PR Action 19 Die Gläsernen Kinder
sich in atemberaubender Geschwindigkeit abgespielt. Lok-Aurazin mochte vor gerade einmal ein oder zwei Minuten angegriffen haben.
Das Team richtete Strahler in den Raum, zielte auf alles und jeden. Die Gesichter drückten Ratlosigkeit aus.
Zweifellos wusste jeder Einzelne von ihnen, dass sich in diesem Raum nur vier Personen befinden durften.
Zuerst Liarr, ihre Ultima in allen Fragen die Sklaverei betreffend - die wichtigste Politikerin des Planeten. Außer ihr noch Perry Rhodan, der Großadministrator des Vereinten Imperiums und damit ein Staatsgast, dessen Bedeutung gar nicht überschätzt werden konnte. Darüber hinaus Rettkal, ein bislang bedeutungsloser Gladiatorsklave ... und sie selbst, Betty Toufry, Telekinetin und Telepathin, Mitglied des legendären Mutantenkorps.
Was die Soldaten aber zu sehen bekamen, war alles andere als das, was sie erwartet hatten. Eine kleine Heerschar von Ekhoniden mit in die Stirn eingewachsenen Hellquarzen bevölkerte den Raum. Zwei von ihnen waren tot, gestorben auf geradezu groteske Weise.
Die Leichen wurden flankiert von einem zerbrochenen Tisch, zerfetzten Stühlen und einem aufgerissenen Boden, in dem unfassbare Gewalten gewütet hatten ... aber es gab keinen Rettkal. Und was noch viel bedeutender war: keinen Perry Rhodan.
Einige der Soldaten atmeten schwer. Die Mündungen der Strahlerwanderten unruhig hin und her.
Betty fing panische Gedankenimpulse auf. Was bei den Stemengöttem ist das?
- Ich kann die Ultima retten! - Wo ist Rhodan? - Das Feuer löschen, wir müssen das Feuer löschen. Außerdem waren da Impulse der Angst, die Furcht davor, selbst Opfer einer Attacke zu werden. Eine gefährliche Mischung.
Betty erstarrte. Aus dem aufgewühlten Gedankenwirrwarr ragte eine Stimme hervor, heller und schriller als alle anderen. Ich rette Liarr! Ich tue es -jetzt!
Die Mutantin schaute sich um. Retten? Jetzt? Der Kampf war vorbei, seit Tanisha mit Rettkal, Rhodan und vor allem Lok-Aurazin verschwunden war.
Sie entdeckte das Problem sofort. Neben der Ultima standen zwei der Beeinflussten. Eines der beiden Gesichter war blutverschmiert. Der andere hielt eine Waffe in der Hand. Liarrs Kleidung glänzte rot über der Schulter, und sie stand gebeugt, litt sichtlich unter Schmerzen.
Ich werde ein Held sein. Der junge Ekhonide schwenkte den Lauf seiner Waffe, langsam und unauffällig.
Es war kein Wunder, dass er diesen Anblick in all seiner Scheußlichkeit missverstand. »Nicht schießen!«, rief Betty.
Der Ekhonide riss die Waffe herum. Er würde feuern, zweifellos.
Betty konzentrierte sich und stieß die Mündung mit telekinetischer Kraft nach oben. Der Thermo strahier schuss jagte in die Decke, verflüssigte das Metall.
Dicke, glänzende Tropfen lösten sich und platschten auf den Boden.
Liarrs Augen verengten sich. Wenn Betty je einen »stechenden Blick« gesehen hatte, dann in diesen Sekunden. »Keine Bewegung!«, schrie die Ultima. »Wer noch einmal schießt, wird nie wieder eine Waffe in Händen halten, dafür sorge ich persönlich!«
Betty hörte ein Geräusch hinter sich; sie wandte sich um und sah Tanisha Khabir.
»Wir müssen reden«, sagte das Mädchen.
Betty tastete telepathisch nach Tanisha, doch sie fand nichts. In diesem Körper wohnte etwas anderes. Etwas Kantiges, Dunkles, Tödliches. Die Impulse strahlten aus dem Hellquarz wie ein schwarzes Loch, das jedes Leben und jede Helligkeit fraß. Vom Eigenbewusstsein und der Individualität des Mädchens, das Betty in den letzten Tagen kennen- und schätzen gelernt hatte, war nichts mehr zu spüren.
Die Mutantin wurde von Sorge über den Zustand ihres ... Schützlings fast überwältigt, doch wieder setzte sich ihr Pflichtgefühl durch.
»Wo ist Perry Rhodan?«, fragte Betty. Ihre eigenen Emotionen mussten warten.
Tanisha drehte den Kopf. Über ihrem Blick lag ein Schleier, der das Weiß ihrer Augen glasig erschienen ließ, wie geliertes Wasser.
»Er wird das Problem Lok-Aurazin für die Opulu lösen.« Die Stimme ähnelte der eines schlecht programmierten Roboters.
Plötzlich legte sich Schwermut auf Tanishas Züge. Sie ging neben einem der Tbten in die Hocke, griff mit Daumen und Zeigefinger nach dem Hellquarz, der nahe bei dem starren Gesicht lag.
Nun erst nahm Betty die grausige Aushöhlung inmitten der Stirn der Lei-
che wahr, eine etliche Zentimeter tiefe Einbuchtung, die von weißlich schwammiger Haut bedeckt war. Kein Tropfen Blut war zu sehen, dafür haardünne tentakelartige Auswüchse.
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