PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
Flugstunde Zeit.«
Er sah sich um. Das Kunstlicht machte nach dem warmen Orangeton des Sonnenlichts draußen alle Farben bleich und kühl. Der Rollo-Hangar war überfüllt, aber die meisten Flüchtlinge saßen. Sie mussten völlig erschöpft vom langen Stehen auf dem Flugfeld sein. Sie hatten keine Ahnung, was die Zukunft bringen würde. Die Zeichen standen schlecht. Also saßen sie da und ruhten sich aus oder brüteten vor sich hin. Nur die älteren Kinder fingen schon an, sich nach Spielmöglichkeiten umzusehen. Die Palme, die der Lasky-Baty-Verschnitt mit an Bord gebracht hatte, wirkte wie eine Signalfahne. Sie war weithin zu sehen.
»Okay«, sagte Morris. »Schauen wir kurz bei Grek vorbei. Liegt ja auf dem Weg.«
Als sie auf dem Kommandodeck bei Kabine 30 ankamen, lehnten dort zerbrochene Regaloder Schrankteile an der Wand, zusammen mit einem großen, festen Müllsack. Beide Türen des engen Schotts standen offen. Ein Reinigungsrobot war dabei, den Teppich zu shampoonieren.
»Nanu«, sagte Morris. »Ist der Bursche ausgezogen?«
»Syntron«, sagte Bi Natham. »Wo finden wir Grek-665½?«
»In der Medostation«, sagte die unverbindliche Computerstimme. »Soll ich eine Verbindung zum Medosyn herstellen?«
»Danke«, sagte Morris. »Wir gehen selbst.« Dem jungen Mannschaftsmitglied war die Aufregung über seine mutmaßliche Entdeckung an der Nasenspitze anzusehen.
»Ich kündige euch an«, erklärte der Syntron.
Auf Deck 15 trat ihnen eine müde blinzelnde Tefroderin entgegen.
»Raye Corona«, sagte Bi Natham. »Erneut als Mimos Verstärkung angerückt?«
Sie gähnte. »Krankheitsvertretung.«
Bi Natham wollte gerade fragen, was mit Mimo war, ob es ihm gut ging, als Morris sich dazwischenschob: »Können wir Grek kurz sprechen? Es ist dringend.«
Raye Corona fuhr sich mit einer Hand durch die wirren Haare.
»Er darf noch keinen Besuch bekommen. Worum geht's denn?«
Morris breitete die Arme aus und grinste. »Wir müssten uns mal sein Hemd ansehen.«
Die hübsche tefrodische Medikerin funkelte ihn an. »Und dafür holt ihr mich aus dem Bett? Spinnt ihr?«
»Was ist denn mit ihm?«, mischte Bi Natham sich ein. Raye Corona sah ihn nur an.
»Wir sind gerade bei seiner Kabine gewesen«, hakte er nach.
»Da ist alles kaputt.«
»Ich weiß nicht, wie es auf Terra ist«, sagte sie. »Aber auf Tefrod genießen auch erkrankte Personen gewisse Persönlichkeitsschutzrechte.«
Morris stieß Luft aus. Er warf einen Blick auf ihre Brüste, der nicht so unauffällig geriet, wie er wohl glaubte. »Herrgott, wir wollen uns nur sein Hemd ansehen! Dieser Lasky Baty ist an Bord! Glaub ich jedenfalls. Ich denke, du bist auch ein Fan von ihm!«
»Ich bin kein Fan. Von niemandem«, antwortete die Ärztin und verschränkte die Arme. »Ich schätze Baty. Oder vielmehr seine Musik. Aber ich würde mir nie so ein Fanhemd oder eine Tasse mit seinem Gesicht drauf zulegen oder so. Das ist doch pubertär. Mal ganz abgesehen davon, dass niemand weiß, wie Baty wirklich aussieht.«
»Wir wollen uns nicht streiten«, sagte Bi Natham. »Du willst wieder ins Bett, Raye. Und wir sind nicht hier, um dich zu nerven. Können wir nicht einfach kurz einen Blick auf dieses Hemd werfen, und dann ist gut?«
Sie seufzte und nahm uns mit in eine Kabine, die offensichtlich ein Bereitschaftszimmer war: Sitzecke, mehrere Liegen, von denen eine benutzt aussah, Trivideo an der Wand, kleine Küchennische. Raye machte das Deckenlicht an. An einer Reihe Spinde hing ein Bügel mit dem, was von dem hellblauen BatyHemd noch übrig war. Einer der langen Ärmel war abgerissen und wie ein Schal um den Bügelhaken gelegt.
»Diese türkisen Flecken sind Blut, ja?«, fragte Bi Natham. Die Ärztin nickte.
»Mann«, sagte Morris tonlos. Einen Moment lang schien er zu zögern, dann zog er den Stoff auseinander.
»Er ist's!«, rief er dann. »Ich hab's doch gewusst! Er ist auf dem Bild nur ein bisschen jünger!«
»Tatsächlich«, hauchte Bi Natham. Dort auf der Brust spazierten vor der fotorealistischen Abbildung eines Hohlwegs zwei bunte Gestalten auf den Betrachter zu, augenscheinlich in eine muntere Plauderei vertieft. Die eine war zwei Köpfe größer als die andere und musste sich etwas ducken. Wenn man die Terraner als nackte Affen ansah, war dieses Wesen ein halbnackter Bär. Seine kurzen, behaarten Beine steckten in einer weiten, hellen Hose. Die Füße waren nackt und ebenfalls behaart. Den langen Oberkörper bedeckte ein weites T-Shirt.
»Er
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