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PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

Titel: PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Kampferfahrung beschränkte sich auf - wahrscheinlich laienhaft programmierte - Simulationen. Verständlich, denn Ara-Raumer waren tabu. Niemand hätte sich erlaubt, ein Schiff der Galaktischen Mediziner anzugreifen oder gar zu entern. Ihre Rache wäre fürchterlich und kaum nachweisbar gewesen; die Bevölkerung eines gesamten Planeten wäre an der Mutation eines Schnupfenvirus gestorben. Warum also viele Chronners in eine gute Ausbildung investieren?
    Und selbst ein gut ausgebildeter Angehöriger eines Sicherheitsdienstes hätte keine Chance gegen eine Unsichtbare gehabt. Ich musste mein Potenzial nicht annähernd ausreizen. Immerhin hatte er seinen schwachen Schutzschirm aktiviert und wähnte sich dadurch unangreifbar. Aber das Flackern des Schirms, das mein Schuss hervorrief, irritierte ihn nicht nur, sondern blendete ihn kurz-zeitig. Das wäre noch immer kein Problem gewesen; er hätte nur schießen müssen, und wir wären tot gewesen.
    Aber er schoss eben nicht. Er fragte sich wohl, warum diese Situation so gar nicht mit seinen Übungen übereinstimmte.
    Mein Punktbeschuss hingegen war so genau, wie er nur sein konnte. Der dumme Junge bekam nicht einmal mit, dass der Schutzschirm zusammenbrach und er starb.
    Diesmal sagte Tifflor nichts. Er wusste, dass ich keine andere Wahl gehabt hatte.
    Wir mussten einen Augenblick lang warten, bis die Wände und der Boden des Ganges sich so weit abgekühlt hatten, dass wir passieren konnten. Eine ärgerliche Zeitverschwendung, aber ich hatte den Eindruck, dass Tifflor die Ruhepause gut tat.
    Oder Julian, wie ich ihn bald nennen würde.
    Wir liefen weiter.
    »Ach?«, nahm er den Faden wieder auf.
    »Ja«, wiederholte ich. »Die Leistung war nicht beeindruckend. Im Transmitterraum benötigte ich fünfzehn Sekunden, um mir einen Überblick und Klarheit über meine Optionen zu verschaffen und die Lage vernünftig einzuschätzen. In fünfzehn Sekunden bin ich normalerweise fünfzehnmal tot.«
    »Ach?«, wiederholte er. »Interessant.«
    »Und ich konnte nicht weniger brutal vorgehen. Ich musste einerseits den Widerstand der Aras brechen, damit sie möglichst nichts versuchen, wenn wir jetzt nicht mehr dort sind, und andererseits die Tierchen aus ihrer Lethargie reißen.«
    »Dieser Begriff ist widerlich.«
    »Ja«, sagte ich. »Und drittens, ich hätte keinen Ara getötet, weil die Aras dringend gebraucht werden, um die verletzten Flüchtlinge zu behandeln. Ich habe euch gewarnt. Die Transmitter sind aus Sicherheitsgründen speziell auf die genetischen Merkmale von Aras kalibriert.«
    »Darüber haben wir schon gesprochen. Hätten wir etwa auf Jaim-bor zurückbleiben sollen?«
    »Ich weiß es nicht.« Der Gang war abgekühlt, wir konnten weitergehen. »Das werde ich dir sagen, sobald wir die Situation unter Kontrolle haben. Falls Perry Rhodan dann noch lebt.«
    Tifflor schluckte. Heftig. »Hast du irgendeine Vermutung, ob.«
    »Ich bin keine Medizinerin«, sagte ich.
    »Nein. Eine Mörderin.«
    »Und eure einzige und letzte Chance. Könntest du deine Retterin lieben?«
    » Was?«, fragte Tifflor.
    »Im Bett bin ich eine wahre Granate.«
    Tifflor sah mich entgeistert an.
    »Ich meine Sex.« Ich fragte mich, ob ich den Bogen überspannt hatte, doch irgendwann musste ich die nächste Phase einleiten. Und in diesem Augenblick traf ich Tifflor damit völlig unvorbereitet und brachte sein inneres Gleichgewicht durcheinander. Eine ideale Einleitung.
    Aber ich durfte es nicht übertreiben. »Vergiss es. Vor uns wird gekämpft.«
    »Oh.« Tifflor blieb stehen und sah nach vorn.
    Vor uns wurde nicht gekämpft, sondern gemetzelt. Vielleicht 25 ehemalige Gefangene, die wesentlich besser drauf waren als ihre Leidensgenossen im Transmitterraum, hatten ein Mitglied der Abteilung Schiffssicherheit gefunden und umzingelt. Es war nicht ohne Verluste verlaufen; ich zählte sechs, sieben, acht Leichen auf dem Gang.
    Noch ein absoluter Versager, dachte ich. Hätte man mir die Ausrüstung der Sicherheitskräfte zur Verfügung gestellt - einen Kampfanzug mit allen Funktionen inklusive Schutzschirm und Deflektor -, hätte ich alle tausend Tierchen erwischt. Ohne jede Ausnahme. An Bord der KAMMARA mussten die Sicherheitskräfte wirklich aus grünen Jungs bestehen, deren Kampferfahrung sich auf das Studium intelligenztötender Trivid-Spiele beschränkte.
    Der junge Mann hatte sich verteidigt; die Leichen ließen keinen anderen Schluss übrig. Aber er war nicht erfahren genug gewesen, geschweige denn

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