PR 2722 – Altin Magara

Titel: PR 2722 – Altin Magara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner

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zehntausend Jahren reduziert wurden. Danach stiegen die Kosten für die Aufrechterhaltung der planetaren Lebensbedingungen exorbitant an. So geschehen auf den Tiga-Ranton-Welten, jenen drei Planeten des Arkon-Systems, die die Sonne auf einer einzigen Umlaufbahn und in Form eines gleichseitigen Dreiecks umkreisten.
    »Du kannst in schwindelerregender Höhe über die Stege von einem Wolkenturm zum nächsten gehen. Aber glaub mir: Die transparenten Böden erzeugten selbst in den Mägen erfahrener Raumfahrer ein mulmiges Gefühl.«
    »Soso.« Bostich gab sich ungerührt.
    Ein Knall ertönte. Er kam von weit her, und er war nur schwer mit dem Geschoss in Verbindung zu bringen, das über den Bosporus geflogen kam und rasch aus ihrem Gesichtsfeld verschwand.
    »Was war das?« Der Imperator nestelte nervös am Kragen seines Hemds umher.
    »Keine Sorge, wir werden nicht beschossen. Da Gozul wäre nicht der Star, als den wir ihn kennen und schätzen, wenn er seine eigenen Leistungen nicht nochmals getoppt hätte.« Tekener griff in seine Tasche, holte ein einfaches Ziehmich hervor und klappte es auf. Er vergrößerte den Rahmen mit wenigen Handgriffen, bis das Gerät groß genug war, um ihrer beider Blickfelder fast zur Gänze auszufüllen. Er veränderte den Zoom, ging auf maximale Leistung und fokussierte auf die Spitzen der Wolkentürme Üskündars.
    »Wem die Wanderung über die Verbindungsstege noch nicht abenteuerlich genug ist, der kann sich dort oben in patronenähnliche Gefährte zwängen und sich wie ein Pressluftgeschoss über den Bosporus feuern lassen, hin zur Auffangstation. Man ist dabei irrwitzigen Gravitationswerten ausgesetzt. Die Geschosse werden im Volksmund Presser genannt. Sie werden von Mikropositroniken auf den Belastungsgrad des jeweiligen Benutzers abgestimmt, bevor sie die Reise über etwa eineinhalb Kilometer antreten.
    Wie gesagt: Man erreicht die Beschleunigungswerte eines Kugelgeschosses, und man ist lediglich von einer dünnen Schutzhülle umgeben. Man weiß, dass Antigravs und Schockdämpfer da sind – aber man sieht sie nicht. Und sie kommen bei der Landung erst dann zum Einsatz, wenn man glaubt, dass es längst zu spät ist.«
    »Was soll der Unsinn?« Bostich schüttelte den Kopf. »Mit derartigen Dingen kann man bestenfalls auf dem Jahrmarkt punkten!«
    »Menschen sind nun mal auf das Abenteuer aus. Und viele Anrainer lassen sich Tag für Tag über den Bosporus schießen, um hier auf der europäischen Seite ihrer Arbeit nachzugehen und nicht die stets verstopften Gleiterstrecken nehmen zu müssen. Es müssen viele Tausende sein.«
    »Dennoch halte ich diese Pressgeschosse für hanebüchenen Unsinn.«
    »Da Gozul hat es verstanden, Architektur mit der Sehnsucht nach Sensationen zu verbinden. Es sind Teams unter seiner Aufsicht damit beschäftigt, weitere Attraktionen zu erfinden und ins Stadtgeschehen zu integrieren. Solche wie den Kabelsturz zum Beispiel.«
    »Und was ist das schon wieder?«
    Die Tür zum Innenbereich des Sicheren Hauses öffnete sich. Tekener drehte sich rasch um. Er war angespannt, ging instinktiv in Abwehrstellung.
    »Ihr seid wohl beide Frühaufsteher«, sagte Mevce. »Ich würde trotz aller Sicherheitsvorkehrungen empfehlen, euch hier nicht allzu offen herzuzeigen.«
    »Möchtest du uns etwa lebendig einmauern?«
    »Nein, Imperator. Wir wollen Gefahren minimieren. Beobachter in vorbeiziehenden Booten bekommen zwar ein unverfängliches Szenario vorgegaukelt und sind sich der Sicherheitsvorkehrungen ringsum kaum bewusst. Doch auch unserer Technik sind Grenzen gesetzt. Nach der Aufregung der letzten Tage und Wochen belauern einander die Angehörigen der diversen Interessengruppen noch deutlicher, als dies während des letzten Jahrzehnts der Fall war.«
    Sie hielt den rechten Arm ausgestreckt. Ein Falke saß darauf. Mit der behandschuhten Linken nahm sie dem Greifvogel die Haube ab.
    Das Tier sah sich aufmerksam um, bevor es sein schmutzig braunes Gefieder weit ausbreitete und sich vom Arm seiner Besitzerin abstieß. Es stieß einen schrillen Schrei aus und schraubte sich immer höher in den Himmel, so lange, bis es nur noch als winziger Punkt erkennbar war.
    »Ein interessantes Hobby«, sagte Gaumarol da Bostich.
    »Die Hege und Pflege der Falken ist Teil meines Berufs«, verbesserte Mevce. »Leander ist so wie einige andere Tiere hier ein Posbi. Sie ist Teil meines Istanbuler Agentennetzes.«
    Tekener lachte. »Ich wusste gar nicht, dass wir Falken-Posbis auf unserer