PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
ausgefahren werden. Dazu kommt der halbkugelförmige Schädel, der Übergangslos auf den Schultern sitzt, der breite und schmallippige Mund entblößt ein Raubtiergebiß, dessen Zähne sogar Felsen und Metalle zerkleinern. Das Gewicht eines solchen Riesen beträgt fast vierzig Zentner.
Atlan kennt die Haluter, er ist ihnen vor zehntausend Jahren schon begegnet. Der Arkonide spricht davon, daß er nie wieder solche Kampfer gesehen hat, sie können ihr Zellsystem molekular umwandeln, daß es die Härte und Widerstandskraft von Terkonitstahl erreicht, und sie sind schneller und flinker als eine Antilope. Haluter widerstehen ungeschützt den Thermokanonen eines Raumschiffs.
Tolot brachte zwei Besatzungsmitglieder des Schweren Kreuzers OMARON, der durch einen Unfall zerstört wurde, zur CREST. Er spricht davon, daß sein Volk sich schon vor Jahrtausenden verändert hat, die Haluter haben darauf verzichtet, ihr einstiges galaktisches Reich weiter auszubauen und sich zurückgezogen. Angeblich sind sie heute nur noch Beobachter, die von Zeit zu Zeit von einem unbezähmbaren Abenteuerdrang getrieben werden. Drangwäsche nennen sie es, wenn sie sich austoben.
Was Sie einarbeiten müssen, Scharlbrolwe Guckys erste Begegnung mit Icho Tolot fiel so großspurig aus wie zu erwarten. ›He, Großer, wie ist die Luft da oben?‹. Das bitte wörtlich übernehmen, das bin ich dem Ilt schuldig. Außerdem ›Ich habe mich dazu entschlossen, dir nichts zu tun. Du darfst mich auf den Arm nehmen‹. Und vergessen Sie nicht den Namen Guckytos. Tolot duzt den Mausbiber von Anfang an, obwohl das auf seiner Welt nicht üblich ist. Nur an die Namen der besten Freunde hängt ein Haluter die Silbe ›tos‹ an.
Und nun halten Sie sich fest, Scharlbrolwe, und verpacken Sie den Text in Drei-Teufels-Namen vernünftig, falls nicht, haben Sie die längste Zeit für Regy Bullna geschrieben. Ich verrate kein Staatsgeheimnis, wenn ich sage, daß ich seit Jahrzehnten die Vision einer eigentlich unglaublichen Sternkonstellation hatte — sechs flammende Sonnen, heiße blaue Sterne, die zusammen ein exaktes Sechseck bilden. Das Bild verfolgt mich seit der Anfangszeit der Explorerflotte, trotzdem kann ich bis heute nicht sagen, wieso und woher. Wie ein Schatten geisterte es durch mein Unterbewußtsein und hat sich nun endlich als Realität erwiesen.
Ich habe so die leise Ahnung, daß ES dahintersteckt, nur fehlen mir die Beweise. ES konnte mir das Bild des Sonnensechsecks suggeriert haben — vielleicht als Hinweis auf einen vorherbestimmten Weg der Menschheit. Jedenfalls beginnen wir da, wo andere vor uns aufgehört haben, aufhören mußten wahrscheinlich, ich weiß es nicht so genau.
Das schreiben Sie jetzt nicht, andernfalls ... Sie wissen schon.
Seit neunzehn Jahren suchen unsere Raumschiffe intensiver nach dem Planeten Kahalo, auf dem wir die Überreste einer unbekannten Kultur entdeckt hatten. Perry ebenso wie ich hatte das Gefühl, Kahalos Technik konnte für die weitere Entwicklung des Solaren Imperiums wichtig sein. Neuerdings verschwanden innerhalb weniger Wochen mehrere Raumschiffe im galaktischen Zentrumsgebiet — eines von ihnen war die OMARON.«
»Den nachfolgenden Text einfügen!« befahl ich dem Diktiergerät. »Es erscheint mir wichtig, in diesem Bereich etwas Lokalkolorit zu vermitteln.«
Lokalkolorit? Für einige Augenblicke war ich versucht, den Begriff zurückzunehmen. Perry Rhodan hatte wohl den Kopf geschüttelt. Meine Ausdrucksweise mochte in der Hinsicht Ecken und Kanten haben, das änderte jedoch nichts daran, daß der Milchstraße im Kosmos kaum mehr Bedeutung zukam als einem Hundert-Seelen-Dorf auf der Erde des 25. Jahrhunderts.
Gerade mal 430 Jahre war es her, daß wir den ersten Schritt in Richtung Sterne getan hatten, und nun schickten wir uns bereits an, die Grenze des intergalaktischen Leerraums zu überschreiten und nach einer zweiten Sterneninsel zu greifen.
War das Größenwahn? Oder schlichtweg Notwendigkeit, weil Menschen immer nur vorwärts strebten? Und was würde nach Andromeda folgen?
Mit einem unwilligen Kopfschütteln versuchte ich mich von derart lästigen Gedanken zu befreien. Obwohl ich genau wußte, daß es dazu längst zu spät war. Das »Fieber«, mit dem ich mich damals bei unserer ersten Mondlandung infiziert hatte, steckte immer noch tief in mir.
Es hatte sogar einen Namen: »Abenteuerlust«.
Und es gab auch ein Heilmittel dagegen: Unbeirrbar den einmal eingeschlagenen Weg weitergehen,
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