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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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wenn er nichts unternimmt.« Die Frau straffte sich. »Geh zum Pfeilfischstand am Eingang des Markts und warte dort. Und viel Glück!« Sie stieg wieder auf das Einrad und fuhr davon.
    Benommen ging Markings zu dem Marktstand. Die Worte der Frau wirbelten durch seinen Kopf. Sie hatte nicht geahnt, wen sie vor sich hatte. Nur wenige hatten je das Gesicht Farue Markings gesehen, das diktierte die Tradition. Jahrzehntausendelang waren die Tefroder von den Meistern der Insel regiert worden, einer Gruppe von Diktatoren, die in völliger Anonymität agiert hatten. Seit dem Ende der Meister ermittelten die Tefroder ihre Oberhäupter in demokratischen Wahlen, aber an der Tradition der Ge-sichtslosigkeit hatte man festgehalten. Es zählten die Fähigkeiten des Bewerbers, nicht sein Aussehen oder der Charme, mit dem er die Wähler um die Finger wickelte.
    Die Frau hatte sich ihm als Gleichem anvertraut. Markings war es, als hätte die Stimme des Volkes zu ihm gesprochen.
    Am Fischstand bestellte er sich einen Spieß und kaute auf dem faserigen Fleisch herum wie auf einem Stück Gummi. Das intensive Aroma des Pfeilfisches wollte sich auf seinem Gaumen nicht einstellen.
    Er hatte den Spieß zur Hälfte heruntergewürgt, als ihn der nächste Agent ansprach. Er folgte dem Mann, genauso wie er den nächsten sechs Agenten folgte, die ihn an weiteren Treffpunkten erwarteten. Es waren die Besten Tefrods, Menschen, die bereit waren, ihr eigenes Leben für die Freiheit ihres Volkes zu geben. Und er, Farue Markings, Virth der Tefro-der, war ihre Hoffnung.
    Der Transfer von Agent zu Agent war ohne Zwischenfälle verlaufen. Nur einmal, in einem Park, hatte ein herabhängender Ast sich in seinem Haarnetz verfangen. Das schützende Gewebe war verrutscht, doch nur einen Augenblick lang - zu kurz für die unvorbereiteten Gorthazi, Markings war sich dessen sicher, um ihn anzupeilen. Dass sie ihn erwarteten, war nahezu ausgeschlossen.
    Schließlich war Markings allein. Mit einer Lampe in der Hand, die ihm der letzte Agent gegeben hatte, ging er einen dunklen Gang entlang. Auf dem unbehauenen Fels glitzerte Feuchtigkeit. Markings hatte seinen Nasenfilter deaktiviert, sog die kühle, erfrischende Luft wie ein Ertrinkender ein. Der Gang führte tief hinunter, unter den Raumhafen Virchos. Die zahllosen energetischen Impulse der startenden und landenden Raumschiffe machten eine Entdeckung selbst durch die hoch entwickelte Ortungstechnik der Gorthazi unwahrscheinlich.
    Vor ihm erschien ein Licht in der Dunkelheit. Markings beschleunigte seine Schritte. Er schaltete die Lampe aus und trat in die hell erleuchtete Felskammer. Um einen großen Konferenztisch sitzend erwarteten sie ihn, die wichtigsten Politiker und Militärs Tefrods. Einige der Plätze waren leer geblieben, ein Zeichen dafür, dass der Gelbe Meister im Verborgenen sehr wohl den Kampf gegen den tefrodischen Widerstand führte.
    Markings ging an das andere Ende der Kammer, zum Kopf des Tisches, an dem sein Platz freigehalten worden war. Er sank auf den einfachen, un-gepolsterten Stuhl und blickte in die Runde.
    »Es ist gut, wieder hier zu sein, Freunde!«, sagte er. »Und es ist Zeit, den Kampf wieder aufzunehmen. Hört meinen Plan .«
    »Komm, man erwartet dich!«
    Masquin benötigte einen Augenblick, um in der Dunkelheit den Sprecher zu lokalisieren. Schließlich gelang es seinen Ohren, sich in dem Wirrwarr der Echos, die durch die Höhle schallten, zu orientieren.
    Es war ein Gorthazi. Die Silhouette des Echsenkopfs mit seinen charakteristischen Hörnern und dem Nackenschild ließ keinen Zweifel zu.
    Masquin räusperte sich. »Wer erwartet mich? Und wo bin ich hier?« Seine Stimme war brüchig und unsicher, als müsse er sie erst nach langer Zeit wieder finden. Er fröstelte. Ein eisiger Wind zehrte an ihm, aber es war nicht der Zug, der in dem Gewölbe herrschte, sondern der Hauch einer Ebene, deren Erinnerung sich ihm bereits entwand.
    »Gedulde dich«, sagte das Echsenwesen. »Gleich wirst du es wissen.«
    Masquin konnte keine Gefühlsregung in seinen Worten erkennen. Kannten die Gorthazi keine Emotionen? Gut möglich. Die Gorthazi, denen Masquin bislang begegnet war, erinnerten ihn an Marionetten. Lebewesen, die an unsichtbaren Fäden hingen, die jede ihrer Handlungen bestimmten. Zog gerade niemand an den Fäden, verharrten sie regungslos wie eine Maschine, die darauf wartete, dass sie jemand einschaltete. Und was geschieht, kam Masquin der Gedanke, wenn jemand die Fäden

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