PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
trennte. Ob du es wohl spürst, wenn ich dich küsse?, dachte sie. Ich werde dich hinterher fragen, falls es ein Hinterher gibt.
Sie glaubte schon, die Wärme zu spüren, die von seinen Lippen ausging, als ein knirschender Laut sie innehalten ließ. Tess' Kopf fuhr hoch. Sie blickte sich suchend um und sah Norman. Der Klonelefant hatte seinen Rüssel um Kiriaades Hüfte geschlungen und zog die Fleisch gewordene Inkarnation des Nukleus' weg von dem Energieschirm. Das Wetterleuchten der mehrdimensionalen Barriere stoppte abrupt.
»Norman, was zum Teufel treibst du da?«
Tess sprang auf, aber da sie Benjameens Kopf zuerst vorsichtig ab-setzte, vergingen einige Sekunden, bis sie den Klonelefanten erreichte.
Es war zu spät.
Das gerade einen halben Meter hohe Tier wuchtete Kiriaade hoch - Tess fiel es schwer, ihren Augen zu trauen, zu merkwürdig mutete der Anblick an, wie er die dreimal so große Kiriaade in die Luft hob -, schwang ihren Körper mehrmals von links nach rechts, um Schwung zu holen, und schleuderte ihn in den Energieschirm.
»Norman, nein! Du bringst sie um!«
Einen Augenblick später schmetterte Kiriaade in den Schirm. Tess verdankte es nur der schnellen Reaktion des Anzugsyntrons, dass der Lichtblitz sie nicht das Augenlicht kostete. Der Energieschirm, der Perrys Kampfplatz umgab, blähte sich auf - die Energiewand machte nur wenige Zentimeter vor Tess und Norman, der zurückgesprungen war, Halt - und implodierte dann. Kiriaade, deren Umriss einige Sekunden in der Luft geschwebt hatte, fiel und kam hart auf dem Sand auf.
»Kiriaade!« Tess rannte los und kniete neben der Inkarnation nieder. Norman folgte ihr trompetend. Kiriaade schien unverletzt. Tess glaubte sogar, sie leise stöhnen zu hören. Muss ihr höllisch wehtun, dachte Tess. Aber immerhin, ein Lebenszeichen.
Sie schaute zu Perry Rhodan. Die beiden bleichen Wesen schwankten; ihre Augen schienen noch größer als zuvor. Der Lichtblitz muss sie geblendet haben! Gut so! Tess zog ihren Kombistrahler, stellte sicher, dass er auf lähmende Wirkung gestellt war, und drückte ab. Die beiden Wesen gingen zu Boden.
Tess blickte sich suchend um. Was jetzt? Benjameen lag noch immer im Sekundenschlaf an der Stelle, an der sie ihn zurückgelassen hatte. Er tat, was er konnte, um Rhodan zu retten. Und Kiriaade? Kiriaade hatte bereits alles ... Halt!, dachte sie. Noch nicht alles.
Sie schob die Arme unter die stöhnende Frau und hob sie mühelos hoch. Mit ein paar schnellen Schritten war Tess bei Rhodan. Der Terraner lag verkrümmt und reglos im Sand, die Augen geschlossen.
Ob er schon tot ist? Tess legte Kiriaade ab, drückte sie gegen Perrys unverletzte Seite.
»Hilf ihm!«, flüsterte Tess ihr ins Ohr. »Hilf ihm, Kiriaade! Ich weiß nicht, was diese beiden Wesen ihm angetan haben, aber ohne dich ist er verloren.«
Dann wartete sie.
Es geschah in dem Moment, in dem Benjameen aufgegeben hatte.
Rhodan und seine Begleiter waren zu winzigen dunklen Punkten in der endlosen See geschrumpft. Nur noch einen Augenblick, und Rhodan würde für immer in ihr verloren sein.
Der Zeroträumer spürte, dass es nicht in seiner Macht stand, ihn noch einmal zu finden. Er hatte sich geirrt. Dieser Traum gehörte nicht ihm, sondern einem höheren Wesen.
Dann verschwanden die beiden Punkte links und rechts von Rhodan -und ein neuer erschien. Er versperrte dem Residenten den Weg.
Was ist hier los?, dachte Benjameen. Wer kann das sein?
Er nahm seine Schwimmbewegungen wieder auf, näherte sich Rhodan und dem Fremden. Hatte der Gelbe Meister einen neuen Diener geschickt, um diese besondere Beute in seinen Bau zu eskortieren? Ein Schauer überkam Benjameen, als er an den Kopfjäger dachte, der Perry angegriffen hatte. Takegath war tot, aber befand er, Benjameen, sich hier nicht an der Schwelle zwischen Leben und Tod? Vielleicht glomm noch ein letzter Funke des Kopfjägers, katapultierte ihn sein grenzenloser Hass einen Augenblick lang zurück in ein Halbleben - lange genug, um Perry Rhodan mit sich in den Abgrund zu ziehen.
Die beiden Punkte gewannen Konturen. Benjameen konnte humanoide Formen erkennen, zwei Arme, zwei Beine. Rhodan schwebte reglos auf der Stelle; ein Verlorener, der vergessen hatte, wohin er gehörte. Der Neuankömmling gestikulierte mit weit vorgereckten Armen, hielt schließlich inne, als sähe er ein, dass er so nicht weiterkam, und stürzte sich auf Rhodan.
Mit einem Aufschrei warf Benjameen sich gegen das Wasser, dem Terraner entgegen. Es
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