PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
verblüffend menschlichen Geste schüttelte es den Kopf, streckte den Arm ein zweites Mal aus, hielt aber inne, bevor seine Hand Takegath berührte. Die beiden Wesen tauschten einen Blick mit ihren riesigen, beinahe tellergroßen Augen. Das Wesen stand auf und gesellte sich zu seinem Artgenossen. Gemeinsam gingen sie vor dem zweiten Körper in die Knie.
»Perry! Sie machen sich an Perry zu schaffen!«, rief Tess verzweifelt. Sie lief an der flimmernden Energiewand auf und ab.
Benjameen und Tess sahen, dass der Schwerverletzte abwehrend einen Arm hob. Die Wesen drückten ihn wie den eines Kindes weg. Sechsfing-rige Hände legten sich auf Rhodans Brust.
Benjameen fasste einen Entschluss. »Tess, nimm mich in den Arm!«
»Was? Wozu ...?«
»Ich brauche deine Wärme, das Gefühl von Geborgenheit, sonst kriege ich es nicht hin. Bitte komm zu mir!«
»Du willst einen .?«
»Ja.«
Tess schloss die Arme um Benjameen. Wenige Augenblicke später fiel der Kopf des Arkoniden zur Seite, und sein Bewusstsein glitt in einen Sekundenschlaf.
Sein Zerotraum hatte begonnen.
Es waren nicht die Augen der Faii, die ihn lockten. Die Augen machten Perry Rhodan Angst. Sie schienen fast die gesamte Gesichtsfläche der Wesen in Anspruch zu nehmen; lidlose blaue Scheiben, die eine Menschenhand nur mit Mühe hätte abdecken können.
Ihr Blick bohrte sich in Perry Rhodan.
Der Terraner bemühte sich verzweifelt, den Kopf abzuwenden. Seine Muskeln gehorchten nicht, keiner seiner Muskeln. Er wollte davonlaufen, aber seine Beine . seine Beine schienen verschwunden. Er spürte sie nicht mehr.
»Nein! Lasst mich!«, brachte er auf Tefroda hervor. Es war ein Flüstern, das im qualvollen Keuchen seines Atems beinahe unterging. Sein Herz raste. Es versuchte, Blut durch das nach Sauerstoff dürstende Gewebe seines Körpers zu pumpen, und verstärkte dabei nur den Strom, der sich aus der Wunde an der Hüfte ergoss. Rhodan zitterte, kalter Schweiß breitete sich auf seiner Haut aus.
Er würde nicht mehr lange durchhalten.
Die Faii kamen mit gesenkten Köpfen näher. Ihre blauen Augen wuch-sen an, bis sie Rhodans Sichtfeld vollständig ausfüllten. Der Terraner versuchte vergeblich, die Lider aufeinander zu drücken. Hatte er den letzten Rest Gewalt über den eigenen Körper bereits verloren?
»Verschwindet!«, stöhnte er, weniger in der Hoffnung, etwas auszurichten, als um sich zu beweisen, dass ihm die Kontrolle über sich selbst noch nicht völlig entglitten war.
Wie als Antwort blinzelten die Augen.
Sie waren wie Seen. Blaues, klares Wasser, das dem Blick keine Hindernisse in den Weg stellte. Und dennoch verlor er sich in ihnen, in der fahlblauen Tiefe, die kein Ende nahm.
Rhodan spürte, dass er, sollte er dieses Wasser berühren, in ihm ertrinken würde, immer tiefer sinken, bis ...
Er hob abwehrend eine Hand. Die Furcht war stärker als sein Körper, der wusste, dass er am Ende war, keine Arbeit mehr verrichten konnte.
Einer der Faii streckte den Arm aus, um seine Hand wegzudrücken. Sechs dünne Finger schlossen sich um das Handgelenk des Terraners.
Es war die Berührung. Sie nahm Rhodan die Angst.
Die Haut des Faii war angenehm trocken, nicht schweißnass wie die von so vielen Menschen, denen Rhodan in seinem langen Leben die Hand hatte schütteln müssen. Tiefe Linien durchzogen die Handfläche, markante Schluchten, die die Finger des Terraners einhüllten. Rhodan spürte Wärme. Das Zittern, das seinen Körper erfasst hatte, flaute ab und hörte schließlich auf. Ein Laut der Überraschung lag ihm auf der Zunge, aber er brachte ihn nicht hervor. Er spürte seine Zunge nicht mehr, ebenso wenig wie die tiefe Wunde, die Takegaths Schwertstoß gerissen hatte. Die Berührung des Wesens blieb als einzige Wahrnehmung.
Rhodan sah ihm in die Augen, frei von Furcht.
Wieso wehrst du dich? Die Frage stand übergangslos in seinen Gedanken. Ein Teil seines Bewusstseins schrie protestierend auf. Rhodan hörte weg. Wieso klammerst du dich an diese elende Existenz? Ist sie nicht eine einzige Strafe? Denk an das unsagbare Leid, dessen Zeuge du wurdest, an die vielen Freunde, die du hast sterben sehen, die vielen Abschiede für immer, die langen Stunden der Einsamkeit. Niemand kann von einem Menschen erwarten, dass er diese Qual länger als ein Leben erträgt. Doch du ... wie viele Menschenleben trägst du schon diese Last? Zu viele! Komm, schüttle deine Last ab!
Die Hand des Faii hielt die seine fest umschlossen. Rhodan sah in die Augen,
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