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PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN

PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN

Titel: PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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spricht er von Krankheit? Weiß das Atopische Tribunal von meinem Leiden, so, wie sie von Vothantar Zhy wussten? Davon, dass ich elend zugrunde gehen werde? Kennen sie jede unserer Schwachstellen so genau?
    Eine Weile verstrich schweigend, in der Tormanac darum kämpfte, seine Fassung zu bewahren. »Dir ist doch bewusst, dass es für die Überstellung von Bostich an das Atopische Tribunal einen besonderen Lohn gibt? Einen Zellaktivator? Solch ein Besitz würde dich mit Sicherheit dazu qualifizieren, die Geschicke deines Volkes gänzlich in die Hand zu nehmen.«
    Natürlich hatte Tormanac das Angebot ebenfalls gehört, so wie jeder im ganzen Arkon-System. Aber bislang hatte er es nicht an sich herangelassen. Direkt darauf angesprochen, konnte er jedoch nicht verhindern, dass der Gedanke ihn packte und bis ins Innerste aufwühlte.
    Bei den She'huan. Ein Zellaktivator. Ob er die Krankheit heilen könnte? Man sagt, er kann alles heilen. Und ich müsste dafür nur ein paar Fäden ziehen, um dafür zu sorgen, dass Bostich irgendwo hinkommt, um mich zu treffen. Aber woher soll ich wissen, ob es ein echter Aktivator ist?
    »Warum behältst du den Aktivator nicht für dich selbst, Chuv?«, fragte er. »Ewiges Leben wäre doch auch für dich sicher attraktiv.«
    Der Richter lachte, nicht spöttisch oder herablassend, sondern ehrlich amüsiert. Der Greifrüssel vor seinem Mund machte es zu einem prustenden Geräusch, das zum Mitlachen reizte.
    »Nein«, antwortete er schließlich. »Nein, dergleichen brauche ich nicht. Der Zellaktivator steht dem zur Verfügung, der ihn sich verdient. Und ich werde auch erlauben, dass er auf Echtheit untersucht wird. Wir betrügen niemanden, Tormanac. Erfülle du deinen Teil, und wir erfüllen den unseren.«
    Chuv stand auf. »Ich denke, damit ist alles gesagt. Triff deine Vorbereitungen, Vizeimperator. Wir werden uns melden, wenn wir einen Bericht wollen.«
    Tormanac sah dem Richter nach, während dieser mit seinem Sekretär im Schlepptau das Zelt wieder verließ. Erst als die Zeltbahn wieder abgesunken war, stand er langsam auf. Sofort trat der Naat vor, um ihn zu begleiten. Tormanac musterte ihn lange.
    »Und was denkst du über all das, Orbton Martuul?«, fragte er und fühlte sich im gleichen Moment um achtzehn Jahre zurückversetzt.
    Was denkst du, Ghlesduul?
    Der Naat ließ sich Zeit mit der Antwort. Die allermeisten Arkoniden hätten das als Zeichen von Denkschwäche gewertet, aber Tormanac wusste es aus einer langjährigen Erfahrung besser. Martuul analysierte das Problem von allen Seiten, und das brauchte seine Zeit.
    »Ich denke, dass dies ein Kristall mit vielen Facetten ist, von denen jede einen Teil des Lichtes für sich beanspruchen kann.«
    Zhy ...
    »Darum ist es fast unmöglich, hier Richtig von Falsch zu trennen. Was du gesagt hast, ist wahr, Erhabener. Was er gesagt hat, ebenso. Dennoch erscheint es mir fast undenkbar. Aber waren es nicht oft gerade die undenkbaren Dinge, die große Fortschritte eingeleitet haben?«
    Tormanac verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Weiter.«
    »Weiter denke ich, dass es Dinge gibt, die wichtiger sind als ein langes Leben, und dass man gut abwägen muss, wovon man sich verändern lässt und wann man besser zu sich selbst steht.«
    Wovon man sich verändern lässt ... Zellaktivatoren können einen ändern. Bostich ist das beste Beispiel. Aber ist es immer wie bei ihm zum Besseren? Was, wenn die erste Änderung die zum Verräter ist?
    »Wenn ich Chuvs Verlangen nachgebe und die Evakuierung aller Arkoniden anordne, Martuul – würdest du dann mit mir gehen?«
    »Meine Ehre würde es mir gebieten. Ich bin als dein Wächter an einen Treueschwur gebunden.«
    »Und wenn ich dich von ihm entbinde, um dir die Wahl zu lassen, erneut in meine Dienste zu treten oder hier bei deinem Volk zu bleiben?«
    Der Naat ließ sich erneut mit der Antwort Zeit.
    »Dann wäre es eine schwere Entscheidung«, sagte er schließlich. »Ich würde vermutlich mit dir gehen, wenn ich sicher wäre, dass du mich noch brauchst. Auf Naat gibt es viele starke Arme wie meine. Hast du aber anderen Schutz gefunden, stünde es meinem Herzen näher, meinem Volk dabei zu helfen, die ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen.«
    Tormanac nickte langsam. Er war sicher, verstanden zu haben, was ihm der Naat sagen wollte.
    Ein Zellaktivator konnte ihn vor dem elenden Sterben an Morbus Khesdar bewahren. Er würde Leben gewinnen. Aber war das so viel wert wie das, was er verlieren

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