Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
die Fensterscheibe, die sich zuerst auflöste. Plötzlich zogen sich Risse durch das Glas, immer mehr, immer verzweigter. Dann war es, als ob ein unsichtbarer Faustschlag die Scheibe von außen träfe; Hunderte kleiner und kleinster Scherben platzten in den Raum und verteilten sich über den Boden.
    Die kühle und vom Trivor feuchte Nachtluft wehte ins Zimmer.
    Wenn sie das Zimmer untersuchen, wird es aussehen, als ob jemand von außen eingedrungen wäre, dachte Zennor. Aber wozu das Ganze?
    »Lass uns gehen«, sagte Dhayqe und faltete seine Hände. Der Yqar schlang seine eisblauen Tentakel um die Gelenke, schwebte in die Höhe und hob Dhayqe an wie eine schwerelose Figur. Wie von einer Brise erfasst trieben sie Richtung Fenster. Plötzlich verblassten die Umrisse des Tesqiren.
    Ein Deflektorfeld, dachte Zennor und aktivierte die Antiflexfunktion seines Visors. Der Visor suchte die Deflektorfrequenz von Dhayqes Feld, während Zennor sein Gravopak aktivierte und aus dem Fenster schoss.
    Er bemerkte nur noch aus den Augenwinkeln, wie die Tür aufplatzte und zwei der vier Polizisten ins Zimmer stürmten, mit gezogenen und schussbereiten Waffen.
    Wenn wirklich alle Aufzeichnungen des Zimmers gelöscht sind, werden sie vermuten, der Tesqire sei entführt und dabei verletzt worden, überlegte Zennor.
    Endlich hatte der Visor die Frequenz von Dhayqes Sichtschutz gefunden, konnte sie allerdings nicht vollständig entschlüsseln. Ein vager Schemen, eher ein Flimmern als eine feste Kontur, jagte vierzig, fünfzig Meter vor ihm durch die Nacht.
    »Zum SPP«, murmelte Zennor. »Sie fliegen zum SPP. Sprechverbindung zum Senedd. Administrator Cantanzaro!«, befahl er.
    »Komverbindung außer Betrieb«, meldete der Multikom.
    »Wieso?«, rief Zennor. »Wieso das denn?«
    »Nicht diagnostizierbare Dysfunktion. Diagnose in Arbeit.«
    Zennor schrie wütend auf.
    So viel Pech kann man nicht haben. Jedenfalls hoffte er, dass seine Portion Pech für diese Nacht verbraucht war.
     
    *
     
    Der Space Port Penrhyn kam in Sicht. Der Schemen vor ihm schien sich seiner Sache sicher zu sein. Er hielt weder auf die militärische Sektion noch auf die Areale für Zivilraumschiffe zu, sondern auf den Handelshafen.
    Dort standen neben einigen Frachtraumschiffen etliche Tausend Drifter. Die autonomen Frachtcontainer waren mit einem einfachen, aber soliden Antigravsystem ausgerüstet. Sie stiegen in den Orbit von Rhea auf, wo sie von den Pushern – den Traktorstrahlstationen – erfasst, in Richtung ihres Bestimmungsortes ausgerichtet und beschleunigt wurden. Am Ziel bremsten die Catcher sie ab und lagerten sie in einem Orbit, bis sie auf die Mondoberfläche gerufen wurden.
    Außerdem verfügten die Drifter über ein Notfall-Impulstriebwerk für den Fall, dass die Catcher sie aus irgendeinem Grund verloren – was allerdings, soweit Zennor sich erinnern konnte, in den letzten hundert Jahren nicht ein einziges Mal vorgekommen war.
    Der Schemen glitt auf einen Drifter zu, dessen Beladungsvorgang offenbar eben abgeschlossen worden war, und flog hinein.
    Zennor folgte ihm, keinen Augenblick zu früh. Das Schott des Drifters schloss sich. Es war finster. Der Visor aktivierte die Restlichtverstärkung. Zennor schaute sich um.
    In den Regalwänden lagerten Lebensmittel, Mehl und Zucker, Reis, Mais, Deidrol, Honigflakes, Hooter-Hälften und Hooter-Mägen, die im Taranis-System gerne gefüllt gegessen wurden; sie hatten einen angenehmen Eigengeschmack, eine Mischung aus Lebkuchen und Zimt.
    Zennor hatte Hunger. Er hatte eine ganze Weile nichts mehr gegessen.
    Er spürte einen leichten Ruck. Der Drifter startete offenbar schon.
    Der Yqar , durchfuhr es Zennor. Dhayqe hat mit dem Yqar das Kontrollsystem manipuliert.
    Dann setzte die Beschleunigung ein.
     
    *
     
    Nach einigen ereignislosen Stunden spürte Freeman Zennor die sanfte Erschütterung, mit der der Drifter auf festem Boden aufsetzte. Dhayqe hatte die Zeit sitzend und reglos verbracht; Freeman hatte es ihm notgedrungen gleichgetan.
    Orim, der Yqar, hatte sich in Augenhöhe des Tesqiren aufgehalten, langsam auf und ab schwebend.
    Als das Tor des Drifters aufglitt, erkannte Zennor an der blassblauen Flexopärmverkleidung, dass sie sich im Schiff des Tesqiren befanden. Zennor hatte zwar nichts von einer Kommunikation zwischen Dhayqe und den Onryonen mitbekommen, aber er war überzeugt, dass die Onryonen dem Drifter den Weg zum Bumerang-Schiff frei geräumt hatten – auf welche Art auch immer.
    Im Schutz

Weitere Kostenlose Bücher