Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Andromeda 02 - Die Methanatmer

PR Andromeda 02 - Die Methanatmer

Titel: PR Andromeda 02 - Die Methanatmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
den gefährdeten Bereich verlassen.«
    »Wie lange noch?«, wollte Grek wissen.
    »Was – wie lange?«
    »Bis die Kastun-Kriegsschiffe Chemtenz erreichen«, fügte der Maahk hinzu. Offenbar waren die beiden Terraner verwirrt, denn seine Frage war klar und prägnant gewesen und hätte keiner zusätzlichen Erläuterung bedurft.
    »Fünf Minuten, höchstens. Weißt du, was dann geschieht?« Die Männer hasteten weiter, verschwanden 20 Meter entfernt inmitten eines flackernden Hologramms. Sekunden später zeigte sich der Korridor so nackt und kahl, wie er erbaut worden waren. Endlich wurden alle überflüssigen Energieverbraucher abgeschaltet.
    Der Maahk betrat den Empfangssalon des Botschafters. Der halbkreisförmige Raum war verlassen, die Projektion des Solsystems, die der Deckenkonstruktion das Flair des Weltraums vermittelt hatte, war erloschen. Die Panoramaverglasung erlaubte einen ungehinderten Blick auf die Hauptstadt New Dillingen, deren Vororte wie Inseln aus dem Grün der Parkanlagen aufragten. Immer noch hingen Wolken von Gleitern wie ein sich nur langsam verflüchtigender Insektenschwarm über der Stadt.
    Hinter Grek-665½ betrat der Kulturattaché den Raum. Sein Gesicht war hektisch gerötet. Mit einer fahrigen Bewegung wischte sich der Terraner den Schweiß von der Stirn. »Grek«, wollte er wissen, »was machst du hier?«
    »Ich warte auf den Botschafter.«
    »Seine Exzellenz, Mr. Invanauskas, ist verhindert. Ich empfehle dir, Grek …« Er stutzte. »Grek-665, wenn ich mich nicht irre.«
    »So ist es, Aldus Chamberlain.«
    »Treibst du deine Studien nicht ein wenig zu weit, Grek-665?«, fragte der Kulturattaché. »In einer Situation wie dieser solltest du an deine Sicherheit denken. Ich habe erfahren, dass die Maahks ihre Vertretung geräumt haben.«
    »Ich fühle mich in der terranischen Botschaft durchaus sicher«, sagte Grek-665½. Eine eigenartige Empfindung baute sich auf, ein Prickeln, das nur mit dem LemSim zusammenhängen konnte, dem LemurEmotio-Simulator. Diese noch experimentelle Cyberware hatte er sich vor kurzem implantieren lassen. Der LemSim war mit seinen wichtigen Nervensträngen verbunden und sollte ihm ermöglichen, menschliche Gefühle zu erfassen und so weit wie möglich nachzuvollziehen. Eine gewisse Veränderung in seiner Denkstruktur hatte er schon festgestellt und sich deshalb den inoffiziellen Namen Grek-665½ gegeben. Noch wusste niemand außer ihm selbst davon, und gerade das erfüllte ihn mit einer Anspannung, die ihm früher fremd gewesen war. Ein deutlicheres Anzeichen dafür, dass der LemurEmotio-Simulator die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllte, konnte er sich nicht wünschen. Der Zusatz ½ im Namen stand für den künstlichen, nachempfundenen menschlichen Teil. Oder für das, was daraus noch werden sollte. Grek-665½ empfand sich selbst als Forscher, als jemand, der endlich in Angriff nahm, was schon sehr lange hätte getan werden sollen. Nach einer Zeit erbitterter Kriege waren Maahks und Menschen zu Freunden geworden, aber wirklich verstehen konnte einer den anderen noch nicht. Dazu waren ihre Lebensgewohnheiten zu verschieden.
    Der Kulturattaché ließ die Frage nach der Sicherheit unbeantwortet. »Seine Exzellenz hat entschieden, die Botschaft von Chemtenz zu evakuieren«, sagte er.
    Grek-665½ verschränkte beide Arme vor der Brust. Unruhig stieß er die Tentakelfinger aneinander. Das war eine Geste, die er in den letzten Tagen den Terranern abgeschaut hatte. »Die Menschen fliehen vor der Gefahr?«
    »Wir ziehen uns nur zurück.« Der Kulturattaché warf einen ungeduldigen Blick auf sein Armbandgerät; ihm lief allmählich die Zeit davon. »Wir nehmen an, dass die Kastuns der Botschaft wegen kommen und nicht den gesamten Planeten angreifen werden. Wir müssen wenigstens eingeschränkt handlungsfähig bleiben.«
    »Sie haben logische Gründe dafür?«, wollte Grek-665½ wissen. Zugleich wurde ihm bewusst, dass er mit dieser Frage die Grenze der Höflichkeit überschritten hatte. »Verzeihung, Aldus Chamberlain. Ich wollte die Entscheidung des Botschafters natürlich nicht kritisieren, sondern …«
    »… logisch hinterfragen.« Der Kulturattaché wirkte ungeduldig. »Begleite mich, wenn du mit mir reden willst, Grek. Unsere Schiffe starten in Kürze. Das Botschaftspersonal geht über Transmitter an Bord.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt. Erst auf dem Korridor überzeugte er sich davon, dass ihm der Maahk tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher