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PR 2722 – Altin Magara

PR 2722 – Altin Magara

Titel: PR 2722 – Altin Magara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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vier Tage
     
    Der Hamam war so ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Gekachelte Säulen versperrten ihm die Sicht. Dazu Warm- und Kaltwasserbäder in den unterschiedlichsten Formen, Dampfkabinen und Fremdvölkerabteile, die über Treppen in Halbstöcken oder Beletagen zu erreichen waren. Der Marsch durch diesen Irrgarten erschwerte ihm die Arbeit gehörig.
    Stimmen hallten von den hohen Wänden, brachen und verzerrten sich zu dumpfen Geräuschen. Tekener hörte Flüstern und Lachen, Gekreische und lockeres Geplauder, wusste aber nicht einzuschätzen, woher die Gespräche kamen.
    Er schlich weiter. Vorbei an einem den Frauen vorbehaltenen Abteil, aus dem verhaltenes Gekicher drang. Ein Eunuchenroboter, der vor dem Zugang Wache hielt und sich auf einen antiquierten Krummsäbel stützte, blickte ihm finster entgegen. Das Maschinenwesen sagte etwas in einer fremden Sprache und mit hoher Fistelstimme, Tekener kümmerte sich nicht weiter darum. Das Istanbuler Lokalkolorit nahm mitunter bizarre Formen an.
    Er meinte, Bostichs Stimme zu hören. Tekener fluchte. Er hatte dem Imperator samt seinen Begleitern einen viel zu großen Vorsprung gegeben und die Arkoniden im Inneren des weitläufigen Hamam aus den Augen verloren. Er hatte auch nicht gewagt, seinem Schutzbefohlenen eine Wanze anzuhängen. Die Celistas hätten es gewiss bemerkt, und Bostich hätte ihm eine Szene gemacht. Es war nicht gut, den Arkoniden zu reizen.
    Tekener schloss die Augen und drehte sich langsam im Kreis. So lange, bis er jene Richtung zu kennen glaubte, aus der die Stimme Bostichs zu ihm drang. Der Arkonide verwendete zwar einen Modulator, doch er war an typischen Dehnungen, seinem prägnanten Wortschatz und vielen Kleinigkeiten zu erkennen, die Tekener während der letzten Tage verinnerlicht hatte.
    Er wandte sich nach links. Er durchquerte ein Lokal, in dem Terraner beiderlei Geschlechts beisammensaßen. Sie hatten Handtücher um die Hüften geschlungen, ruhten auf bequemen Liegen und sogen an den Pfeifen eines Samowars, in dessen Innerem exotische Früchte auf und nieder blubberten. Wieder starrte man ihn an, wieder ignorierte er die Blicke. Es mochte ungewöhnlich sein, dass ein dicklich wirkender Mann mit ungewöhnlicher Geschmeidigkeit an ihnen vorbeieilte, noch dazu in Berufskleidung.
    Tekener sah Kinder und Jugendliche. Sie kreuzten seinen Weg, in bunte Gewänder gehüllt, mit gelangweilt wirkenden Blicken. Sie arbeiteten an diesem Ort, alten Traditionen folgend, und verrichteten kleine Hilfsdienste.
    Weiter. Vorbei an versperrten Abteilen, aus denen Ächzen und Klopfgeräusche klangen. Ein Roboter, der lediglich durch eine Kreuzmarkierung im Gesicht von einem Terraner zu unterscheiden war, ließ die glänzenden Muskeln spielen. Er bot eine Massage an, aber auch andere Dienste.
    Warum war er bloß so unvorsichtig gewesen? Wie hatte er Bostich aus den Augen verlieren können?
    Er dachte an den Plan des Hamam, den er sich eingeprägt hatte. Er stimmte kaum mit dem eigentlichen Bau überein. Nachträglich waren Änderungen und Adaptionen vorgenommen worden, die es ihm unmöglich machten, sich zurechtzufinden. Je weiter er ins Innere des Gebäudes vordrang, desto größer die Unstimmigkeiten, desto größer die Verwirrung.
    Ein Schrei. Das Klirren von Gläsern, dann dieses hässliche zischende Geräusch, das auf die Entladung eines Thermoschusses hindeutete. Tekener zog seine Waffe. Über den Armbandkom forderte er Unterstützung an. Die USO-Agenten würden binnen zweier Minuten bereit sein und das Sichere Haus am Bosporus verlassen. Zehn Minuten brauchten sie, um in den Hamam zu gelangen.
    Zwölf Minuten ... Eine derartige Zeitspanne kann zur Ewigkeit werden.
    Er hatte es befürchtet. Hatte gefühlt, dass der Schutzkordon, den er und die USO-Leute rings um Bostich gezogen hatten, nicht dicht genug war.
    Was war mit Caraner? Der Celista reagierte nicht auf seinen Notruf. Als sein Standort wurde ein Seitenflügel des Hamam angezeigt, der für das konspirative Treffen der Arkoniden unter falschem Vorwand gemietet worden war.
    Gebrüll. Hektik. Trampelnde Füße, das Wimmern eines Verletzten. Tekener begegnete weiteren Kindern, halb nackten Frauen und Männern. Unbeteiligte, die in eine Auseinandersetzung gezogen wurden, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was rings um sie vorging. Sie behinderten ihn beim Vorwärtskommen, und je energischer er gegen die Massen anschob und kämpfte, desto größer wurde die Panik. Die Terraner

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