PR Action 17 Das Auge Des Kosmos
Mäntel eingewickelt
Kies und Eis knirschten unter den Sohlen. Der Wind brach sich an der Kuppel und peitschte unaufhörlich Kristalle in die Höhe. Die Temperatur musste inzwischen etwa 100 Minusgrade betragen. Der Planet beabsichtigte, die Flüchtenden umzubringen. Das Sonnenlicht färbte sich in bedrohliches Rot.
Zwanzig Schritte, dreißig, fünfzig ... Obwohl der Boden glatt und ohne Hindernisse war, blieb der Marsch eine einzige Qual. Betty hielt sich ebenso mühsam aufrecht wie Rhodan und folgte ihm im gleichen Abstand. Auch Rettkal wankte mehr, als dass er ging. Hundert
Schritte. Die Wand der Kuppel zog ohne Unterbrechung an Rhodan vorbei. Eine eisige Ewigkeit verging im blutroten Licht des Sonnenuntergangs. Und noch immer drohten Angriffe des geheimnisvollen Gegners.
Und niemand wusste, wie lange Sa-nilt noch aushielt.
*
Sie hatten jedes Zeitgefühl verloren, als Rhodan nach ungefähr dreihundert Schritten stehen blieb und mühsam den Arm hob. Dann deutete er auf die Kuppelwand und drehte sich halb herum. Mit erstickter Stimme brachte er einige Worte zustande.
»Ich glaube ... wir haben es geschafft.«
Aus der Kuppelwandung ragte ein mehr als mannshoher Würfel aus dem gleichen Material wie die Kuppel hervor. Obwohl seine Wände und die Vorderfront dick von Eisschichten überwuchert waren, erkannten die Mitglieder der kleinen Gruppe die Umrisse einer Tür, Griffe und Verschlusshebel. Betty bemühte sich, ihren Impulsstrahler aus der Manteltasche zu zerren, hob ihn mit zitternden Fingern, stellte ihn auf die schwächste Stufe und feuerte. In der grellen Glut, die blitzähnlich die Umgebung erhellte, schmolzen die Eisplatten und zeigten die einfachen Armaturen. Mit dem letzten Schuss entfernte sie den angewehten Schnee an der Unterseite der Tür.
Perry Rhodan packte mit beiden Händen zu, zwang die Hebelarme nach unten und zog am tropfenden Griff. Langsam öffnete sich die Tür nach außen. Rhodan winkte die anderen hinein, war mit zwei langen Schritten selbst in dem Würfel und sah, dass sie sich in einer Luftschleuse befanden.
Zögernd bewegte sich die Türplatte; das Wasser war in den Angeln und Dichtungen schon wieder gefroren.
Aber es gelang ihnen mit vereinten Kräften, die Tür zu schließen. Schlagartig riss das Winseln des Windes ab.
»Das war Rettung in letzter Sekunde«, sagte Betty bibbernd mit langen Pausen zwischen den Worten. Sie fasste nach dem Handscheinwerfer, der um ihren Hals hing, und richtete den Strahl auf die innere Tür. »Ich hätt’s keine fünf Minuten mehr ausgehalten.«
Für wenige Sekunden verwandelte sich die enge Schleuse scheinbar in eine Zone kochender Hitze. Rhodan, dessen Körper einen Teil der Kälte ab strahlte, zerrte schon an den mechanischen Elementen und stieß die Tür auf. Die Atemluft war wie ein Schlag ins Gesicht. Sie verließen die Zweimannschleuse im letzten roten Licht, schlossen die Tür und begriffen langsam, dass sie gerettet waren.
Dann stolperten sie einige flache Stufen hinunter und blieben stehen. Im Inneren der Kuppel herrschte eine lastende Stille wie in einem Dom. Sie waren völlig erschöpft und empfanden jeden weiteren Atemzug, der in der Kehle und den Lungen brannte, trotz des Schmerzes als köstlich und frisch.
»Gerettet!«, stöhnte Betty Tbufry.
»Vorläufig«, korrigierte Rhodan leise. »Rettkal? Sanilt?«
Leise und stockend berichtete der Gladiatorsklave, unbewegt und mit trauriger Stimme: »Er ist rasend schnell schwächer geworden. Geht zum runden Turm , hat er auf dem letzten Weg noch geflüstert. Ich kenne den Zugangskode. Unter dem Turm ist der Eingang. Ebenso gesickert wie in der BeizvogeL Kuppel. Dann hat er nur über die Kälte geklagt. Und dann nichts mehr gesagt.«
»In diesem Kontrollraum befindet sich ein Transmitter. Oder irre ich mich?«, sagte Rhodan.
Rettkal machte eine Geste der Ratlosigkeit. »Ein Transmitter, ja. Wie unter
jeder Kuppel. Aber ich kenne den Kode nicht, der ihn aktiviert.«
»Haben Sie Sanilt danach gefragt?« Betty hob die Brauen und blickte Rhodan von der Seite an.
»Immer wieder habe ich ihn gefragt. Aber er konnte nichts mehr sagen«, lautete die Antwort. Rettkal senkte den Kopf.
»Eine Fluchtchance weniger«, sagte Rhodan und bemühte sich um Fassung. Er unterdrückte einen Fluch. »Das ist wirklich nicht unser Tag. Ein Transmitter, den wir nicht aktivieren können!«
»Was sollen wir tun, Sir?«, erkundigte sich Betty. Rettkals Bedauern und seine Trauer waren zweifellos echt.
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