PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
veranstaltet hatten, fühlte sich die Terranische Vertretung bemüßigt, es den Arkoniden mindestens gleichzutun. Der Kampf um Einfluss lief nun mal nicht nur auf der militärischen, sondern auch auf der wirtschaftlichen und nicht zuletzt der psychologischen Ebene ab.
Jahrtausendelange Erfahrung nützte gar nichts: Tifflor aß nicht sonderlich entspannt, wenn ihn permanent Mikrofon- und Kameradrohnen belauerten. Zumal er wusste, dass die Arkoniden, wie immer, nichts unversucht ließen, sich selbst als das wahre Kulturvolk der Milchstraße und im Gegenzug die Terraner als barbarische Emporkömmlinge hinzustellen. Andererseits erwartete die galaktische Öffentlichkeit geradezu eine gewisse saloppe, charmante Ungezwungenheit von Rhodan und ihm Und jeder ihrer Aussprüche, jede ihrer Handbewegung wurde millionenfach kommentiert.
Greif zum richtigen Besteck, aber leg es gleich darauf verschmitzt wieder weg; koste formvollendet von jeder Speise und schling danach noch einen Extrahappen hinunter; sag einen rhetorisch einwandfreien Trinkspruch auf, aber zupf dir dabei den Hosenboden zurecht.
Kurz: Sei so locker, dass es schon wieder wehtut.
Mediendiplomatie. Welch öde Scharade, welch langweiliges, Ekel erregendes Theater! Manchmal fragte sich Tiff, wieso er sich sein Amt je angetan hatte und warum er den ewig gleichen Trott noch immer erduldete.
Er sah Perry Rhodan an, den Terranischen Residenten, der den Kopf im selben Moment kaum merklich drehte - und sobald sich, nur für einen Sekundenbruchteil, ihre Blicke trafen, wusste Tiff, dass sie exakt dasselbe dachten, Im Innersten verstanden sie beide sich nicht als Politiker, sondern immer noch als Abenteurer, Risikopiloten, Explorer. Viel, viel lieber wären sie stante pede ins Ungewisse aufgebrochen, um Regionen des Kosmos zu erforschen, wo kein Mensch zuvor gewesen war; hätten sie sich Gefahren ausgesetzt, die sie bis zum Äußersten ihrer Leistungsfähigkeit trieben, die ihnen das Letzte an Durchhaltevermögen, an körperlicher und geistiger Integrität abverlangten - nur um Grenzen zu überwinden, die keiner äußer ihnen durchbrechen konnte. Mit Freuden wären sie mitten ins Herz der Hölle geflogen, ohne die geringste Chance auf Wiederkehr: egal. Alles besser, als hier steif herumzusitzen, den kleinen Finger abzuspreizen und vor jedem einzelnen Wort, jeder winzigen Geste die kurz-, mittel- und langfristigen Konsequenzen zu bedenken.
Aber auch dies war eine Front, und keine unbedeutende. Mit der widernatürlich langen Lebensspanne, die Ihnen zum Geschenk gemacht worden war, ging ebenso ungeheuerliche Verantwortung einher. Sie beide standen, wie niemand sonst, für die LFT, für Billionen Terraner, kraft ihrer Ämter, aber mehr noch aufgrund ihrer Vergangenheit. Dem durften sie sich nicht entziehen. Wenn zur Einweihung des Circinus Maximus als Vertreter Arkons kein Geringerer als Bostich der Erste persönlich erschien - und das hatten ihre Spione im Vorfeld zweifelsfrei angekündigt -, blieb Perry Rhodan und Julian Tifflor gar keine Wahl, als ihrerseits auf den Plan zu treten und für Terra Präsenz zu zeigen. Es ging nicht um sie persönlich, sondern darum, was sie beide verkörperten und was ihre Anwesenheit bewirken konnte.
Tiff seufzte innerlich und machte, wie Perry auch, gute Miene zum quälenden Spiel. Die zahlreichen Entspannungs- und Meditationstechniken, die er beherrschte, halfen in solchen Situationen wenig. Er durfte sich nicht in sich selbst versenken, sondern musste ständig konzentriert und wachsam bleiben. Keine Frage, dass etliche der geladenen Ehrengäste auf der Gehaltsliste des arkonidischen Geheimdienstes standen und sich nach Kräften bemühten, Rhodan oder ihn zu unbedachten Äußerungen zu verleiten. Die meisten dieser Provokationen erkannte er schon im Ansatz, andere hingegen trotz seiner Routine erst erschreckend spät. Manchmal musste Perry ihm beistehen, dann wieder kam Tiff dem Freund zu Hilfe. Weil sie prächtig harmonierten, gerieten sie nie wirklich in Schwierigkeiten. Aber anstrengend war es doch.
Simultan atmeten sie auf, als der formelle Teil endlich überstanden war und die Trivid-Sensoren abgeschaltet wurden. Von Feierabend konnte freilich keine Rede sein. Nun, da sich die noble Gesellschaft allmählich auflöste, fing die eigentliche Arbeit erst an.
Sie wirkten wie Brüder, einander umso verwandter, je länger Delin Gaffard die beiden Zellaktivatorträger beobachtete. Keine sensationelle Entdeckung, eher eine
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