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PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

Titel: PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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skrupellos. Er hatte Mitgefühl gehabt.
    Er hätte nur schießen müssen. Dauerfeuer, und es war vorbei mit den Revoluzzern. Die Tierchen wären Asche gewesen.
    Er hatte es nicht getan.
    Und nun knüpften sie ihn sich vor. Für mich war Brutalität ein Weg zum Ziel, für sie nichts als Rache. Primitive Rache, wenn man so wollte. Aber was man ihnen angetan hatte, auch wenn sie teilweise in ihrer Blind- und Dummheit vielleicht gar nichts davon mitbekommen hatten.
    Mit selbstmörderischer Gewalt fielen sie über den armen Jungen her. Er wehrte sich, schoss erneut, und auf diese geringe Distanz konnte er gar nicht verfehlen.
    Ein Terraner und ein Ferrone verwandelten sich in lebende Fackeln. Ich vermochte nicht zu sagen, ob der Schwung ihrer Bewegung sie weitertrug oder ein unbändiger Willen, aber sie liefen noch drei, vier Schritte.
    Ich sah das nackte Entsetzen in den Augen des jungen Aras. Es schien ihn zu lähmen; er konnte vor Angst nicht mehr klar denken. Die Panik verleitete ihn zum nächsten Fehler: Er hielt den Finger nicht auf dem Abzug.
    Als er dann wieder schoss, war es zu spät für ihn. Ein weiterer Terraner starb unter schrecklichen Schreien, ein Blue brach zusammen, von der Hitze des Thermostrahls schwer versengt.
    Dann hatten die anderen Flüchtlinge den jungen Sicherheitswächter erreicht. Sie prügelten ihn zu Tode, zerrissen ihn geradezu. Und zeigten dabei keine Gnade.
    Wer konnte es ihnen verdenken? Ich jedenfalls nicht.
    Sie hatten im Zoo in einem Paradies gelebt, und die, die dort gestorben waren, hatten sich noch immer im Garten Eden gewähnt. Aber einige von denen, die überlebt hatten, hatten die Wahrheit erkannt. Und die, die in den Laboren unsagbare Qualen erduldet hat-ten, waren auf sämtliche Aras besonders gut zu sprechen. Ich wusste, was man ihnen angetan hatte, und dachte nicht gern daran.
    Diejenigen, die sich erinnerten, waren nun die Rädelsführer. Sie rissen die anderen mit.
    »Verdammt«, stieß Tifflor hervor. »Genau das hatte ich verhindern wollen. Ein grausames Gemetzel.«
    Ach, ich hatte ihn einfach zum Fressen gern. Dieser Terraner war ein Gutmensch. Ihm war egal, dass das Chaos an Bord unsere Chancen beträchtlich verbesserte, dass die armen Tierchen uns die Drecksarbeit abnahmen und wir nur davon profitierten.
    Er hielt die andere Wange hin und verstand nicht, dass diese Wesen Grausames durchgemacht hatten und es ihren Folterknechten nun heimzahlten. Ein Ara war ein Ara, ganz egal, ob er jemals einen Fuß auf Jaimbor gesetzt hatte.
    Tifflor ging es nur darum, Leben zu retten, das der befreiten Gefangenen genau wie das der Besatzung der KAMMARA. Er verzehrte sich danach, die Insassen des Galaktischen Zoos davon abhalten, ein Blutbad unter den Bordmedizinern anzurichten. Wahrscheinlich ekelte ihn sogar der Gedanke an, dass dieses Blutbad unsere Aussichten erhöhte, mit heiler Haut hier herauszukommen.
    Tiff, ach, Tiff, du bist fast so edel wie Perry. Nur keine Unschuldigen verletzen, nur kein Blutbad anrichten. Wie kann man nur so dumm und blauäugig sein? Nein, etwas Besseres hätte uns nicht passieren können. Hehre Gefühle waren hier fehl am Platz.
    »Weiter!«, rief ich.
    Tifflor zögerte kurz. Wahrscheinlich spielte er mit dem Gedanken, einzugreifen und dem Ara-Raumsoldaten zu helfen, zu versuchen, ihm das Leben zu retten, doch selbst er musste einsehen, dass ein Eingreifen erstens zu spät kam und zweitens die Tierchen nicht mehr zurückhalten konnten. Wo sich Zorn aufgestaut hatte, entlud er sich nun.
    Leise fluchend ließ er sich von mir in die Deckung eines Schotteingangs ein paar Meter hinter uns zurückziehen. Die Rebellen hatten uns nicht bemerkt, aber trotzdem musste ich ansatzweise den Kopf schütteln. Wie hatte jemand, den solch einen Idealismus trieb, drei Jahrtausende lang überleben können?
    Eine Minute später zogen die Flüchtlinge schreiend weiter, auf der Suche nach dem nächsten Ara, den sie töten konnten. Sie hatten Blut geleckt. Falls das noch nötig war; der Drang nach Rache war ein starkes Motiv.
    Tifflor wollte die Nische verlassen, doch ich hielt ihn zurück. »Abwarten!«, flüsterte ich. »Sie sind unberechenbar.«
    Tiff sah mich ungehalten an. Nach zwei Sekunden nickte er. »Ja, da hast du recht.« Ich erkannte, wie es in ihm brodelte. Aber er hielt sich im Zaum.
    Ich winkte und verließ die Nische. Tifflor folgte mir und war immerhin so geistesgegenwärtig, sich den Kombistrahler des toten Sicherheitsjungen zu greifen. Ich hatte darauf

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