was ist mit den Spiegelneuronen des Tesqiren?«, wollte Gastonny wissen.
    »In seinem Gehirn wimmelt es förmlich davon«, sagte Doey. »Sowohl proportional als auch absolut. Etwas übertrieben gesagt: Sein Gehirn

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