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PR Andromeda 02 - Die Methanatmer

PR Andromeda 02 - Die Methanatmer

Titel: PR Andromeda 02 - Die Methanatmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Raumschiffe wie Mückenschwärme einen Kadaver. Die meisten versuchten noch einzuschleusen. Dass es dabei nicht zu folgenschweren Unfällen kam, war ausschließlich den Leitsystemen zuzuschreiben.
    Seit Minuten gellte der Alarm über das Land; Grek-665½ glaubte, dass sogar die Sauerstoffatmosphäre in Schwingungen geraten war. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft auf dem Botschaftsplaneten bot sich ihm die Gelegenheit, die Spezies Homo sapiens unter extremen Bedingungen zu studieren. Kaum fünf Minuten waren seit dem ersten Aufheulen des Alarms vergangen; die nahe Hauptstadt New Dillingen, von den Maahks Nudilink genannt, hatte sich in einen brodelnden Wurmtopf verwandelt. Über den Häuserschluchten hing eine Wolke aus Gleitern und privaten Space-Jets.
    Mit einem Lidschlag aktivierte Grek-665½ den Funkempfang seines Schutzanzuges. Auf allen Frequenzen herrschte Chaos. Die Automatik filterte mehrere starke Sender heraus. Zum einen beherrschte der Maahk die Umgangssprache der Terraner gut genug, um wenigstens einen Teil der hektischen Wortwechsel zu verstehen, zum anderen übersetzte sein Translator ins Kraahmak.
    »Die Außenstationen melden unbekannte Raumschiffe. Ich sage dir, das sind sie!«
    »Gibt es verlässliche Daten, Energiescans, Massewerte?«
    »Wer sollte Interesse an Chemtenz haben, wenn nicht die Kastuns?«
    »Verdammt! Du weißt, was das bedeutet …?«
    Die Stimme schwieg. Einen Augenblick lang glaubte Grek, den Sender verloren zu haben. Kastuns nannten die Tefroder die Unbekannten, denen seit Wochen Raumschiffe in ganz Andromeda zum Opfer fielen. Wie Schatten kamen sie, schlugen zu und verschwanden. Ihr bevorzugtes Ziel schienen militärische Einheiten zu sein, aber auch von zivilen Opfern war zunehmend die Rede.
    Kastuns, das bedeutete übersetzt Schädlinge. Ein treffender Vergleich, fand Grek-665½, wenngleich er selbst noch passendere Worte gefunden hätte.
    »Was wollen die Fremden von uns?«, erklang es wieder aus seinem Helmlautsprecher. »Auf Chemtenz sind verflucht wenige Raumschiffe stationiert.«
    »Es würde mich nicht wundern, wenn auf der Hälfte des Raumhafens bald Unkraut wuchert.«
    »Das ist ein makaberer Scherz. Was ist mit den Frachtern? Und mit dem einzelnen Walzenraumer der Maahks?«
    »Du vergisst die privaten Space-Jets und Raumjachten …«
    »Mehr hast du nicht zu sagen?«
    »Was willst du hören?«
    »Die Wahrheit. Zwei Wochen noch, zwei lausige Wochen, dann ist mein Dienst auf Chemtenz zu Ende, und es geht zurück in die Milchstraße.«
    »Daraus wird wohl so schnell nichts. Du solltest froh sein, wenn …«
    »Wenn was?« Die Stimme klang gequält. »Was weißt du, Mann, spuck's endlich aus!«
    »In den letzten dreißig Sekunden sind vier Stationen des äußeren Wachrings ausgefallen. Alle Datenkanäle tot.«
    »Ich wusste es … Ich wusste es … verdammt, verdammt – und jetzt? Wie viele Frachter stehen noch
    auf dem Landefeld?«
    »Vergiss sie. Wenn du schon abhauen willst, flieh in die Berge.«
    Ein heiseres Lachen erklang. Grek-665½ bedauerte in dem Moment, dass er sich nur in eine akustische Verbindung eingeschaltet hatte und ihm ein optischer Kontakt verwehrt blieb. Einer der beiden Terraner hatte Zugriff auf brisante Informationen. Irgendwo im Sonnensystem lauerten die Unbekannten. Grek zweifelte nicht daran, dass sie zuschlagen würden. Er empfand die Kastuns als Bedrohung, aber er spürte deshalb weder Panik noch Furcht. Rund 400 Milliarden Sonnen umfasste Andromeda; die Gefahr, mit Kastun-Kriegsschiffen zusammenzutreffen, hatte er rechnerisch als äußerst gering beurteilt. Alles andere war dann nur ein Zufall. Und falls er auf Chemtenz sterben sollte, konnte er wenig daran ändern.
    Das Chaos im Luftraum über New Dillingen löste sich nur zögernd auf. Während immer noch Gleiter den Raumhafen anflogen, rasten andere bereits landeinwärts, weg von der Küste und in Richtung Gebirge. Grek-665½ stapfte zur terranischen Botschaft zurück. Er war inzwischen allein, alle Terraner, die sich im Park aufgehalten hatten, waren wohl in die Botschaft zurückbeordert worden.
    Mit donnernden Impulstriebwerken rasten zwei Space-Jets über die Stadt hinweg und verschwanden in Richtung Meer hinter aufziehenden Wolken. Ihre Piloten mussten verrückt geworden sein, in der dünnen Atmosphäre mit solchen Beschleunigungswerten zu fliegen. Wie ein flammendes Fanal brannten die Triebwerksemissionen am Himmel nach. Augenblicke später fegte die Druckwelle heran, peitschte mit

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