PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
hatte lüften können.
Warum hatte Ole Lakos seinen Aufenthalt überhaupt abgebrochen? War er auf der Spur eines Geheimnisses gewesen, das der Terraner nicht hatte lüften lassen wollen?
Tatarosch nahm sich vor, die Galaxis und ihre Datenhighways nach Hinweisen auf Ole Lakos abzusuchen, auch, wenn diese Fahndung mühselig und zeitraubend werden sollte.
Doch das wurde sie nicht. Denn der Terraner hatte ihm per Hyperkom eine Nachricht hinterlassen. Sie lautete:
»Eine Chance gebe ich dir noch, Tatarosch. Wenn du der Wahrheit ins Gesicht sehen willst, finde dich im Asteroidengürtel des Konkjen-Systems ein. Dort kann ich dir helfen. Ole Lakos«
Tatarosch wartete nicht erst das Eintreffen der Rettungsmannschaften ab, sondern startete, kaum dass er die von Ole Lakos erhaltenen Koordinaten in den Autopiloten eingegeben hatte. Er erreichte das KonkjenSystem und stieg im »Klabautermann« ab. Hier lernte ich ihn kennen, während er auf den Simusense-Mann wartete, und erfuhr seine Geschichte.
»Diesmal muss es sich entscheiden«, sagte Tatarosch zu mir.
Ich merkte ihm an, dass er fest entschlossen war, aufs Ganze zu gehen. Er versicherte mir immer wieder, dass er alles dafür geben würde, selbst seine Seele, um zu erfahren, was es mit dem Gesicht aus Hieronymus Boschs musikalischer Hölle auf sich hatte.
Ich sehe ihn noch vor mir, wie er mir sagte, dass Ole Lakos eingetroffen wäre und ein Rendezvous mit ihm vereinbart hätte. Er saß mit mir am selben Tisch wie ihr jetzt. Als er den »Klabautermann« verließ, hatte ich das Gefühl, dass dies ein Abschied für immer sei.
Tatsächlich sah ich den Ara Tatarosch nie mehr wieder.
Ein paar Tage danach kam ein Fremder in den »Klabautermann«, der mir auf eine seltsame Weise vertraut vorkam. Ich wusste, dass ich ihn vorher noch nie gesehen hatte. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Auf diesen Mann traf haargenau die Beschreibung zu, die Tatarosch mir von Ole Lakos gegeben hatte. Er kam auf mich zu.
»Du musst Mordecai Flunker sein«, sagte er mit seinem diabolischen Lächeln.
»Und wenn?«, erwiderte ich.
»Tatarosch hat mich gebeten, dich von ihm grüßen zu lassen«, sagte Ole Lakos, und sein Lächeln vertiefte sich. »Er hat mich gebeten, dir auszurichten, dass er seine Hölle gefunden hat. Er ist selig und will dort bleiben.«
»In Hieronymus Boschs musikalischer Hölle?«
Ole Lakos zuckte mit den Schultern. »Und wenn?« Er hob fragend eine seiner Augenbrauen, genau wie es Tatarosch beschrieben hatte:
»Möchtest du deinen Freund nicht besuchen?«
»Er ist nicht mein Freund. Hat er übrigens erfahren, wem das geheimnisvolle Gesicht gehört?«
»Ja.«
»Und wem gehört dieses Gesicht?«, wollte ich wissen.
Ole Lakos zeigte das Lächeln, das so typisch für diesen großen Verführer war.
»Tatarosch könnte es dir sagen.«
»Nein, danke. Kein Bedarf.« Mich schauderte bei dem Gedanken, in Hieronymus Boschs musikalische Hölle einzutreten.
Ole Lakos stand auf und ging ohne ein weiteres Wort. Aber an der Tür vom »Klabautermann« drehte er sich noch einmal um. Sein Gesicht schien sich aufzuhellen, und er nickte mir mit einem melancholischen Lächeln zu.
Für einen Moment war ich versucht, ihm doch zu folgen. Ja, ich muss zugeben, der Terraner war ein gewiefter Bursche, sicher ein begnadeter Geschäftsmann und Propagandist in eigener Sache. Aber was war er darüber hinaus? Ich weiß es nicht. Habt ihr eine Ahnung? Sagt mir, was ihr euch denkt Für wen würdet ihr Ole Lakos halten?
Ihr braucht euch nicht sofort festzulegen. Lasst euch die Sache durch den Kopf gehen.
Es gibt übrigens noch einen kurzen Epilog zu dieser Geschichte.
Ich habe natürlich Alarm gegeben. Eine groß angelegte Suchaktion wurde gestartet, jeder Asteroid im Gürtel des Konkj en-Systems wurde förmlich umgekrempelt. Tatarosch wurde nicht gefunden.
Und von einem Ole Lakos oder einem Schiff namens HADES wusste niemand etwas, nicht einmal die Hauptpositronik des ganzen Asteroidengürtels.
Komische Sache, das, oder?
Ich danke euch jedenfalls für die kleine Spende. Wenn ihr wieder einmal an einer ehrlichen Weltraumgeschichte interessiert seid, wisst ihr, an wen ihr euch wenden müsst.
Mordecai Flunker erzählt nur Wahres, kein Raumfahrergarn.
E N D E
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