PR Action 32 Eismond Iridul
kosmische Geschichte schrieben. Der Abschluss an der Schule war ihm verwehrt geblieben. Das würde ihn aber nicht davon abhalten, seinen Platz in der Geschichte einzunehmen, gleich einem Son Okura, einem Samy Goldstein oder einer Tatjana Michalowna.
»Vlad? Weshalb antwortest du mir nicht?«
Iljakins Lächeln vertiefte sich. Er legte den rechten Arm um Esters schmale Schultern und atmete den würzigen Geruch der Stadt ein. Als Marsgeborener hatte er ein ganz besonderes Verhältnis zu den terranischen Duftnoten. Obwohl sich die Planetenformer auf dem vierten Planeten des Solsystems alle erdenkliche Mühe gaben, die Pflanzenwelt interessant und vielseitig zu gestalten, schafften sie es nicht, die letzte künstliche Note aus der marsianischen Duftwelt zu verbannen.
In Las Palmas blühten gerade die Mandelbäume und verströmten einen betörenden Geruch, der den Körper wie eine sanfte, seidige Haut umschloss. Dazu gesellten sich das Aroma des Regens, der den Blütenstaub von den steinernen Hauswänden heruntergewaschen hatte, und eine leichte Note von Tang und Salzwasser aus dem nur wenige hundert Meter entfernten Atlantik.
»Ich mag Las Palmas«, sagte er schließlich, bevor Ester ein zweites Mal nachhaken musste.
Der Mutant wollte ihren Stolz und ihre unbedingte Liebe zum kleinen Kontinent nicht verletzen. Er öffnete die Augen und wies mit dem linken Zeigefinger auf die mächtige Fassade der Kathedrale an der Calle del primo Mai. Ihm gefiel das jahrhundertealte Gebäude aus schwarzem Stein.
»Diese alten Bauwerke faszinieren mich«, sagte er. »Ich überlegte mir gerade, ob ich Ölfarben besorgen und morgen oder übermorgen die Kathedrale malen soll.«
»Oh, Vlad! Du malst? Davon hast du mir ja gar nichts erzählt!«
»Du weißt noch eine ganze Menge nicht von mir, meine kleine Paloma.«
Lügen kamen Vladimir Iljakin leicht über die Lippen. Er hatte sein Leben lang noch nie einen Pinsel in der Hand gehalten. Geschweige denn plante er, länger auf dieser Insel zu bleiben als ein paar letzte Stunden.
Ester blieb stehen und ergriff seine Hände. Der leichte Wind spielte mit ihren schulterlangen blonden Locken. Ihre ozeangrünen Augen blickten ernst.
»Mir ist bewusst, dass ich vieles von dir nicht weiß, Vlad. Ebenso kennst du mich auch nur zu einem kleinen Teil. Die Frage lautet, ob wir uns denn wirklich besser kennenlernen wollen oder ob dies für dich nur ein kleiner Flirt ist.«
Ein eigenartiges Gefühl entstand in seinem Magen. Er mochte Ester wirklich, die Frage tat ihm weh. Dies würde ihn aber nicht davon abhalten, seinen Plan durchzuziehen.
»Wie kannst du nur daran zweifeln?«, fragte er mit einem traurigen Lächeln. Seine langen, schmalen Finger wanderten über ihre so zerbrechlich wirkenden Handgelenke mit der aristokratisch weißen Haut. Er wusste, dass sie dieser Berührung kaum widerstehen konnte. »Ich habe mich in dich verliebt, Ester Savee-dra.«
Die Terraner in lächelte glücklich und stellte sich in ihren sommerlichen Sandaletten mit den dünnen Bändchen auf die Zehenspitzen; er beugte sich hinunter, um sie zu küssen.
Arm in Arm flanierten sie die Via Madrid hinab, bis sie zum Museo Centro At-lântico de Arte Modemo gelangten. Iljakin hatte sich bei Ester als intersolarer Kunsthändler ausgegeben, der sich auf marsianische, venusische und terranische Kunstwerke konzentrierte, um »die Entwicklung des modernen Menschen in seinem Sternsystem anhand der Kirnst zu dokumentd eren«.
Ester hatte diese Behauptung begeistert aufgenommen, ohne auch nur einen Beweis für seine Herkunft einzufordem. Mit demselben Entzücken war sie auch bereit gewesen, ihren Vater um zwei Einladungen für die große Vernissage an diesem Abend zu bitten.
»Buenas tardes, Senorita Saveedra!«, wurde Ester an der Eingangstür zum Museo von zwei steif aussehenden Uniformierten empfangen.
Iljakin setzte sein gewinnendstes Dauerlächeln auf und ließ sich von Ester ins feierlich dekorierte Museum führen, wo sie ihm in den nächsten anderthalb Stunden Dutzende von Freunden, Politikern und anderen einflussreichen Persönlichkeiten des kanarischen Lebens vorstellte.
Vladimir wurde ausgesprochen herzlich auf genommen. Diejenigen jungen Damen, die von Ester mit dem Zusatz mi amiga oder mi chica vorgestellt wurden, blinzelten ihr vergnügt zu oder deckten ihn offen mit Komplimenten ein.
Der Mutant wusste, wie er auf Frauen fast jeden Alters und jeder Herkunft wirkte. Sie fielen auf das herzliche Lachen und seine
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