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PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

Titel: PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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gewartet, dass er es tat; das ließ gewisse Rückschlüsse auf seinen Geisteszustand zu.
    Tifflors Zustand war zufriedenstellend.
    Wir liefen weiter, hörten in einiger Entfernung das Johlen der Flüchtlinge. Ich sah einen Antigravschacht, blieb so abrupt stehen, dass Tifflor fast gegen mich geprallt wäre. Ich sah ihn an; er nickte; wir sprangen hinein. Leuchtsymbole wiesen uns den Weg zur Zentrale, und wir wechselten die Schwebespur und ließen uns aufwärts treiben.
    »Glaubst du, dass sie in der Zentrale noch Leute haben, die uns Widerstand leisten können?«, fragte ich.
    »Bei dem Chaos an Bord?«, erwiderte Tiff. »Sie werden ausgeschickt haben, was sie können, vielleicht noch zwei, drei Mann zur Sicherung der Zentrale zurückbehalten haben.«
    »Wir werden sie töten müssen.«
    »Unsinn. Es gibt andere Möglichkeiten.«
    Ich sah ihn an. Grinste. Vielleicht sogar wölfisch.
    »Na schön«, sagte er schließlich. »Diesmal machen wir es so, wie du es für richtig hältst. Danach werden wir uns allerdings unterhal-ten.«
    Ich nickte. Ich wusste, was ihn umtrieb. Vielleicht war Perry Rhodan jetzt schon tot. Er hatte keine andere Wahl, musste mir und meiner Skrupellosigkeit vertrauen. Mitfühlende Worte würden Rhodan nicht helfen. »Einverstanden. Eins nach dem anderen. Gibst du mir Feuerschutz?«
    Eine überflüssige Frage. Ich brauchte ihn nicht, um in die Zentrale einzudringen. Aber wenn Tifflor jemanden tötete, um mir zu helfen und den Residenten zu retten, war er unserer Aktion und mir verpflichtet. Dann saßen wir gewissermaßen in einer Space-Jet.
    »Ja. Du gehst raus?«
    »Klar. Auf drei folgst du mir?«
    »Auf oder bei?«
    Solch ein Scherzkeks. Aber ich hatte ihn da, wo ich ihn haben wollte. »Auf«, sagte ich und warf einen Blick auf den Deckanzeiger. Ich musste zuerst die Lage sondieren; vielleicht blieb mir jedoch genau dafür keine Zeit.
    »Schieße, um zu töten«, sagte ich. »Eins, zwei. drei!«
    Ich übertrieb vielleicht etwas, als ich sprang, hart auf dem Deckboden aufprallte, mich abrollte, im Liegen das Ziel visierte und schoss. Alles mit einer einzigen, fließenden Bewegung.
    Vielleicht hätte ein »Vorsicht! Verrückte Aufrührer sind uns dicht auf den Fersen!« genügt, um den Posten zu überrumpeln. Aber ich war nicht bereit, ein Risiko einzugehen.
    Immerhin überraschte Tifflor mich positiv. Er schoss gleichzeitig mit mir, wenn nicht sogar einen Sekundenbruchteil vor mir. Natürlich nicht um zu töten; zu solch einer Konsequenz war er wohl einfach nicht fähig. Aber es ging um das Leben seines Freundes Perry, und das ließ ihn über den eigenen Schatten springen.
    Zwei Wachposten sicherten den Zugang zur Zentrale. Der Schutzschirm des hinteren leuchtete unter Tifflors Beschuss auf, und mir wurde klar, dass mich mehr als nur ein unsichtbares Band an Julian fesselte. In diesem Moment bekam ich zum ersten Mal einen Ein-druck davon, wie er dachte.
    Punktbeschuss war normalerweise nur zu zweit möglich; vorhin hatte ich allein von der Dummheit meines Gegners profitiert. Ich hätte darauf warten können, dass Tiff sich auf mein Ziel konzentrierte, wusste aber, dass er es nicht tun würde. Also nahm ich den Soldaten unter Feuer, den er mit seinem Beschuss zurückgetrieben hatte, und im nächsten Moment überkreuzten sich die Strahlen aus unseren Waffen und vereinigten sich in einem gemeinsamen Ziel.
    Eine Sekunde später wiederholte sich das Spiel bei dem zweiten Wachposten, und schneller, noch bevor die unerfahrenen Ara-Jünglinge sich über die Ungerechtigkeit des Schicksals beschweren konnten, waren sie tot.
    Großartige Teamarbeit, Tiff, dachte ich. Wenn wir im Bett genauso harmonieren...
    »Das hätte nicht sein müssen«, sagte Julian.
    »Hör doch auf. Genau das musste sein. Wenn du eine andere Möglichkeit gesehen hättest, hättest du mich darauf hingewiesen, nicht wahr?«
    Er schwieg. Genau wie ich wusste er, dass man keine unhaltbaren Positionen verteidigen sollte. Dabei konnte man nur verlieren. Und Tifflor war nicht nur intelligent, er war ein Unsterblicher mit 3000 Jahren Lebenserfahrung und verlor nicht gern.
    Keiner von uns, weder er noch ich, warf einen Blick auf die Leichen. Ich hämmerte auf die Notfallschaltung des Zentraleschotts, und es öffnete sich.
    Die Aras hatten niemals ernsthaft die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass man eins ihrer Schiffe entern könnte. Sie hatten die Sicherheitsvorkehrungen auf ein Minimum reduziert und keine Erfahrung im Umgang mit Krisen.

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