PR Action 32 Eismond Iridul
attackierte ich Saquolas Geist, der sich in meinem Ich ausgebreitet hatte wie eine fette Spinne in ihrem Netz. Ich schleuderte ihm alles entgegen, was sich in meinen 233 Lebensjahren angesammelt hatte. Alle guten Momente, alle Rückschläge, Enttäuschungen, die gesamte Gefühlspalette aus Liebe, Hass, Angst, Befriedigung und Verzweiflung.
Der Überraschungsangriff gelang. Saquola schreckte zurück.
Voller Zorn griff ich tief in das Reservoir meiner Erinnerungen und überschüttete ihn mit Erlebnissen aus meiner Jugend, mit dem Flug zum Mond, den Auseinandersetzungen auf der Erde, gegen die IVs, dem ersten Zusammentreffen mit den Ferronen, dem Kampf gegen die Topsider, die Springer, den Robotre-genten, die Aras, Posbis, Lok-Aurazin und dem größten Gegner von allen: mir selbst. Meinem inneren Kampf zwischen ethischen Grundsätzen und menschlichem Erhaltungs- und Forschungstrieb. Meinen seelischen Qualen bei jedem unnötigen Opfer auf unserer Seite und der Seite unserer Gegner. Meinen Ängsten, meinen Zweifeln, dass ich den Aufgaben, die ES mir gegeben hatte, nicht gewachsen sein könnte. Ich ließ ihn teilhaben an meiner Verzweiflung über den Verlust meiner Frau, an der Ohnmacht in Anbetracht des Schicksals meines Sohnes.
All dies - alles, was ich war - schleuderte ich Saquola entgegen. Damit verriet ich ihm keine Geheimnisse, er konnte auf mein gesamtes Wissen zugreifen, das hatte Bullys Tfest enthüllt. Nein, ich schleuderte ihm dies alles entgegen, weil ich eine Information vor ihm verbergen wollte.
Eine einzige.
Im Orkan der Erinnerungen und Gefühle verblasste das Wissen um das Dreifachspiel des Thort und versickerte im Grunde meines Selbst.
Unscheinbar und doch beharrlich glomm die Hoffnung weiter. Sie war die einzige Lichtquelle in der Dunkelheit meines Gefängnisses.
Wanderer-Backup 17. Juli 2169
Unvermittelt schien Leben in die seit Urzeiten bewegungslos dastehende Statue zu fließen.
Sicheren Schrittes stieg sie von ihrem steinernen Sockel hinab und verließ die Nische, in der sie so lange gestanden hatte. Weihegeschenke aus Blumenkränzen und bunten Papierstreifen fielen bei je-
dem Schritt von ihr ab wie der Samen, der von einem fleißigen Sämann über einen fruchtbaren Acker verteilt wurde, und enthüllten die Figur eines hochgewachsenen, schlanken Mannes.
Zielstrebig durchquerte er die Dschungellandschaft.
Homunk wusste, was er zu tun hatte.
*
»Perry ist mein Freund, weil wir so unterschiedlich sind und doch so viel gemeinsam haben. Perry ist mein Freund, auch wenn viele unser spezielles Verhältnis nicht verstehen.
Perry nennt mich nicht >Dicker<, weil er mich abwerten will. Perry hat mir diesen Namen gegeben, als ich ihn bei einem der Tests als Risikopilot geschlagen habe. Es ging darum, im Simulator den Absturz der Mondlandefähre abzuwenden. Trotz seiner Sofortumschaltqualitäten hatte es Perry nicht hinbekommen und war abgestürzt wie alle anderen Risikopiloten zuvor.
Ich war der Einzige, der diesen Test je erfolgreich bestanden hatte. Perry behauptete danach, dass es wegen meinem (räuspert sich) minimalen Übergewicht gewesen wäre. Seither nennt er mich Dicker. Seit nun zweihundert Jahren erinnert er mich so an den schönsten Sieg, den ich über ihn errungen habe.
Unter uns gesagt: Mein Erfolg hatte nur ein klein wenig mit meiner etwas kräftigeren Statur zu tun gehabt. In erster Linie aber damit, dass ich während des Manövers geflucht habe wie ein Thurner Spargelstecher. Da kann keine Simulation mithalten.« (lacht schallend)
Auszug aus dem Dokumentarfilm »Mein Freund Perry«. Interviewpartner: Reginald Bull.
ENDE
Die Lage im Wega-System hat sich noch einmal dramatisch verschlechtert. Perry Rhodan selbst ist in der mentalen Gewalt Saquolas, und es scheint, als könne nun nichts mehr den ferronischen Divestor aufhalten. Nach dem Abzug der Solaren Flotte kontrolliert er die größte Militärmacht im System, und das dunkle Korps ist überall. Wenigstens konnte Tako Kakuta sich aus der Kontrolle Saquolas lösen. Der Teleporter, der ferronische Mutant Borram und der Thort sind Perry Rhodans letzte Trümpfe im System. Werden sie das falsche Spiel rechtzeitig durchschauen?
Mehr zu diesem Thema verrät Alexander Huiskes in seinem ersten PERRY RHODANRoman. Der Band erscheint in zwei Wochen unter dem Titel:
ZWISCHEN 42 WELTEN
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