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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ohne daß Raumschiffe materialisieren — sogar die Robotsonden bleiben aus …
    Achtzig endlos lange Minuten dauert mein Hoffen, dann bricht die Transmitterstrecke erneut zusammen.
    Ich muß davon ausgehen, daß unsere Gegner das Schrotschuß-System erobert haben. Der Eigenname der Maahks für die beiden roten Riesensonnen und den Asteroidengürtel ist wohl nie treffender gewesen: System der Verlorenen.
    Was soll ich Mory Rhodan-Abro sagen und was ihren Kindern Suzan Betty und Michael Reginald, die zum Glück noch nicht verstehen, wie nahe in dieser Welt Freud und Leid beieinanderliegen? Materiell sind sie mehr als abgesichert. Doch es gibt wichtigere Werte. Die Liebe beider Elternteile zum Beispiel. Oder das Gefühl der Geborgenheit. Perrys Schatten wird wohl immer auf den Zwillingen lasten, falls er nicht zurückkommt, muß diese Last erdrückend werden.
    Seit ich von Morys Schwangerschaft erfahren habe, spukt die Erinnerung an Thomas Cardif unter meiner Schädeldecke. Um seinem ersten Sohn eine unbelastete Kindheit und Jugend zu ermöglichen, hatte Perry ihn unter fremder Identität aufwachsen lassen — und damit alles falsch gemacht, was er hatte falsch machen können. Verbitterung und Haß waren die Folge gewesen.
    Vielleicht ist es zu früh, daß ich mir wegen Suzan und Michael solche Fragen stelle, zweifellos ist auch der Zeitpunkt denkbar ungünstig. Aber wen die Medien erst einmal in ihren Klauen haben, den geben sie so schnell nicht wieder frei Die Zwillinge werden mit dem Kainsmal der Berühmtheit aufwachsen — und eines Tages in ein tiefes schwarzes Loch fallen, sobald das Vergessen um sich greift.
    Wie lange wird der Ruhm anhalten, den wir Unsterblichen angehäuft haben? Die Menschen schreien nach Vorbildern, weniger um sich mit ihnen zu identifizieren, sondern um ihrem Neid eine Existenzberechtigung zu geben. Suzan und Michael werden in ihrer Jugend die ganze Palette menschlicher Empfindungen kennenlernen, bevor man sie über kurz oder lang wie eine heiße Kartoffel wieder fallen läßt.
    Ich starre immer noch auf die Kontrollskalen. Kein einziges Schiff ist über den Pyramiden von Kahalo materialisiert. In dem Moment wünschte ich, ich wäre nie auf den aberwitzigen Gedanken verfallen, mich bei der U. S. Space Force zu bewerben. Das Leben wäre einfacher gewesen.
     
     
    Für einen Augenblick hatte ich mich mutlos und schlapp gefühlt. Müde und irgendwie verzweifelt. Auch der zweite Mann des Imperiums hat ein Recht darauf, seinen Gefühlen nachzugeben. Obwohl oder gerade weil es Zwange gibt, mit denen ich mich nie arrangieren werde. Einer davon ist es, mein eigenes Ich zu verleugnen. Ich kann und will nicht strahlende Zuversicht vermitteln, während mir innerlich hundeelend ist.
    Vielleicht war es Intuition. Oder einfach nur meine Erfahrung. Jedenfalls bereitete mir die Massierung unserer Kampfschiffe in geringer Distanz zum Planeten Kahalo zunehmend Magenschmerzen.
    Mein Rückzugsbefehl zu den nächstgelegenen Sonnensystemen wurde mit Verwunderung aufgenommen. Einige Schiffskommandanten äußerten sogar offen Widerspruch. Sie warteten auf die Offensive der Tefroder.
    In ihren Augen war ich wohl der einsame Wolf, der aus Verbitterung falsche Befehle gab. Wenn die Herren Militärakademiker das glaubten, sollten sie ihren Wolf auch haben.
    Viel zu langsam begann sich das Konglomerat der Ortungsreflexe zu lichten.
    Ich schauderte bei jedem Blick auf die Schirme. Dazu glaubte ich, ein spöttisches Lachen zu hören. Auf dem Absatz fuhr ich herum »Du?«, stieß ich hervor.
    Das Lachen endete abrupt. »Ist das alles, was du zu sagen hast, mein zweitältester terranischer Freund? Du? Wie banal das klingt angesichts des nahen Todes.« Das eben noch schemenhafte Abbild eines weißhaarigen alten Mannes verdichtete sich. »Findest du es nicht auch seltsam, Reginald Bull, daß ich an dir einen Narren gefressen habe?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Mich interessiert, wie es um Perry steht«, sagte ich.
    In den Augen des Alten blitzte es auf. »Rhodan lebt«, antwortete er zögernd. »Aber deshalb bin ich nicht gekommen.«
    Wieder diese unnötig lange Pause, die mir die Zeit stahl. Ich spürte eine wachsende Unruhe.
    »Deine Gedanken liegen vor mir wie ein aufgeschlagenes Buch«, spottete ES. »Verrate mir, mein Freund, wieso dir etwas gestohlen werden kann, was dir doch gar nicht gehört.«
    ES hatte von Zeit gesprochen. Mein Zellaktivator? War er gekommen, um ihn zurückzufordern?
    »Heute noch nicht«,

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